Mentalität "wie Jordan und Bryant": Flick verteidigt Bayern-Star Kimmich – und erntet dafür Spott

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus kritisiert Joshua Kimmich deutlich. Beim Bundestrainer kommt das nicht gut an. Hansi Flick reagiert mit einem großen Vergleich – und erntet dafür Spott.
Patrick Strasser |
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Bundestrainer Hansi Flick und Joshua Kimmich.
Bundestrainer Hansi Flick und Joshua Kimmich. © imago/Schüler

Watschau/MünchenLothar Matthäus und Hansi Flick sind gute Freunde, haben früher zusammen beim FC Bayern gespielt. Der DFB-Rekordnationalspieler ist der Patenonkel von Flicks älterer Tochter Kathrin, die Familien kennen sich gut. Und doch hält Matthäus mit seiner Kritik an der Nationalmannschaft und insbesondere an deren aktuellem Kapitän Joshua Kimmich nicht zurück – ob es nun dem Bundestrainer gefällt oder nicht.

Meist nimmt der 58-jährige Flick Meinungen von Experten zumindest äußerlich betrachtet recht cool hin – doch vor dem EM-Testspiel diesen Freitagabend in Warschau gegen Gastgeber Polen platzte ihm bei der Pressekonferenz im Stadion Narodowy am Donnerstagabend der Kragen. Dabei ist Flick keiner, der auf den Tisch haut, der schreit.

Reizfigur Joshua Kimmich: Schlagabtausch zwischen Matthäus und Bundestrainer Flick

Er versucht, durch seine Wortwahl Ausrufezeichen zu setzen. Ohne dass es bei einer Frage explizit um Bayern-Profi Kimmich ging, sagte er: "Ich will auch mal Jo Kimmich ansprechen, weil es mir am Herzen liegt. Jo war vor einem Dreivierteljahr ein Weltklassespieler, und jetzt aktuell macht er die Spieler schlechter. Das sind Dinge, die ich nullkommanull verstehe."

Damit zielte Flicks Ärger speziell auf Matthäus ab. Der 62-Jährige hatte nach dem enttäuschenden 3:3 des DFB-Teams am Montag gegen die Ukraine der "Sport Bild" gesagt: "Die Nebenleute wurden neben ihm zuletzt konstant schlechter: egal, ob Goretzka, Sabitzer oder Gravenberch. Weil sie für Kimmich – ungewohnte – Arbeit mitmachen mussten." Der 28-Jährige stehe sich manchmal selbst im Weg, so Matthäus: "Kimmich will auf dem Platz teilweise zu viel und schadet damit nicht nur sich selbst – sondern auch den Kollegen."

Matthäus ledert gegen Joshau Kimmich – und Hansi Flicks Personalentscheidungen

Flick stellte sich in Warschau schützend vor seinen Schlüsselspieler Kimmich, hielt ein flammendes Plädoyer für seinen Mittelfeld-Chef: "Jo will immer das Beste, will immer siegen. Er hat die Mentalität, gewinnen zu wollen, dafür tut er alles, in jedem Training, an jedem Tag, in jedem Spiel."

Doch Matthäus legte in seiner Sky-Kolumne nach: "Warum soll auf einmal Goretzka auf der Sechs spielen und Kimmich auf der Acht? Es hat alles funktioniert bei Bayern bis vor eineinhalb Jahren, sie haben mit Flick als Trainer sechs Titel gewonnen. Das ist mein Kritikpunkt. Hansi hat Kimmich in seinem neuen System etwas vorgeschoben und Goretzka hinten spielen lassen. Das hat nicht funktioniert. Ich verstehe eins nicht: Warum reiße ich etwas auseinander, was über Jahre in München erfolgreich funktioniert hat, nur weil ich Neues ausprobieren will?"

