DFB-Pokal Finale: Heynckes letztes Spiel - König Jupp dankt ab
Berlin - Das reine Double hat Jupp Heynckes noch nie gewonnen. Okay, ein Korinthenkacker-Gag, schließlich holte der Trainer 2013 das in Bayerns Vereinshistorie einmalige Triple. Am Samstag trifft der Meister in Berlin auf Eintracht Frankfurt, um mit einem Erfolg im Pokalfinale (20 Uhr, ARD und Sky live, AZ Liveticker) das Double dingfest zu machen. Für Heynckes wäre es - was, erst? - der dritte Pokalcoup seiner Karriere. 1973 als Spieler mit seinem Heimatverein Borussia Mönchengladbach und eben 2013 als Coach mit seinem Wahlheimatverein FC Bayern.
Nach einem knappen halben Jahrhundert im Profifußball, als Spieler und Trainer, heißt es: Servus, Jupp! Der König dankt ab! Es ist das Abschiedsspiel des 73-Jährigen, diesmal endgültig, unwiderruflich - und garantiert resistent gegen Hoeneß' nächsten Hilfe(-an)ruf.
Akribisch hat er dieses Pokalfinale vorbereitet. Per Videostudium beschäftigte er sich intensiv mit dem letzten Gegner seiner Karriere. Künftig schaut er Fußball nur noch zum Vergnügen - wenn überhaupt. "Vielleicht mache ich nachmittags auch mal ein Nickerchen, wenn ich müde bin."
Volle Fokussierung auf das Pokalfinale
Dafür war an seinen letzten Arbeitstagen an der Säbener Straße keine Zeit. Mit seiner Erfahrung aus knapp vier Jahrzehnten Trainerleben forderte er von seinen Spielern und der kompletten Belegschaft, alles auf das Ziel Pokalsieg auszurichten. Medientermine der Spieler wurden gestrichen. "Wir müssen den Kopf da haben, wo es notwendig ist: in unserem Kerngeschäft", betonte Heynckes.
Hier zeigt sich eine seiner großen Stärken: Eine Mannschaft - mehr noch: einen ganzen Verein - auf eine gemeinsame Sache einzuschwören, Menschen auf seinen Weg mitzunehmen und für das gemeinsame Ziel zu begeistern. Ein Höchstmaß an Disziplin und Professionalität lebte Heynckes seinen Spielern vor und verlangte dies auch umgekehrt. Dazu gegenseitigen Respekt, Pünktlichkeit, Sauberkeit und ab und an ein Verzicht aufs Smartphone - etwa auf den Massage-Liegen. Wer sich an seine Regeln hielt, erntete Zuwendung und Zuspruch, Menschlichkeit und Wärme.
Bilder: Bayern Münchens Weg ins DFB-PokalfinaleDieser Heynckes war anders als in seiner ersten Amtszeit (1. Juli 1987 bis 8. Oktober 1991), viel offener und lockerer. Seine Attitüde änderte sich von Engagement zu Engagement. Ab 28. April 2009 sprang er für sechs Wochen bis Saisonende ein, um die Scherben von Jürgens Klinsmanns Job aufzukehren. Vom 1. Juli 2011 an führte er Bayern nach dem Vize-Triple 2012 im Jahr darauf zum Triple. Schließlich holte ihn Präsident Uli Hoeneß, einer seiner Freunde fürs Leben, letzten Oktober aus dem Ruhestand zurück.
"Das Pokalendspiel ist noch einmal ein Highlight in meiner Biografie"
"2013 war eigentlich der große Abschluss meiner Profikarriere", sinnierte Heynckes kürzlich und ordnete seine Rettermission ein. Die acht Monate bezeichnet er als "Zubrot", dank seines "Helfersyndroms". Nun geht er mit "ein bisschen Wehmut" - und dem Pott? Als Legende sowieso. Am Freitagmittag sagte er in Berlin: "Es werden natürlich Emotionen hochkommen. Das Pokalendspiel ist ein wunderbares Ereignis und sicher noch einmal ein Highlight in meiner Biografie."
Nach dem Pokalwochenende und dem Empfang am Sonntag auf dem Marienplatz haben die Spieler frei. Heynckes wird noch einige Tage in München bleiben, sein Büro räumen, Abschlussgespräche führen, auch mit Spielern, falls gewünscht, "wenn sie ein Problemchen haben". Er schätze das "sehr professionelle, harmonische Miteinander" der "wirklich sehr, sehr guten Mannschaft".
Danach möchte er "wieder in die Anonymität zurückfinden, in die Normalität des Alltags abtauchen". Auf seinem Bauernhof im Schwalmtal, bei seiner Frau Iris, Schäferhund Cando und dem "Stubentiger". Er will "das Leben wieder genießen - ganz ohne Termine", wie er betonte. "Ich werde keine Langeweile haben, keine Entzugserscheinungen, kann mich beschäftigen, habe meine Hobbys." Die Waldspaziergänge, der Sport im eigenen Fitnesskeller, die Musik. Auch in seiner Suite im Münchner Nobelhotel "Madarin Oriental", in dem er knapp acht Monate lebte, legte er Rolling Stones, Led Zeppelin oder Dire Straits auf.
Ein Rücktritt vom Rücktritt - denkbar, Herr Heynckes? Er lacht entsetzt. "Um Gottes willen! Nein!"
