"Katastrophal", "Kollektives Versagen", "Blackout": FC Bayern geht nach Gladbach-Klatsche hart mit sich ins Gericht

Mönchengladbach - Die Bayern versuchten nicht einmal, irgendetwas schönzureden. Besser so. Damit hätten sie sich an diesem denkwürdigen Mittwochabend wohl endgültig lächerlich gemacht. Beim Zweitrunden-Kracher im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach zeigten die Münchner eine in jeglicher Hinsicht indiskutable Leistung und schlichen nach der 0:5-Niederlage wie geprügelte Hunde vom Platz.
Als sich die Schmach, die am Ende gar historische Ausmaße annehmen sollte, abzeichnete, herrschte komplette Fassungslosigkeit bei Fans und Verantwortlichen. "Und ihr wollt Deutscher Meister sein", stimmten die Gladbacher Fans schon nach einer guten Stunde an, während die Chefetage um Vorstandboss Oliver Kahn auf der Tribüne mit versteinerter Mine das Geschehen auf dem Rasen verfolgte.

Müller: "Haben nicht den Punkt gefunden, wo der Bayern-Wutmotor angeht"
"Ihr könnt loslegen, wie ihr wollt. Wir haben gar kein Argument", meinte Thomas Müller - wohlwissend, was für ein Beben das Ergebnis auslösen würde - nach dem Debakel bei "Sky": "Wir müssen uns dem stellen, heute kann man alles hinterfragen und liegt immer richtig."
Der Rekord-Pokalsieger war von Beginn an chancenlos und ging schon nach 76 Sekunden durch einen Treffer von Manu Koné in Rückstand. Auch danach fanden die Bayern überhaupt nicht ins Spiel und wurden insbesondere in den ersten 20 Minuten teilweise vorgeführt. Ramy Bensebaini (15. und 21.) und Breel Embolo (51., 57.) sorgten für die weiteren Treffer der furiosen Fohlen.
"So ein kollektives Versagen von einer Bayern-Mannschaft in so einem wichtigen Spiel, habe ich selber noch nicht erlebt, deswegen ist das erstmal ein bisschen schwierig zu fassen", sagte Müller nach der höchsten Pokal-Pleite der Bayern-Geschichte weiter. "Über das ganze Spiel haben wir nicht den Punkt gefunden, wo der Bayern-Wutmotor angeht."
Salihamidzic nach Gladbach-Desaster: "Wir sind alle schockiert"
Einzig Manuel Neuer, der mit mehreren starken Paraden eine noch höhere Niederlage verhinderte, erwischte am Mittwochabend keinen unterirdischen Tag. "Wir haben Manu (Torwart Manuel Neuer, d. Red.) heute schön alleine gelassen. Wenn wir ihn heute ausnehmen, war das von allen Beteiligten eine katastrophale Leistung. Das muss man erst einmal hinbekommen", meinte Müller beinahe etwas erstaunt.
Ähnlich ungläubig gab sich Sportvorstand Hasan Salihamidzic nach der Partie. "Das ist wirklich schwer zu erklären. Wir sind alle schockiert", gab Salihamidzic unumwunden zu. Vor allem in der ersten Halbzeit sei seine Mannschaft "überhaupt nicht da" gewesen. "Da haben wir ein paar Zweikämpfe gewonnen, aber die kann man an einer Hand abzählen. Wir haben uns total den Schneid abkaufen lassen", kritisierte der Sportvorstand.
Nach den zuletzt starken Leistungen habe er einen "kollektiven Blackout" gesehen: "Das war unglaublich. Wir haben uns auch gewundert, warum wir nicht so spielen, wie wir es in den letzten Wochen gemacht haben."
Mit dem Traum vom Triple wird es in dieser Saison also nichts mehr für die Bayern. Viel mehr geht es in den kommenden Tagen darum, das Desaster von Gladbach irgendwie aus den Knochen zu bekommen. Am kommenden Wochenende geht es für die Münchner zum Tabellenfünften Union Berlin.
Union Berlin wartet: Schwere Aufgabe für die Bayern
Immerhin: Womöglich wird am Samstag wieder Trainer Julian Nagelsmann an der Seitenlinie stehen. Der 34-Jährige musste die Schmach am Mittwoch aufgrund seiner Corona-Infektion erneut von der heimischen Küche aus verfolgen. Am Donnerstag unterzieht er sich erneut einem PCR-Test. Ist dieser negativ, kann er seine Quarantäne beenden.
Falls nicht, wird erneut Dino Toppmöller die Mannschaft betreuen. Auch der 40-Jährige richtet den Blick bereits nach vorne. "Wir müssen heute und morgen die Häme und den Spott ertragen, das ist jetzt nun mal so. Davor waren wir immer die Super-Bayern, die alles zerlegt haben. Heute sind wir richtig auf die Nase gefallen", konstatierte Toppmöller nach der bitteren Niederlage: "Am Samstag bei Union wird es mit Sicherheit auch ein emotionales Spiel, in dem wir von Anfang an die Zweikämpfe und die Art und Weise des Gegners besser annehmen müssen. Dort müssen wir auf jeden Fall ein anderes Gesicht zeigen."
Es gibt wohl niemandem beim FC Bayern, der ihm da widersprechen würde. Wobei man den Münchnern an diesem denkwürdigen Abend im Borussia-Park wirklich vieles vorwerfen konnte – Schönrederei gehörte jedenfalls nicht dazu...