Julian Nagelsmann erklärt: So lief der Deal mit dem FC Bayern

Leipzig - Eineinhalb Wochen nach der Abschieds-Ankündigung von Hansi Flick ist der Coup perfekt: Ab dem 1. Juli 2021 ist Julian Nagelsmann Cheftrainer des FC Bayern. Der 33-Jährige kommt für eine Rekord-Ablöse von RB Leipzig - am Dienstag nahm er im Rahmen einer außerordentlichen Pressekonferenz Stellung zu seinem Wechsel und erzählte, wie der Deal über die Bühne ging.
Nagelsmann: Erste Kontaktaufnahme nach Hoffenheim-Remis
Erstmals wurde Nagelsmann laut eigener Aussage von den Bayern nach dem torlosen Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am 16. April kontaktiert. Flick hatte den Vorstand der Münchner an jenem Freitag über seinen Wunsch informiert, seinen Vertrag zum Saisonende auflösen zu wollen. Tags darauf spielten die Bayern in Wolfsburg (3:2). Es war die Partie, nach der Flick Mannschaft und Medien eigenmächtig über seinen Abschieds-Wunsch informierte.
Nach der ersten Kontaktaufnahme durch die Bayern suchte Nagelsmann das Gespräch mit RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. "Ich hatte ein langes Gespräch mit Oliver Mintzlaff mit meinem konkreten Wunsch, zum FC Bayern zu wechseln. Natürlich sind wir da noch mit keiner Übereinkunft auseinandergegangen", sagte Nagelsmann.
Nagelsmann sprach schon bei RB-Wechsel von Bayern
Zuvor mussten sich noch die beiden Vereine einig werden - und das in finanzieller Hinsicht. In Nagelsmanns Vertrag bei RB Leipzig (lief ursprünglich bis 2023) war keine Ausstiegsklausel verankert, die Ablöse wurde also frei verhandelt. "Wir haben damals bei der Vertragsunterschrift festgelegt, dass wir einen langfristigen Vertrag wollen. Dabei haben wir auch über Ausstiegsszenarien geredet, aber bewusst keine verankert", sagte Mintzlaff am Dienstag.
Doch schon damals habe man sich über Nagelsmanns Lebenstraum, die Bayern zu trainieren, unterhalten. "Natürlich habe ich mich auch daran erinnert. Als Julian auf mich zugekommen ist, haben wir ein sehr offenes und faires Gespräch geführt. Danach haben wir alles im Team rauf und runter diskutiert", erklärte Mintzlaff. Neben allen emotionalen Themen habe man schließlich auch rationale Themen berücksichtigen müssen.
RB-Boss Mintzlaff dementiert Weltrekord-Ablöse nicht
Gemeint ist damit freilich die Ablöse - und die bedeutet einen neuen Weltrekord. "Wir haben uns dazu entschlossen, dass es eine massiv hohe Ablöseforderung von uns gibt, die erfüllt werden muss", gab Mintzlaff unumwunden zu. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge überweisen die Münchner mehr als 20 Millionen Euro für ihren neuen Übungsleiter. Den bisherigen Rekord hatte der Portugiese André Villas-Boas inne, der 2011 für 15 Millionen Euro vom FC Porto zum FC Chelsea wechselte.

Mintzlaff bestätigte den Weltrekord am Dienstag zumindest indirekt: "Es handelt sich um eine extremst hohe Ablöse. Die Beträge, die kolportiert werden, dementieren wir zumindest nicht." Nagelsmann selbst hatte die letzten Details mit den Bayern am Sonntagabend geklärt, zum Wochenstart folgte die Einigung zwischen beiden Klubs. Am Dienstagvormittag wurde die Mannschaft um 10 Uhr in einer Sitzung über den Wechsel des Trainers informiert.
FC Bayern: Nagelsmann hatte auch andere Optionen
Laut eigener Aussage waren die Bayern übrigens nicht der einzige Interessent. Zuletzt wurden auch die Tottenham Hotspurs, die sich in der vergangenen Woche von Jose Mourinho getrennt hatten, ebenfalls mit dem 33-Jährigen in Verbindung gebracht. Ein Abgang zu einem anderen Verein als Bayern kam für Nagelsmann aber nicht infrage.
"Der Wechsel nach zwei Jahren war nicht geplant. Da spielen mehrere Seiten mit rein. Die Entwicklung beim FC Bayern mit Hansi konnten wir nicht vorhersehen", sagte Nagelsmann: "Es gab Anfragen von anderen Klubs. Das Gesamtpaket ist einfach ein besonderes. Für andere Klubs hätte ich diesen Vertrag nicht beendet."