In Bestform: Bayerns Reise-Warnung an die Konkurrenz
München - Das hatte selbst Hansi Flick noch nie erlebt. Robert Lewandowski bat um seine Auswechslung, der nimmersatte Torjäger des FC Bayern wollte freiwillig (!) Körper und Geist schonen, den Rest der Partie gegen Eintracht Frankfurt von der Ersatzbank aus ansehen. "Das ist eine Neuigkeit, die es so noch nicht gegeben hat", sagte Flick später mit einem Schmunzeln. Und ein Beleg, wie sich Lewandowski im Laufe der Jahre weiterentwickelt hat.
In der 68. Minute machte der polnische Topstürmer also Eric Maxim Choupo-Moting Platz, und während Lewy früher erbost gewesen wäre, blieb er nun ganz entspannt und freundlich. Er klatschte mit Coach Flick ab, sein Tagwerk war vollbracht. Und zwar auf beeindruckende Art und Weise.
Drei Tore (10. Minute, 26. und 60.) hatte Lewandowski zum 5:0-Erfolg der Flick-Elf beigesteuert, die weiteren Treffer erzielten Rückkehrer Leroy Sané (73.) und Juwel Jamal Musiala (90.). Für Lewy war es ein historischer Dreierpack: Zehn Tore in fünf Partien hat in über 57 Jahren Bundesliga noch kein Spieler geschafft.
Robert Lewandowskis Bilanz
"Er macht im Moment fast aus jeder Chance ein Tor", sagte Flick über Europas Fußballer des Jahres. Und Jérôme Boateng schwärmte: "Er hat einfach alles: Links, rechts, Kopfball. Das haben wir früher bei Dortmund zu spüren bekommen, aber jetzt ist er nochmal auf einem anderen Level. Das macht ihn zum besten Stürmer der Welt."

Beweise gefällig? 35 Treffer stehen in Lewandowskis Bilanz des Jahres 2020, dafür hat er nur 31 Pflichtspiele gebraucht. Er glänzt inzwischen auch als Vorbereiter und Teamplayer, lässt sich oft ins Mittelfeld zurückfallen und hilft öfter bei der Defensivarbeit mit. Und siehe da: Persönliche Rekorde sind ihm plötzlich laut eigener Aussage "nicht so wichtig".
Bayerns Auswärtstrip: Vier Partien in nur zwölf Tagen
Auch die "ewige" Bestmarke von Gerd Müller (40 Tore 1971/72) sei "nicht mein Ziel. Ich gebe immer alles, was ich habe. Aber ich weiß, dass die Mannschaft nicht nur Tore von mir erwartet."
Sondern auch, dass er den Erfolg des gesamten Teams in den Vordergrund stellt. Dafür war es sicher hilfreich, gegen die Eintracht früher vom Platz zu gehen. "Eine halbe Stunde weniger zu spielen, bedeutet viel, wenn du alle drei Tage spielst und die Höchstleistung halten willst", sagte Lewandowski. Bereits am Dienstag (18.55 Uhr/Sky und im AZ-Liveticker) tritt Bayern in der Champions League bei Lokomotive Moskau an, es ist der Auftakt in einen anstrengenden Auswärtstrip mit vier Partien in nur zwölf Tagen.

Nach dem Spiel in Moskau geht es zum 1. FC Köln (31.10.), in der Königsklasse zu RB Salzburg (3.11.). Und in der Bundesliga wartet unmittelbar vor der nächsten Länderspielpause das Gipfeltreffen bei Borussia Dortmund (7.11.). Ohne Alphonso Davies, der sich am Samstag schwer verletzte und womöglich bis Weihnachten fehlen wird.
Reise-Warnung: "Wir wollen Spiele gewinnen"
Doch auch so muss die Frage erlaubt sein: Wer soll die Bayern in dieser Form überhaupt stoppen? Der in allen Belangen verdiente Erfolg gegen die Eintracht war zugleich Warnung an die kommenden Gegner. Eine Reise-Warnung der Münchner, bevor es nun für sie auf Reisen geht.
"Wir wollen Spiele gewinnen, deswegen sind wir Bayern München und arbeiten für den Klub", sagte Flick und fügte hinzu: "So wollen wir auch die nächsten Spiele angehen." Mit einem Kader, der in der Breite bestens aufgestellt ist für drei Wettbewerbe. "Dadurch können wir die Intensität in jedem Spiel hochhalten und durchwechseln", sagte Joshua Kimmich.
Die Neuzugänge Bouna Sarr und Douglas Costa etwa deuteten ihr Potenzial an. "Die Verpflichtungen waren sehr sinnvoll", erklärte Flick. Und deshalb dürfte es auch in dieser Saison schwer werden, Flicks Bayern zu besiegen.