Königlich, aber nicht Real: Was dem FC Bayern im Halbfinale gegen Madrid fehlte

Trotz einer kämpferischen Leistung muss sich der FC Bayern in Madrid 1:2 geschlagen geben. Den Münchnern fehlte es dabei vor allem an der letzten Intensität.
Victor Catalina
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Fast, aber nur fast hätten es der FC Bayern, um Joshua Kimmich (l.) und Noussair Mazraoui (m.) ins Endspiel geschafft. Das letzte Wort hatte jedoch Real Madrid.
Fast, aber nur fast hätten es der FC Bayern, um Joshua Kimmich (l.) und Noussair Mazraoui (m.) ins Endspiel geschafft. Das letzte Wort hatte jedoch Real Madrid. © Peter Kneffel (dpa)

Madrid– Es sah alles bestens aus, für den FC Bayern. Alphonso Davies' Treffer schien den Rekordmeister ins Finale gegen Borussia Dortmund zu bringen. Fans und Spieler durften wieder träumen, von einer Wembleynacht, als sie den Cup gewonnen, den Thron erklommen. Mitten in die Freude hinein schallte es jedoch zweimal binnen 163 Sekunden, eines Weckers gleich, "Golllllllllllll de Rrrrrrrrreal Madrid!"

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Nicht der Arjen hat's diesmal gemacht, sondern der Joselu. Aus dem Traum wurde ein Albtraum. Nach dem Spiel saß Thomas Tuchel mit Tränen in den Augen in der Pressekonferenz. Jamal Musiala gab schwer geknickt Interviews in der Mixed Zone. 

"Sehr guter" Auftritt nicht genug: Was dem FC Bayern gegen Real Madrid fehlte

Für die Münchner ist es das nächste Kapitel einer langen Leidensgeschichte in Pokalwettbewerben. Das Weiterkommen gegen Arsenal (2:2, 1:0) war der erste Halbfinaleinzug der Münchner in allen Cup-Wettbewerben seit dem Triple-Jahr 2020. Seitdem gab es im DFB-Pokal peinliche Pleiten gegen Holstein Kiel (7:8 n.E.), Borussia Mönchengladbach (0:5) sowie die Last-Minute-Knockouts gegen den SC Freiburg (1:2) und in Saarbrücken (1:2). In der Champions League war gegen Paris Saint-Germain (2:3, 1:0, nach Auswärtstoren), den FC Villarreal (0:1, 1:1) und Manchester City (0:3, 1:1) Schluss – und nun in Madrid (2:2, 1:2).

"Ich denke, dass wir 90 Minuten ein ordentliches Spiel machen, sehr sehr erwachsen, sehr kompakt, sehr gut in der Verteidigung. Ich glaube auch, dass wir sehr gute Chancen hatten, um Chancen zu kreieren. Das war heute das Einzige, was ein bisschen gefehlt hat", analysierte Matthijs de Ligt. 

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Was fehlte, war die Intensität, die der FC Bayern vergangene Woche über weite Teile des Spiels noch zeigen konnte. Gut zehn Minuten nach Wiederanpfiff überrumpelten die Münchner den Rekordtitelträger mit zwei Treffern von Leroy Sané (53.) und Harry Kane (57., Elfmeter) binnen vier Minuten und hatten in der Folge einige gute Gelegenheiten, auf 3:1 – oder noch mehr – zu stellen. Letztendlich kamen die Königlichen durch Vinícius Júnior noch zum Ausgleich (83., Elfmeter). 

Genau diese Intensität hätte es ein weiteres Mal gebraucht, um Real nicht nur an den Rand des Ausscheidens zu bringen, sondern sie tatsächlich auszuknocken. Bereits im Vorfeld der Partie verwies Sportvorstand Max Eberl auf den gelungenen Auftritt seines vorherigen Arbeitgebers RB Leipzig im Santiago Bernabéu (1:1). Im Anschluss an das Halbfinale gab auch Toni Kroos zu: "Ich glaube, dass Leipzig eine sehr, sehr unangenehme Spielweise hatte, sehr intensiv, sehr gut verteidigt. Das lag uns an dem Tag nicht so gut. Wir haben es nicht gut gelöst."

