Klub-WM: Tortechnik ja – Spray nein!
Technikeinsatz bei der Klub-WM: Die Torlinientechnik hat sich erstmals wirklich bewährt – das "Freistoßspray" für den Schiedsrichter dagegen wirkt einfach nur merkwürdig.
Agadir - Toni Kroos war es herzlich egal, dass er gerade für einen fußballhistorischen Moment gesorgt hatte. "Ich hab's auch so gesehen, dass er nicht drin war. Dafür hätte man die Technik nicht gebraucht", sagte der Nationalspieler von Bayern München über seinen Schuss im Halbfinale der Klub-WM in der 25. Minute. Dieser war von der Unterkante der Latte auf die Torlinie geprallt – ein Fall für die Technik, wenn auch ein klarer.
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Erstmals kam bei einem großen Turnier des Weltverbandes FIFA "Goal Control" wirklich zum Einsatz. Und das System einer deutschen Firma aus Würselen bei Aachen funktionierte wie erwartet gut. Schiedsrichter Bakary Gassama aus Gambia wurde umgehend per Akustik-Signal darüber informiert, wie er zu entscheiden hatte. Wenige Augenblicke später bekamen auch die Fans auf der Stadionleinwand vorgeführt, dass der Ball die Torlinie nicht mit vollem Durchmesser überquert hatte.
Das System war bereits beim Confed Cup im vergangenen Sommer in Brasilien getestet worden, strittige Szenen gab es dort jedoch nicht. Auch bei der WM am Zuckerhut im kommenden Jahr wird es eingesetzt, um Vorkommnisse wie das legendäre Wembley-Tor 1966 oder den nicht anerkannten Treffer der Engländer im WM-Achtelfinale 2010 gegen Deutschland zu vermeiden. Schiedsrichter und Spieler weltweit begrüßen die Neuerung.
"Ich bin demgegenüber sehr positiv gestimmt, weil es einfach wichtig ist. In anderen Sportarten sieht man, dass es funktionieren kann oder funktioniert. Der Fußball hängt da vielleicht ein bisschen hinterher, deswegen passt es gut", sagte Bayern-Kapitän Philipp Lahm. Auch Kroos gab zu verstehen, dass er die Technik grundsätzlich begrüßt.
Ganz anders lag die Sache bei dem Spray, das nach jahrelangem Testlauf bei unterschiedlichen, zum Teil hochklassigen Turnieren wie der Copa América nun in Marokko erneut getestet wird. Schiedsrichter sprühen es auf den Rasen, um bei Freistößen den vorgeschriebenen Abstand zwischen Schütze und Gegenspielern zu gewährleisten. Doch anstatt das Spiel zu beschleunigen, verzögerte der Einsatz des Sprays durch den gestenreichen Gamassa den Verlauf.
"Ich stelle mir das vor bei einem Spiel, das kurz vor Schluss auf Messers Schneide steht...", sagte Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer schmunzelnd: "18, 20 Meter zentral vor dem Tor lasse ich mir das gefallen. Aber seitlich oder sonstwo ist das nur Zeitverschwendung." Torhüter Manuel Neuer klagte: "Wir hätten gerne schnell gespielt, aber der Schiedsrichter musste ja Farbe aufs Feld malen." Immerhin: Nach rund 60 Sekunden ist das Weiß nicht mehr zu erkennen.