Kahn-Moment: FC-Bayern-Keeper Neuer regt sich über etwas ganz anderes auf
München - Der Traum vom Wembley, er ist geplatzt. Im Estadio Santiago Bernabéu musste sich der FC Bayern mit 1:2 den Galaktischen geschlagen gegeben. Wie schon im Hinspiel war es ein individueller Fehler, den die Truppe von Trainer Carlo Ancelotti eiskalt bestrafte. Dieser kam in jener Madrider Nacht von einem Spieler, der vor allem in der ersten Hälfte die Münchner mit starken Reflexen vor dem Rückstand bewahrte: Torhüter Manuel Neuer.
Eberl über Neuer-Fauxpas: "Tragisch für Manu"
"Manuel hat uns im Spiel gehalten mit starken Paraden", resümierte Sportvorstand Max Eberl nach der Partie. Damit meint der 50-Jährige allem voran das Dauerfeuer von Real-Flügelflitzer Vinicius Junior. Doch in der 88. Minute avancierte der vermeintliche Held von Madrid zur tragischen Figur. Wieder versuchte sich Vinicius Junior am ehemaligen Welttorhüter, doch diesmal ließ Neuer den Ball nach vorne direkt auf den Schlappen von Joselu klatschen.
"Tragisch natürlich für Manu, weil er weltklasse gehalten hat und dann dieser Ball kommt, den er von 1000 Mal 998 Mal sicher fängt und einmal zur Seite boxt und einmal passiert, was passiert ist", so Eberl weiter. Einen Vorwurf machen wollte er dem Bayern-Kapitän nicht. Ähnliche Worte fand sein Trainer Thomas Tuchel: "Manu, der bis dahin so überragend gehalten hat, macht einen Fehler, den er in hundert Jahren nicht macht."
FC Bayern: Kahn passierte bei WM 2002 ähnlicher Fehler
Neuer selbst zeigte sich nach der Partie in den Katakomben des Bernabéu enttäuscht. "Ich fühle mich schlecht, wie alle anderen, die für den FC Bayern alles geben", sagte der Torwart des FC Bayern. "Ich denke, die Situation war schwer für mich." Einer, der mit Neuer mitfühlen wird, sah die Situation von der Tribüne aus. Oliver Kahn, der einstige Titan und Bayern-Boss, war in die spanische Hauptstadt gereist, um seinen Ex-Klub anzufeuern.
Ein ähnlicher Patzer war ihm im WM-Finale 2002 gegen Brasilien passiert. Damals wie heute kam ein unangenehmer Ball aus der zweiten Reihe. "Ich habe den Ball anders erwartet", erklärte Neuer. "Der Ball ist Richtung Hals hochgesprungen und da konnte ich ihn nicht mehr festmachen. Das war so ein bisschen das Problem. Laut der Flugbahn, wie Vinicius Junior ihn geschossen hat, habe ich mit dem Ball viel weiter unten gerechnet. Er ist dann hochgesprungen."

Müller muntert Neuer auf: "Passieren immer Dinge, die man sich nicht wünscht"
Der 38-Jährige selbst ärgerte aber gar nicht hauptsächlich über den Fauxpas, der ihm beim Schuss von Vinicius Junior unterlaufen war, sondern vielmehr über die Situation, die zur Torchance führte: "Ich habe schon Fehler gemacht, gar keine Frage. Ich rege mich aber eher über den Abwurf auf, dass ich ihn nicht ein oder zwei Meter weiter über Luka Modric geworfen habe."
Aufmunternde Worte für den resignierten Neuer gab es von Routinier Thomas Müller: "Wir sind alle Profis. Wir versuchen gute Aktionen zu machen. Es passieren immer Dinge, die man sich nicht wünscht." Denn ändern kann Neuer an der Situation eh nichts mehr. Nun heißt es, sich auf den Bundesliga-Endspurt zu fokussieren. Am Sonntag steht bereits das letzte Heimspiel der Saison gegen den VfL Wolfsburg an.