"Glaube, dass wir immer ein Stück gefährlicher waren": Toni Kroos lobt Auftritt gegen den FC Bayern

Der FC Bayern sei am Mittwochabend sehr passiv gewesen, hielt der Nationalspieler fest. "Gefühlt haben sie uns machen lassen, bis 30-40 Meter vor dem Tor. Wir waren auch im Pressing nicht so gut. In der zweiten Halbzeit waren wir besser. Da haben wir die Abstöße alle zugestellt und dann hat Bayern sich sehr schwergetan, rauszukommen. Ich glaube, dass wir immer ein Stück gefährlicher waren." Vor allem Vinícius bekam die Münchner Defensive zu keinem Zeitpunkt in den Griff. Seinen Schuss ließ Manuel Neuer vor dem 1:1 abprallen. Beim zweiten Tor war es ebenfalls der Brasilianer, der den verwirrungstiftenden Ball in den Strafraum hob.

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Dieser ständige Gefahrenherd fehlte dem Rekordmeister, weil sich sowohl Jamal Musiala als auch Leroy Sané mit Schmerzmitteln und Spritzen durch die vergangenen Wochen schleppten. "Mein Knie, wo ich monatelang mit Schmerzen spiele. Da hab ich Angst gehabt, dass das nicht noch schlimmer wird. Bisschen aufpassen. Ich will, dass das endlich weggeht", klagte Musiala. Neben den beiden mussten auch Serge Gnabry (Muskelfaser) und Harry Kane (Rückenprobleme) vorzeitig ausgewechselt werden. 

Was der FC Bayern aus der Amtszeit von Thomas Tuchel mitnehmen kann 

"Wir haben keinen einzigen Wechsel, den wir aktiv vornehmen. Wir reagieren die ganze Saison auf Verletzungen. Wir sind nur am Reagieren, können nie das Spiel so verändern, wie wir es wollen", ärgerte sich auch Thomas Tuchel. Ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber Carlo Ancelotti, der unter anderem Eduardo Camavinga, Luka Modric und Doppeltorschütze Joselu von der Bank bringen konnte. "Der Unterschied in diesen Spielen, in denen es aussieht, als wären wir schon raus, ist, dass wir Spieler haben, die von der Bank kommen und den Job erledigen können. Das ist sehr wichtig", freute sich Jude Bellingham nach seinem ersten Sieg über den FC Bayern.

Tuchel schwärmte mehrere Male von der Intensität, dem hohen Niveau und dem Konkurrenzkampf in der Trainingswoche vor dem 5:2-Erfolg in Darmstadt, als dem 50-Jährigen ausnahmsweise der komplette Kader zur Verfügung stand. Neben dem Einsatz und (Ergebnis-)Pragmatismus ist das wohl der wichtigste Punkt, den der Rekordmeister aus dem Spiel – und Tuchels Amtszeit – mitnehmen kann. Über weite Teile dieser Champions-League-Saison war der FC Bayern schon königlich – aber eben (noch) nicht Real.

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2 Kommentare
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  • Südstern7 am 10.05.2024 16:46 Uhr / Bewertung:

    Musiala und Sané mit schmerzstillendem Spritzen. Das war nicht zu übersehen. Sie hoffen, dass sie bald beschwerdefrei spielen können. Ein frommer Wunsch. Denn wenn in der Bundesliga die Klappe fällt, werden sie für die Nationalmannschaft fit gespritzt und werden im August ohne nennenswerte Pause weiterwursteln (müssen). Der Gnabry immerhin kriegt die Zeit um seine Verletzungen auszukurieren. Makaber? Ok. Tschuldigung.

    Wir sollten bei der Bewertung dieser Saison nicht vergessen, dass die Mannschaft gesundheitlich arg gebeutelt war. Aber der Hamann hat ja schon angedeutet, dass sein Intimus Tuchel daran auch Schuld ist.

  • Monaco_Flote am 10.05.2024 16:07 Uhr / Bewertung:

    Besonders Real war der Schiedsrichter. 😏

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