Infektionen häufen sich wieder: Comeback der Corona-Liga?

München - Thomas Müller und Joshua Kimmich, zuvor schon Manuel Neuer und Leon Goretzka – das sind gleich vier Profis des FC Bayern, die sich im Zeitraum der letzten drei Wochen mit Corona angesteckt haben. Pech oder einfach ein Zufall? Wohl kaum!
Spötter würden fragen: Wiesn das wohl passiert?
Einen direkten Zusammenhang zwischen den Covid-Fällen an der Säbener Straße und dem Oktoberfest und den zeitgleich steigenden Inzidenzen in München lässt sich natürlich nicht nachweisen. Zumal die Bayern-Bosse bereits während der Wiesn reagiert hatten und den Spielern, nachdem die positiv getesteten Neuer und Goretzka in der Länderspielpause frühzeitig vom DFB abreisen und sich in Quarantäne begeben mussten, klare Empfehlungen für den Besuch auf der Theresienwiese ausgesprochen haben: Schlendern mit der Familie an der frischen Luft über den Festplatz war erlaubt, vom Besuch eines Festzelts wurde dagegen strikt abgeraten.

Nicht nur die Oktoberfest-Besucher sind infiziert
Oder wie es Bayern-Trainer Julian Nagelsmann angesprochen auf die neuerliche Corona-Problematik formulierte: "Es ist ein Thema, was uns wieder beschäftigt. Wir haben die Spieler sensibilisiert."
Gegen die Wiesn-These spricht auch, dass eigentlich überall in der Bundesliga nun die Corona-Fälle wieder deutlich zunehmen. Bei Spitzenreiter Union Berlin hat es aktuell ein Trio erwischt. Abwehrspieler Timo Baumgartl und Stürmer Tim Maciejewski – und was wohl noch deutlich schwerer wiegt: auch Erfolgstrainer Urs Fischer.
Der 56-Jährige wird sein Team am Donnerstag (18.45 Uhr RTL+) in der Europa League beim schwedischen Spitzenklub Malmö FF nicht betreuen können.

Tests, Symptome und Isolation: Corona ist noch da
Ob der Schweizer und seine beiden infizierten Profis dann wenigstens am Sonntag beim VfB Stuttgart wieder mitwirken können, hängt dann davon ab, wie die Tests ausfallen und ob das Trio weiter symptomfrei bleibt.
Gleiches gilt natürlich auch für Daniel Farke von Borussia Mönchengladbach. Den neuen Fohlen-Coach hat es ebenfalls erwischt. Der 45-Jährige hatte sich nach einem positiven Schnelltest am Sonntag direkt in häusliche Isolation begeben.

Im Herbst wackeln die Trainer – und steigen die Inzidenzen
Diese acht Bundesliga-Fälle in den letzten zwei Wochen zeigen einen Covid-Trend, den man im Fußball schon aus dem letzten Jahr kennt. Wenn dann im Herbst die Blätter fallen, wackeln und fliegen nicht nur die Trainer, sondern steigen ganz offensichtlich auch die Inzidenzen. Manch einer fragt sich nun sogar sorgenvoll: Kommt es nun zu einem Comeback der Corona-Liga? Vergangene Saison verzeichneten alle 18 Klubs der Bundesliga bei ihren Angestellten insgesamt 265 registrierte Corona-Infizierte.
Auf in der Corona-Tabelle ganz vorne: Der FC Bayern
Unfreiwilliger Spitzenreiter war der VfB Stuttgart mit 26 gemeldeten Covid-Fällen, gefolgt von Hertha BSC (23) und Union Berlin (21). Der FC Bayern hatte in dieser Zeit "nur" 19 Ausfälle wegen des Virus zu beklagen, ist aber dafür auf die gesamte Pandemiezeit hochgerechnet mit nun insgesamt 30 Fällen aktuell auf Platz eins der Corona-Tabelle.
Vermutlich werden die Münchner diese Spitzenposition auch noch eine Weile behalten. Nicht nur wegen der fallenden Temperaturen, sondern weil der Rekordmeister – anders als viele Konkurrenten – seine Spieler mehrmals pro Woche mit der viel sensibleren (und teureren!) PCR-Methode testet.
Laut Nagelsmann wird der Rekordmeister mit diesem Dilemma leben müssen. Denn bei aller sinnvollen Infektionsprävention wies er auch darauf hin, dass ein Profisportler abseits des Platzes immer noch ein Leben hätte und da etwa beim Einkaufen "ein paar Dinge auch machen darf und machen muss".
Nagelsmann geht davon aus, dass seine Spieler "alle gut aufpassen" würden. Er schränkt aber ein: "Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht ständig Corona-Infektionen haben, aber es kann trotzdem passieren in diesem Winter." Und wohl auch im nächsten.