Joshua Kimmich: "Basti war immer mein Vorbild"

München - Joshua Kimmich (20) war zuletzt vom VfB Stuttgart an RB Leipzig ausgeliehen. In diesem Sommer wechselte der U21-Nationalspieler für die Ablöse von 8,5 Millionen Euro zum FC Bayern München. Kurz vor dem Saison-Auftakt am Freitag gegen den Hamburger SV (20:30 Uhr, Liveticker auf az-muenchen.de) stellte sich Kimmich AZ-Reporter Julian Buhl zum Interview.
AZ: Herr Kimmich, Glauben Sie, dass es ein Wetten-dass-Comeback mit Thomas Gottschalk geben wird?
JOSHUA KIMMICH: Puh, schwere Frage. Ich glaube nicht!
Eine sportliche Frage: Werden Lionel Messi und Sergio Ramos noch zum FC Bayern wechseln?
Bei Ramos gab es ja schon mal Gerüchte und auch bei Messi habe ich mal so etwas gehört. Die Wahrscheinlichkeit, dass es tatsächlich so kommt, ist sehr gering. Aber im Fußball weiß man nie.
Okay, diesmal können Sie uns also kein Geheimnis verraten. In der Hoffnung darauf wurden unter anderem diese beiden Fragen beim Kurznachrichtendienst Twitter an Sie gestellt. Haben Sie von dem Trend, der sich "#AskKimmich" nennt, also "Frag Kimmich", gehört?
Ach, das! Ja, das haben mir Freunde erzählt. Ich fand es ganz lustig. Die Situation, die dazu geführt hat, war aber ein bisschen unglücklich für mich.
Sie meinen Ihre offizielle Vorstellung, bei der Sie den Abschied von Bastian Schweinsteiger schon vor Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge verraten haben. Ärger gab es deshalb aber nicht, oder?
Nein. Ich bin aber ein bisschen traurig, dass er weggegangen ist, weil ich viel von ihm hätte lernen können. Er hat die Champions League gewonnen, ist Weltmeister. Basti war immer mein Vorbild und ich hätte gerne mal zusammen mit ihm auf dem Platz gestanden.
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Das kann ja vielleicht noch kommen, dann eben in der Nationalmannschaft.
Jeder träumt davon, Nationalspieler zu werden. Wenn das noch mit ihm zusammen wäre, wäre das eine schöne Sache.
Als Ersatz für Schweinsteiger hat der FC Bayern Arturo Vidal verpflichtet. Verändern sich dadurch Ihre Perspektiven?
Arturo passt sehr gut hierher und ist von seiner Spielweise ein Profi, den Bayern noch nicht hatte. Meine Perspektive hat sich aber nicht verändert. Ich will so viel wie möglich lernen und versuchen, mich langsam an das Niveau solcher Spieler ranzutasten.
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Gegen Mailand haben Sie kürzlich eine unangenehme Bekanntschaft mit Nigel de Jong gemacht. Positiv formuliert könnte man sagen, damit haben Sie jetzt Ihre erste fußballerische Gemeinsamkeit mit Xabi Alonso. Haben Sie mit ihm darüber geredet?
Ja, er hat mich gefragt, wie es mir geht. Dann habe ich ihn darauf angesprochen, dass er ja auch schon so seine Erfahrungen mit de Jong gemacht und im WM-Finale 2010 von ihm einen Tritt auf die Brust abbekommen hat.
Sie hätten sicher nichts dagegen, weitere, positivere Gemeinsamkeiten mit Alonso zu erleben, oder?
Warum nicht. Xabi Alonso ist ja auch so ein Spieler, der schon alles erreicht hat: Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger mit Liverpool.
Und mit Real Madrid.
Stimmt. Wäre ja schön, wenn er es mit Bayern auch noch schafft. Von solchen Spielern kann man sich viel abschauen.
Liegt Ihnen Alonsos Position am meisten? Bisher haben sie sich dort mit ihm abgewechselt.
Das stimmt, ich habe in allen Tests und im Pokal gegen Nöttingen dort gespielt. Ich stand nie mit ihm zusammen auf dem Platz, weil wir immer füreinander ausgetauscht wurden. Die Sechserposition vor der Abwehr ist schon meine Lieblingsposition, ich kann aber auch weiter vorne spielen.
