Hopfner: "Ich verstehe, dass Uli explodiert ist"
Im AZ-Interview spricht Bayern-Präsident Karl Hopfner über seinen Vorgänger Uli Hoeneß, den Streit mit dem BVB, die Zukunft von Trainer Pep Guardiola - und sein Golf-Handicap.
AZ: Herr Präsident, haben Sie sich denn schon an diese Anrede gewöhnt?
KARL HOPFNER (schmunzelt): Bleiben Sie bitte bei Karl Hopfner.
Es war nicht Ihre Lebensplanung, dieses Amt beim FC Bayern zu übernehmen. Haben Sie sich in der Not, da Uli Hoeneß nach der Verurteilung seine Ämter niederlegen musste, aufgeopfert?
Ich würde nicht sagen: aufopfern. Es ist keine Bürde, dieses Amt zu übernehmen. Ich wurde vom Verwaltungsbeirat vorgeschlagen, die Mitglieder haben mich dann am 2. Mai bestätigt.
Sind Sie nur gewählt worden, weil Sie als Platzhalter für Uli Hoeneß gelten?
Aus welchen Motiven mich die Mitglieder gewählt haben, kann ich nicht beurteilen. Aber ich muss mal aufräumen mit dieser Platzhalter-Geschichte: Ich bin wie z.B. jeder Abgeordnete für eine bestimmte Periode gewählt worden und kann doch vorher nicht sagen, anschließend mache ich das auf jeden Fall weiter. Und ich habe lediglich auf die Frage, ob ich in 2016 auch gegen Uli Hoeneß antreten könnte gesagt: Nein, ich werde niemals gegen Uli antreten – wenn ihn der Verwaltungsbeirat aufstellen sollte. Ob und in welcher Funktion er wiederkommt, wissen wir alle heute nicht. Ich habe nun für zweieinhalb Jahre diese Aufgabe. Ich habe mit Uli gesprochen und ihm gesagt: „Finde Ruhe, überlege dir, was du machen möchtest."
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Waren Sie von seinem aggressiven und dominanten Auftritt auf der Mitgliederversammlung überrascht? Fanden Sie die Wortwahl richtig?
Ich war auch überrascht. Wir haben im Vorfeld nie über seine Rede gesprochen, da war nichts abgesprochen. Auf der einen Seite habe ich ihn verstanden, weil sich unwahrscheinlich viel in ihm aufgestaut hatte, er viel schlucken musste: All die Berichte der letzten Monate inklusive des Medientages in Landsberg mit dem negativen Höhepunkt, dass er jetzt auch noch erpresst worden ist. Ich verstehe, dass er explodiert ist. Er hat gesagt, dass er einen großen Fehler gemacht hat. Das hat er auch, das ist unstrittig.
Nun sind Sie Präsident. Geben Sie sich, der Sie bisher eher im Hintergrund gearbeitet haben, nun ein neues Profil?
Ich habe eine klare Philosophie: Ich trenne den operativen Bereich, der beim Vorstand liegt, klar vom ehrenamtlichen Bereich als Präsident. Als Aufsichtsrat unterstütze ich den Vorstand. Die Darstellung des operativen Bereichs liegt bei Karl-Heinz Rummenigge. Ich bin kein Präsident, der im Vorstand ist, das möchte ich klar trennen.
Also anders als Uli Hoeneß, der den Verein ja aus jeder Position heraus gelenkt hat.
Ich bin intern involviert, das heißt aber nicht, dass ich automatisch zu jeder Geschichte nach außen etwas sagen muss - vor Rummenigge oder Matthias Sammer.
Dennoch haben Sie vor ein paar Wochen plötzlich die Aussagen von Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gekontert.
Weil es eine vollkommen falsche Darstellung der Fakten war. Ich kannte die Zahlen, hatte damals den Vorgang bearbeitet. Es war ein Zahlenspiel, die Abwicklung eines Darlehens, vielleicht konnte ich detaillierter Auskunft drüber geben.
