Hoeneß-Urteil: Das sind die Reaktionen

Uli Hoeneß ist wegen Steuerhinterziehung zu drei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Die AZ fasst die Reaktionen auf das Urteil zusammen.
Franz Beckenbauer, Ehrenpräsident FC Bayern München: „IEs tut mir für Uli persönlich sehr leid, aber ich habe großen Respekt vor seiner Entscheidung heute. Sie zeigt seine menschliche Größe."
Horst Seehofer, CSU, Bayerischer Ministerpräsident: „Ich bin zuallerst menschlich betroffen, weil eine Freiheitsstrafe natürlich für jeden Menschen, und damit auch für Uli HoeneßGünter Klein, Hoeneß-Biograph: „Uli Hoeneß wird sich nun zurückziehen in sein Refugium am Tegernsee, in den Kreise seiner Familie. Er wird nicht mehr der alte Uli Hoeneß sein. Jetzt geht es um die Existenz. Hoeneß muss jetzt überlegen, welche Strategien ihm noch bleiben."
Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland: „Eines Menschen Straftaten zu ahnden, darf nicht dazu führen, den Menschen selbst zu verdammen – Uli Hoeneß genauso wenig wie jeden anderen Straftäter. Ein Mensch, der Fehler macht, wird bei Gott nicht zum Unmenschen. Gott ahnde die Taten, aber er verdammt nicht den Täter.“
Rechtsanwalt Hanns W. Feigen: „Begeistert war er nicht. Die Verteidigung wird das Urteil anfechten. Der Bundesgerichtshofs soll prüfen, wie mit einer Selbstanzeige umzugehen ist, die wirksam, halb wirksam oder missglückt ist."
Sahra Wagenknecht, Vize-Chefin der Linkspartei: „Wer betrügt, der sitzt. Der Prozess habe gezeigt, dass das Instrument der strafbefreienden Selbstanzeige abgeschafft werden müsse. Für die hinterzogene Summe von fast 30 Millionen Euro müsse eine Krankenschwester tausend Jahre arbeiten. Bei solchen Summen kann es keine andere Lösung als eine Haftstrafe geben."
Michael Meister, CDU, Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium: „Es zeigt sich, dass es sich nicht lohnt, Steuern zu hinterziehen."
Ralf Stegner, stellvertretender SPD-Chef: „Das Urteil aus München wirkt gerecht, weil es um erhebliche Kriminalität gegen das Gemeinwesen geht und die Tat nicht strittig ist."
Claudia Roth, ehemalige Vorsitzende der Grünen: „Auch ein Uli Hoeneß muss Steuern zahlen. Mir ist schleierhaft, wie eine Privatperson mit solchen Summen hantieren kann."
Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW): „Das Urteil zeigt, wie überfällig die Entscheidung bereits ist. Für die im Aufsichtsrat des FC Bayern engagierten Unternehmen kann es jetzt eigentlich kein ,Weiter so' mehr geben. Bereits mit der Zulassung des Strafverfahrens durch das Gericht wäre eigentlich ein Rücktritt angesagt gewesen."
Wolfgang Niersbach, DFB-Präsident: „Die Dimension des gesamten Vorgangs, wie er in den letzten Tagen publik wurde, hat auch uns als DFB überrascht. Die großen Verdienste von Uli Hoeneß für Bayern München und den gesamten deutschen Fußball bleiben unabhängig von diesem Prozess bestehen. Die juristische Beurteilung können in einem solchen Fall aber ausschließlich die Gerichte vornehmen, und da muss für Uli Hoeneß das gleiche Recht wie für jeden anderen gelten."
Reinhard Rauball, Ligapräsident: „Die Verdienste von Uli Hoeneß um den deutschen Fußball bleiben trotz seines von ihm selbst eingestandenen Fehlverhaltens unberührt."
Christoph Daum, Fußball-Trainer: „Ich denke nur an den Menschen Uli Hoeneß und seine Familie. Ich wünsche ihnen allen viel Kraft. Die werden sie nun brauchen, um diese schwierige Zeit gemeinsam gut durchzustehen."
