Kantersieg im Supercup: So umwerfend frühreif ist der FC Bayern München
München - Sie trugen den Pokal triumphierend in Richtung Fankurve als wäre es der DFB-Pokal – und nicht die Trophäe, die es bei der Saison-Ouvertüre zu gewinnen gibt. Nicht einmal bei den Supercup-Erfolgen der vergangenen beiden Jahre, als man das fußballerische Präludium in Dortmund gegen den BVB gewonnen hatte, feierten die Bayern-Profis derart ausgelassen und intensiv wie nach dem 5:0 am Sonntagabend in Frankfurt.
Inklusive einer einstudierten Show-Einlage, nett choreographiert. Wie einst die Sommermärchen-Nationalelf bei der WM 2006 stellte sich die Mannschaft als Kegel auf, Thomas Müller holte mit einer imaginären Kugel aus und räumte alle ab. Rücklings ließen sich Manuel Neuer und Co. auf den Rasen plumpsen. Ein Kinderspiel, wie dieses 5:0 gegen den Pokalsieger. Die Bayern sind bereits in Frühform, umwerfend gut.
Ein Einser, sechs Zweier: Die Noten für geprügelte Bayern
FC Bayern gegen Frankfurt: Thiago trifft in Unterzahl
Der Abo-Meister auf dem Weg zum siebten Titel hintereinander? Wer Zweifel hat, hebe die Hand. "Der Titel bedeutet nach den Enttäuschungen ab Mitte April für den Verein und uns Nationalspieler sehr viel", sagte Mats Hummels, einer von sechs Spielern, die das WM-Debakel mit dem Vorrunden-Aus in Russland durch den Sommerurlaub und die Vorbereitung schleppten. "Wir haben viel reingelegt, weil wir positiv in die Saison starten wollten", fand der Innenverteidiger. (Hier gibt's mehr Stimmen zum Sieg der Bayern)
Tatsächlich waren die Bayern, die am Mittwoch (18 Uhr/live bei DAZN und im AZ-Liveticker) noch ein Testspiel beim Zweitligisten Hamburger SV bestreiten, bei der Revanche für das 1:3 im Pokalfinale Mitte Mai deutlich überlegen, erzielten das 5:0 durch Thiago sogar in Unterzahl. (Lesen Sie hier: So geht's dem verletzten David Alaba)
"Wir hatten noch keine englische Wochen, die Kräfte sind noch voll da, deshalb konnten wir so aufs Tempo drücken", analysierte Thomas Müller, der leer ausging, aber gut mitkombinierte. Für ihn war es "ein Top-Spiel von uns". Weil? "Wir waren sehr dominant, aktiv. Die Körpersprache war super. Wir wollten ein Zeichen setzen, gleich ein gutes Ergebnis erzielen, auch nicht nachlassen bei 2:0- oder 3:0-Führung, sondern durchziehen."
FC Bayern und der Supercup: Es geht um Stammplätze
Der Rest der Liga – darf man die Mannschaften Konkurrenz nennen? – wird die Signale verstanden haben. Nachlassen ist nicht bei diesen Bayern. Schon gar nicht unter dem neuen Trainer Niko Kovac, bei dem sich, so Müller, "jeder anbieten will". Ob in der A-Klasse oder beim Meister – die Reflexe der Spieler sind überall dieselben.
Es geht um Stammplätze, in Frankfurt fehlten die angeschlagenen Jérôme Boateng, James Rodríguez, Serge Gnabry sowie Weltmeister Corentin Tolisso, der erst am Sonntag das Training wieder aufgenommen hatte. Was für eine Auswahl. Müller betonte: "Die Motivation ist sehr hoch bei allen."
Bayern-Coach Kovac: Trotzreaktion war zu sehen
Aus Frust und Lust. Frust über das Ende der vergangenen Saison mit dem bitteren Halbfinal-Aus in der Champions League gegen Real Madrid und dem weggeworfenen Pokalfinale gegen die Frankfurter. Seit Anfang Mai, seit dem 2:2 im Bernabeu, war der Stecker gezogen. Die Bayern haben nun wieder Strom. Kovacs Einstand, ausgerechnet gegen den Ex-Verein, glückte in Gänze.
"Ich freue mich für Niko, dass er solch einen Start hatte. Das erleichtert vieles", meinte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der seinen Kumpel in höchsten Tönen lobte: "Der Trainer ist sehr fleißig, arbeitet akribisch. Er gibt der Mannschaft viele Dinge mit auf den Weg. Wir sind gut vorbereitet, die Jungs sind gut drauf."
Die Spieler schätzen die klaren Vorgaben ihres neuen Chefs. "Wir haben jetzt einen Plan und sind auf einem guten Weg", sagte Abwehrspieler Niklas Süle. Dass auch diese Meisterschaft einseitig wird? Was sonst? Weihnachten fällt auch wieder auf den 24. Dezember.
"Ich glaube, dass die Trotzreaktion zu sehen war", fand Kovac, "und in der ganzen Saison zu sehen sein wird." Die Nationalspieler würden "sich gegenseitig pushen". Denen müsse man gar nichts sagen. Glücklicher Trainer, arme Bundesliga.