Die Wut über die Ungerechtigkeit im Zinsstreit mit den Dortmundern war Ihr Antrieb für die Klarstellung?
Der einzige Antrieb! Die Unsachlichkeit und die falsche Darstellung.
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Sie gelten als „Mann der Zahlen". Ärgert es Sie, wenn Sie darauf reduziert werden?
Eine solche Beschreibung ist unzureichend. Ich war ja auch im Stadionbau der Allianz Arena involviert, war im Vorstand, ob mit zwei oder drei Personen - da hat man vielfältige Aufgaben. Als Präsident werde ich mich nun bei unseren Abteilungen von Basketball bis Tischtennis und Kegeln mehr einbringen und will der Präsident der über 235.000 Mitglieder sein.
In wie weit tauschen Sie, der nie höherklassig Fußball gespielt hat, sich denn auch mit Pep Guardiola aus?
Ich finde seinen Einsatz, seinen Arbeitseifer und seine Fachkenntnis faszinierend. Aber es ist nicht meine Aufgabe, mit ihm Taktikgespräche zu führen, so anmaßend bin ich nicht. Aber: Wir vom Präsidium können ihm und seiner Familie das Gefühl geben, hier heimisch zu werden. Ich hoffe, dass er es hier länger aushält als die vier Jahre beim FC Barcelona. Hier hat er z. B. eine Winterpause, das kannte er in Spanien nicht.
Sie werden ihm jeden Spieler-Wunsch erfüllen? Ich habe da bisher in keiner Funktion irgendwas gebremst. Wenn der Aufsichtsrat das unterstützt, dann gerne. Wir wollen alle Erfolg haben.
Würden Sie, wenn Pep es will, nach Götze und Lewandowski noch einen Spieler aus Dortmund holen?
Es wird vielleicht auch mal den umgekehrten Weg geben. Es geht nicht darum, dem derzeitigen Verfolger und Wettbewerber einen Spieler wegzunehmen. Der Spieler muss bei uns ins System passen - unabhängig vom abgebenden Verein zu tun. Also: Wenn's so sein soll: Warum nicht?
Gegen Dortmund geht es ums Prestige. Hätte die Saison mit einer Niederlage im Pokalfinale einen dicken Kratzer?
Dicker Kratzer? Dagegen wehre ich mich. Wir sind in dieser Saison Weltpokalsieger geworden, Uefa-Supercup-Sieger. Wir sind mit 19 Punkten Vorsprung Meister geworden. Wir waren im Champions-League-Halbfinale, sind im Pokalfinale. Wenn wir am Samstag gewinnen, wird aus einer guten Saison mit vielen Highlights eine sehr gute Saison.
Freuen Sie sich auf das Treffen mit den B VB-Offiziellen?
Es gibt eine Einladung vom DFB, die haben wir selbst verständlich angenommen. Ich habe keine Berührungsängste.
Man weiß wenig Privates über Sie. Leidet mit dem Amt das Golfhandicap?
Das wird seit fünf Jahren immer schlechter,. Aktuell steht es ca. 17. Uli Hoeneß hat etwa 20. Franz Beckenbauer steht bei rund 10. Bulle Roth oder Olli Kahn sind im niedrigen einstelligen Bereich. Ich habe in diesem Jahr bisher nur eine Runde gespielt, dann hat's zu regnen begonnen und ich habe aufgehört. Bei meinem Rückzug damals habe ich gesagt, ich bin jetzt 60, möchte mehr frei machen und verreisen können. Letztes Jahr habe ich drei Wochen Urlaub gemacht, auch einmal eine fünfwöchige Auszeit genommen.
Und wie war's?
Toll war's! Ich habe mir das nie vorstellen können, aber es war sehr schön. Wenn man mal wirklich Zeit hat, ein Buch zu lesen, weil man die Ruhe und die Muße hat. Das schafft man erst ab zwei oder drei Wochen Urlaub. Am liebsten lese ich Biographien.