Peter-Jürgen Schneider, Finanzminister Niedersachsen: „Der Rechtsstaat hat gezeigt, dass er sich nicht vom Promistatus beeinflussen lässt, sondern der Schwere des Falles entsprechend entschieden worden ist."
Simone Peter, Bundesvorsitzende der Grünen: „Das Urteil ist ein Paukenschlag. Das Strafmaß zeigt, dass Steuerbetrug erheblichen Schaden für das Gemeinwohl verursacht. Dass es diesmal offenbar keinen Promibonus gab, ist ein gutes Zeichen. Für die Zukunft komme es darauf an, dass der Staat nicht länger auf Steuer-CDs und Selbstanzeigen angewiesen ist. Dafür muss Minister Schäuble endlich mehr tun, statt als Ausrede auf die internationale Ebene zu verweisen."
Hans Sarpei, Ex-Fußball-Profi: „Ein schlechtes Urteil für Uli Hoeneß, ein gutes für viele Millionen ehrliche Steuerzahler in Deutschland."
Thomas Eigenthaler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft: „Man kann an dem Urteil Folgendes ablesen: 1. Die Selbstanzeige ist unwirksam. 2. Das Gericht hat Milderungsgründe gegenüber dem Plädoyer der Staatsanwaltschaft anerkannt.“
Peter Danckert, der ehemalige Vorsitzende des Sportausschusses des Bundestags: „Ich denke, dass Hoeneß aus diesem Urteil Konsequenzen ziehen muss und seine Präsidentschaft beim FC Bayern niederlegen muss.“
Christoph Metzelder, Ex-Fußball-Profi: „Jetzt, da Justitia gesprochen hat, könnte die Häme aufhören!"
Wolfgang Kubicki, Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag von Schleswig-Holstein: „Ich halte den Richterspruch für angemessen. Ulli Hoeneß kann sich freuen, dass das Strafmaß im unteren Drittel der Möglichkeiten geblieben ist. Das führe ich darauf zurück, dass er mit seinem überschießenden Geständnis dokumentiert hat, dass er wirklich reinen Tisch machen will."
Joachim Poß, SPD-Finanz- und Steuerexperte: „Das Urteil nimmt, glaube ich, das Rechtsempfinden der Menschen ernst.“
So reagieren die Bayern-Spieler zum Fall Hoeneß
Heribert Bruchhagen, Boss von Eintracht Frankfurt: „Mir tut es unendlich leid für Uli. Ich bin sehr erschrocken über die Vorstellung, dass Uli für seinen Fehler so heftig büßen muss. Ich bin sehr traurig."
Dieter Reiter, SPD-OB-Kandidat für München: „Das ist ein hartes Urteil für Uli Hoeneß – man darf gespannt sein, ob in einem Revisionsverfahren das Urteil bestätigt wird. Uli Hoeneß muss Verantwortung übernehmen – Steuerhinterziehung ist kein Kavaliersdelikt.“
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Toni Hofreiter, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag: „Ich halte es für absolut richtig, dass das Urteil so gefallen ist. Es gab weder einen Promi-Bonus noch einen Promi-Malus für Hoeneß. 27 Millionen Euro zu hinterziehen ist kein Kavaliersdelikt. Hoeneß wird als Bayern-Präsident jetzt zurücktreten müssen. Es war zudem richtig, dass SPD und Grüne in den Ländern das Steuerabkommen mit der Schweiz verhindert haben. Mit dem Steuerabkommen wäre der Fall Hoeneß nie aufgeflogen."
Renate Künast, Vorsitzende des Bundestags-Rechtsausschusses: „Die Haftstrafe ohne Bewährung war unausweichlich. Angesichts der riesigen Summen konnte das Gericht nicht anders entscheiden. Vor dem Gesetz sind alle gleich. Trotz des ungeheuren Rummels, das Gericht hat seine Aufgabe im Rechtsstaat erfüllt.“