"Joshua Kimmich wird in den nächsten zehn Jahren zu einem der besten deutschen Spieler und eher früher als später Nationalspieler", sagte Pep Guardiola kürzlich über Sie.
Klar hört man so etwas gerne, vor allem von Pep Guardiola – er ist ja nicht irgendwer. Aber ich bin selbst dafür verantwortlich, wo ich in ein paar Jahren stehen werde.
Im Winter führte Guardiola ein Gespräch mit Ihnen und überzeugte Sie von dem Wechsel nach München. War das tatsächlich, wie man hört, bei Ihnen zu Hause?
Nein, ich bin mit meiner Familie nach München gekommen. Pep Guardiola und Matthias Sammer haben mir erklärt, was bei Bayern München so dahinter steckt. Dann haben Sie auch über mich gesprochen. Der Titelgewinn bei der U19-EM hat sicher einen Ausschlag dafür gegeben, dass sie auf mich aufmerksam geworden sind.
War das so selbstverständlich für Sie, dass der FC Bayern sich bei Ihnen gemeldet hat?
Ich habe zuerst gedacht: "Wie kann das sein, dass der FC Bayern, einer der besten Vereine der Welt, mich haben möchte, einen Spieler, der noch keine Bundesligaerfahrung hat?" Es ist eine große Ehre für mich. So richtig realisieren konnte ich es erst, als ich hier tatsächlich auf dem Platz stand.
Sie haben beim FC Bayern einen schwierigen Weg ausgesucht. Nirgendwo sonst ist die Konkurrenz größer.
Manchmal muss man im Leben auch schwierigere Wege gehen. Im Fußball geht es auch darum, seine Grenzen auszutesten und zu schauen, wie weit man kommen kann. Es ist nichts Schlechtes, in jungen Jahren von den Besten zu lernen – und daran mitzuwachsen.
Das passt alles ziemlich gut zu dem Lied, das Sie bei Ihrer Vorstellung vor der Mannschaft gesungen haben: "Dieser Weg" von Xavier Naidoo.
(lacht) Ich habe es nicht bewusst wegen des Texts ausgewählt, das war eher spontan, weil ich den Text konnte.
Und wie war das, vor Philipp Lahm, Thomas Müller und Co. singen zu müssen?
Es war schon ein bisschen peinlich, wenn du da in der Mitte sitzt, dich alle angucken und du sollst dann singen. Aber die Jungs sind ein bisschen mitgegangen und dann ging’s.
Sie wohnen in der Innenstadt in der Nähe des Gärtnerplatzes, bald zieht Ihre ein Jahr jüngere Schwester in die WG mit ein.
Wir verstehen uns gut. Es ist schön, die Familie so ein bisschen um sich zu haben.
Sind Sie ein Typ, der das Stadtleben genießt?
Ich will nicht den ganzen Tag in der Wohnung rumsitzen, sondern ein bisschen was von der Stadt sehen. Ich gehe gerne mittags raus, in ein Café oder an die Isar. Allzu viel Zeit dafür hatte ich bis jetzt aber noch nicht.
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Gegen Nöttingen haben Sie im DFB-Pokal Ihr Pflichtspieldebüt beim FC Bayern gefeiert. Demnächst könnten Sie auch zum ersten Mal in der Champions League spielen.
Das ist ein Traum, ein Ziel. Als Kind habe ich immer die Champions League geschaut, die Hymne gehört und gedacht: "Da möchte ich auch irgendwann mal stehen."
Welche Reiseziele haben Sie denn so für das kommende Jahr – Mailand, Rio, oder doch Paris?
Was ist in Paris?
Na, das Finale der Europameisterschaft.
Und in Mailand?
Das Endspiel der Champions League.
Am meisten habe ich da bisher über Rio nachgedacht. Die Olympischen Spiele sind etwas ganz Besonderes. Paris habe ich mir gar nicht als Ziel gesetzt, da ist Rio schon eher das angemessenere. Aber, wenn es so weit kommen sollte: Nach Mailand würde ich schon gerne.