Hoeneß-Prozess: Ein kluges Urteil
Der Chefredakteur Arno Makowsky über das Strafmaß für Uli Hoeneß.
Nun ist das Unvorstellbare tatsächlich passiert. Uli Hoeneß, der große Sportler, der kluge Manager, die einstige moralische Instanz, bekommt eine Gefängnisstrafe. Doch selbst Hoeneß-Fans müssen zugeben: Das Urteil geht in Ordnung.
Richter Rupert Heindl bleibt mit dem Strafmaß unter dem Plädoyer des Staatsanwalts und über jenem des Verteidigers. Dessen Forderung nach Einstellung des Verfahrens klang angesichts der aberwitzig vielen Millionen, die Hoeneß hinterzogen hat, geradezu dreist. Richter Heindl hat mit seiner Entscheidung jedenfalls den Verdacht eines Promi-Bonus vermieden. Sein Urteil beweist Klugheit und Augenmaß.
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Eine Bewährungsstrafe, die viele Medien – auch die AZ – vor dem Prozess noch für angemessen hielten, wurde mit jedem Detail, das während der Verhandlung ans Licht kam, weniger schlüssig. Am Ende stand eine Steuerhinterziehung von (mindestens) 28,5 Millionen Euro, eine fehlerhafte Selbstanzeige und Steuerunterlagen, die erst in letzter Minute eingingen. Irgendwann musste auch der Wohlwollendste einräumen: Uli Hoeneß mag in seinem Leben viel Gutes getan haben, aber eine Straftat in diesem Ausmaß gleicht das nicht aus.
Es gibt – abseits der juristischen Bewertung – ja noch eine andere Dimension eines Gerichtsfalles: Ein Urteil muss den Menschen vermittelbar sein. Wäre Hoeneß straffrei geblieben – welcher Bürger würde in Zukunft dann seine Steuererklärung noch ernst nehmen?