Sammer: „Ihr müsst füreinander sterben!“
München - Das Mittwochstraining beim FC Bayern, drei Tage vor dem Saison-Endspiel, dem Pokalfinale gegen Borussia Dortmund: Man ist mit sich selbst beschäftigt an der Säbener Straße. Mit Körper und Geist. Wer schafft’s? Wer nicht? Ein Wettlauf gegen die Zeit – und den inneren Schweinehund.
„Wir schauen von Tag zu Tag“, sagt Sportvorstand Matthias Sammer und zählt auf: „Ribéry ist im Mannschaftstraining, Thiago trainiert individuell. Mandzukic ist wieder beim Team, Schweinsteiger noch nicht.“ Wird eng für Samstag. Franck Ribéry nimmt sich sogar selbst raus wegen seiner Rückenbeschwerden. Er reist zwar am Freitag mit nach Berlin, ein Einsatz von Beginn an ist jedoch unwahrscheinlich. „Ich fühle mich gut, aber für 90 Minuten ist es schwierig“, erklärte er, „nach dem Training spüre ich meinen Rücken, er ist ein bisschen fest. Vielleicht kann ich von der Bank helfen.“
Das hört Sammer gerne: helfen. Der Teamgedanke! Was Ribéry am Mittwoch mit Blick auf das BVB-Duell noch vorsichtig ausdrückte („Wir müssen ruhig bleiben, wie ein Team spielen, zusammen arbeiten und laufen“) drückte der Sportvorstand drastischer aus: „Das Spiel am Samstag ist wichtig, um zu sehen, wie sich jeder einzelne für die Gruppe einbringt. Die Mannschaft muss bereit sein, füreinander zu sterben! Ein Finale heißt im Leistungssport: leben oder sterben. Der Einzelne muss sagen: Ich will für den Mitspieler sterben. Dann haben wir eine gute Chance, zu gewinnen. Das erwarte ich, das hat der Mittelpunkt zu sein. Immer, wenn wir das gemacht haben, waren wir erfolgreich.“
In den letzten Wochen, und vor allem beim 0:4 im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid, eben nicht. Sammer weiter: „Gegen Real war unser Umkehrspiel gegen den Ball katastrophal. Wir brauchen ein starkes Zweikampfverhalten, ein perfektes Umschaltspiel.“ Aber vor allem heißt es: Kräfte bündeln. Insbesondere, weil Schlüsselspieler wie Schweinsteiger, Ribéry und Thiago wohl ausfallen. Sammer: „Diese Spieler sind auf Dauer absolute Weltklasse. Ob sie am Samstag gar nicht oder nur für 20, 30 Minuten spielen, ist unwichtig. Die Gruppe steht im Vordergrund.“
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Man macht sich klein beim FC Bayern vor dem Duell mit Vizemeister Dortmund, der vor mehr als vier Wochen mit dem 3:0 in der Allianz Arena tiefe Wunden hinterlassen hat. Also appelliert Sammer an die Mannschaft, weil er nicht mehr allein der individuellen Klasse der Einzelspieler vertraut. Daher betonte Sammer nochmals: „Am Samstag sind Basiselemente wichtig. Als Gruppe müssen wir geschlossen sein, jeder hat sich zu integrieren.“ Offenbar herrscht da Nachholbedarf. Viel hängt vom Pokalfinale ab, die Personalplanung etwa. „Das Endspiel ist Teil einer Gesamtanalyse“, sagt Sammer, „und wird ein wichtiger Bestandteil unserer zukünftigen Überlegungen sein.“
Bleibt die Diskussion: Ist es im Fall einer Pleite eine gute oder doch eine schlechte Saison? Ribéry: „Wenn wir verlieren, war es keine gute Saison.“ Was Sammer anders sieht, „weil wir Rekorde für die Ewigkeit aufgestellt haben.“ Doch, um bei Sammers Worten zu bleiben: Die letzte Schlacht ist die entscheidende.