"Kann natürlich den Trainer rauswerfen": Wie der FC Bayern die Saison noch retten will
München - Ein ratloser Blick zierte das Gesicht von Bayern-Trainer Thomas Tuchel nach der 0:2-Pleite gegen den BVB. "Wir haben alle das Gefühl, dass wir in keiner Phase den Spirit und die Leidenschaft auf den Platz gebracht haben, die nötig ist, um Fußballspiele zu gewinnen", resümierte der scheidende Übungsleiter der Münchner.
Dabei türmten wohl im Kopf von Tuchel einmal mehr die Fragezeichen, wie es zu solch einer Leistung kommen konnte. Hatte seine Mannschaft doch jüngst mit zwei Kantersiegen gegen Mainz (8:1) und Darmstadt (5:2) gezeigt, zu was sie in der Lage ist. Nun mal wieder eine Nicht-Leistung – wie schon so oft in dieser Saison.
Was also tun, Herr Tuchel? Immerhin erklingt in einer Woche die Champions-League-Hymne im Londoner Emirates Stadium.
Was tun, FC Bayern? Hamann: Thomas Tuchel weg, José Mourinho her?
Geht es nach Sky-Experte Dietmar Hamann, sieht die Antwort klar aus. Um eine Schmach gegen Arsenal zu verhindern, sollten die Bayern-Bosse die Reißleine ziehen und schon in den nächsten Tagen einen neuen Coach installieren, sagte der ehemalige Müncher Profi im Sport1 "Doppelpass": "Für mich muss sich die Frage stellen, ob sie mit Thomas Tuchel in die nächsten Wochen gehen." Ein möglicher und kurzfristig verfügbarer Interimskandidat laut Hamann: the special one, Jose Mourinho.
Bei den Bayern ist man da (noch) ganz anderer Meinung. "Man kann natürlich den nächsten Trainer rauswerfen und sagen, wieder der nächste Trainer und wieder der nächste Trainer", so Sportvorstand Max Eberl. "Aber es sind schon auch die Jungs, die ihre Leistung auf den Platz bringen müssen."
Joshua Kimmich hatte "nie das Gefühl, dass wir es unbedingt gewinnen wollen"
Das Brennglas auf die Spieler richtete auch Joshua Kimmich. "Wir waren sehr gut eingestellt vom Trainer. Am Ende des Tages müssen wir Spieler das auf dem Platz richten", betonte der 29-Jährige. Die Schuld, warum der Rekordmeister nicht mehr à la "Mia san mia" von Sieg zu Sieg huscht, sieht er bei der Gier seiner Mitspieler.
"Ich hatte nie das Gefühl, dass wir es unbedingt gewinnen wollen. Unabhängig von der Tabellensituation würden mir genug Gründe einfallen, gut zu spielen und Spiele zu gewinnen", sagte Kimmich und holte nochmal zur Verbalwatsche an das Team aus: "Ich hatte auf dem Platz das Gefühl, es ist ein Freundschaftsspiel und kein Heimspiel gegen den BVB." Rums!
Länderspielpause darf nicht als Ausrede für den FC Bayern gelten
Auch Thomas Müller bemängelte den Siegeswillen, für den der FC Bayern in den letzten Jahren bekannt war: "Man hat es in unseren Augen nicht gesehen, dass wir das Spiel unbedingt gewinnen wollen." Und dass, obwohl der Rekordmeister laut dem Routinier nicht gegen deine Dortmunder Mannschaft gespielt habe, die "das Messer zwischen den Zähnen hatte."
Eine Erklärung, wie es zu einem derartigen Ausfall gegen den BVB kommen konnte, hatte aber keiner der Akteure. "Die Länderspielpause wäre natürlich die einfachste Ausrede", so Sven Ulreich. "Aber wir haben Top-Spieler, die sind es gewohnt, aus der Nationalmannschaft zurückzukommen. Da erwarte ich von den Jungs, dass sie mit Power vorangehen."
Davon war gänzlich wenig zu sehen. Um gegen die Gunners nun nicht schon im Hinspiel die letzten Titelchancen zu verspielen, richtete Ulreich einen klaren Appell an seine Mitspieler: "Jeder Spieler muss sich hinterfragen, wenn wir in so ein Spiel gehen, wie viel Power gebe ich. Die Jungs sind klasse Spieler, die müssen das einfach nur wieder auf den Platz bringen." Ob es dafür auch einen neuen Impuls an der Seitenlinie braucht?