Jupp Heynckes: Bayern-Team verwehrt ihm den größten Abgang

München/Berlin - "Jupp, Jupp, Jupp!" Die Sprechchöre auf dem Münchner Marienplatz am Sonntagnachmittag fanden kein Ende. Heynckes, der Große. Heynckes, der Größte. Gefeiert von den Fans, von der Mannschaft des FC Bayern, von den Bayern-Bossen.
Karl-Heinz Rummenigge erinnerte auf dem Rathausbalkon bei der Meisterfeier an die Konstellation von vergangenem Oktober. Fünf Punkte hinter dem Tabellenführer Borussia Dortmund. Nun Deutscher Meister mit 21 Punkten Vorsprung.
Double wäre Heynckes' Krönung gewesen
Doch das Double blieb aus. Es war nicht Heynckes' Schuld: Die Mannschaft des FC Bayern zeigte im DFB-Pokalfinale nicht gerade seine beste Saisonleistung. "Sie haben ein wenig mehr investiert als wir, wir hatten trotzdem viel mehr Chancen, zwei mal die Latte getroffen. Wir hätten viel mehr Tore machen müssen. Es war nicht das beste Spiel von uns", gestand Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach der Pokalpleite.
Dabei wäre es die Krönung für Heynckes gewesen. Er stabilisierte die Mannschaft nach den Unruhen, die während der Zeit von Carlo Ancelotti entstanden sind. Die Menschlichkeit, die Empathie, die er mitgebracht hat, waren wichtige Werte, die beim FC Bayern wieder eingeführt werden mussten", erklärte auch Vorstandsboss Rummenigge.
Bayerns Mannschaft verliert drei wichtige Spiele
Das Double verschenkte die Mannschaft und verwehrte Heynckes damit einen ganz großen Abgang. Joshua Kimmich hatte es nach dem Spiel auf den Punkt gebracht: "Für den Trainer ist es extrem bitter, wie wir das Spiel gegen den VfB Stuttgart verloren haben, und dann heute mit solch einem Spiel aufzuhören."
Nach dem unglücklichen Champions-League-Aus gegen Real Madrid, dem verpatzten Saisonfinale gegen den VfB Stuttgart nun die dritte Enttäuschung. Nach herausragend starken sieben Monaten unter dem 73-Jährigen ein Abschluss, der nicht ins Bild passt.
Ebenso wenig wie der unrümliche Abgang von Thiago, der nach seiner Auswechslung im Pokalfinale (und einem bescheidenen Auftritt obendrein) seinem Noch-Trainer den Handschlag verwehrte.
Heynckes geht mit Stil
Bei aller Enttäuschung und Wut bewies Jupp Heynckes aber: Der Ton macht die Musik - und ein respektvoller Umgang mit allen macht ihn zum Helden. Statt seine Spieler zu kritisieren, bedankte er sich. Statt gegen die Schiedsrichter zu wüten, sagte er: "Es hat nicht sollen sein." Statt sich selbst zum Abschied feiern zu lassen, wollte er, dass die Mannschaft gefeiert wird.
Heynckes kam als einer der Ersten auf den Rathausbalkon und er ging als Letzter. Als Größter. "Danke, Jupp!" stand auf einem Fan-Plakat. Von der Mannschaft hätte dieses "Danke" aber größer sein können.
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