Mentalität wie Michael Jordan: Bundestrainer Flick schwärmt von FC-Bayern-Star Kimmich

Flick verglich Kimmich daraufhin sogar mit zwei absoluten US-Basketball-Legenden: "Die Mentalität, die er hat, die haben Kobe Bryant oder Michael Jordan gehabt. Er ist dadurch ein Vorbild von allen Spielern. Deswegen würde ich mir wünschen, dass man in einer Phase, wo es nicht so läuft, wenn man die Umstände, die im Verein waren, auch berücksichtigt. Das ist mehr als verständlich, dass man mal eine schlechte Phase hat."

Ein starkes Signal an Kimmich, den ohnehin schon heimlichen Kapitän - nicht nur der Zukunft, sondern der Gegenwart, obwohl Torhüter Manuel Neuer und Thomas Müller im September ins DFB-Team zurückkehren sollen und als Leader für die Heim-EM 2024 eingeplant sind.

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Mittelfeld im DFB-Team: Kimmich oder Gündogan – oder beide?

Verknüpft Flick somit sein Schicksal mit der Frage, ob Kimmich den Vertrauensvorschuss mit Leistung zurückzahlt? Das nicht. Er möchte Ruhe haben rund um seine Mannschaft und intern ein Zeichen setzen, sich nicht alles von Experten oder den Medien gefallen zu lassen.

Fraglich ist, wie der mediale Auftritt von Flick bei Ilkay Gündogan angekommen ist, dem frisch gebackenen Champions-League-Sieger mit Manchester City. Nicht nur als Kapitän ist der 32-Jährige die prägende Figur der Nordengländer und damit Hoffnungsträger vieler Experten für eine tragende Rolle im DFB-Mittelfeld. Anstelle von Kimmich? An der Seite von Kimmich? "Jeder erwartet jetzt, dass ich sage: Ilkay spielt immer", meinte Flick und stellte klar: "Aber ich möchte davor warnen: Es werden gerne Spieler Richtung Sonne gehoben und dann schauen wir hoch, wie sie verbrennen."

Keine Kritik mehr? Kimmich und Co. haben es in der Hand – bzw. in den Füßen

In Bezug auf Kimmich stellt sich die Frage: Ist er nun Überflieger oder eine – die Mannschaft belastende – Reizfigur? Zur generellen, medialen Aufarbeitung der Leistungen der Nationalelf ein Jahr vor Beginn der Heim-Europameisterschaft meinte Flick, die Kritik sei "auch okay, wenn sich das auf meine Person fokussiert, aber lasst die Spieler außen vor".

Die haben es jedoch selbst in den Füßen, jede Kritik im Keim zu ersticken – mit Leistung.

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6 Kommentare
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  • Herr Gamsbichler am 17.06.2023 15:19 Uhr / Bewertung:

    Wir müssen uns damit abfinden das wir international nur mit mittelmäßigen Spielern aufwarten können. Da ist es ziemlich egal wer Bundestrainer ist.
    Die "goldene Generation" um Schweinsteiger, Lahm, Klose, usw. ist vorbei.

  • AufmerksamerLeser am 16.06.2023 21:39 Uhr / Bewertung:

    Blablabla
    Es steht eben 1:0 für Polen. Da geht es doch darum, dass man den BT gleich wieder rausschmeißt

  • Südstern7 am 16.06.2023 12:05 Uhr / Bewertung:

    Ich weiß nicht ob es seriös ist das Matthäus Urteil mit anonymen Usern, die irgend etwas im Netz zwitschern, untermauern zu wollen. Wer einen Fußballer als "Wicht" bezeichnet , muss nicht auch noch Beachtung finden und zitiert werden. Es wäre klüger, wenn sich die AZ fachlich mit dem Thema auseinander setzen würde. Meine Meinung.

    Fakt ist: Kimmich hat keine gute Phase, er kann aber deutlich mehr, wie er in der Vergangenheit bewiesen hat. Als Sündenbock für den Mist, den andere (auch) spielen, sollte er nicht dienen. Unter dem Strich hat er immer noch mehr gemacht als andere in seinem Team. Es ist Aufgabe eines Trainers das richtige Mischverhältnis im Team herzustellen.

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