Steuerabkommen: Hat Merkel Uli Hoeneß informiert?
Was wusste Bundeskanzlerin Angela Merkel? Hat sie Uli Hoeneß über das bevorstehende Scheitern des Steuerabkommens informiert?
Berlin - „Gute Freunde kann niemand trennen“, lautete das Motto der FC Bayern-Anhänger, die Ulrich Hoeneß bis zum Schluss die Treue gehalten haben. Und Hoeneß hat viele Freunde, die ihm zur Seite standen. Wie der Münchner Steuerfahnder, der ihm bei der Selbstanzeige geholfen hat und sich nun einem Disziplinarverfahren stellen muss.
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Oder einen guten Freund, der – wie die Aussage eben dieses Fahnders nahe legt – ihm einen „Vorwegabdruck“ des Stern organisiert hat. Damit Hoeneß am Dienstag, den 15. Januar, schon weiß, was der Stern-Leser erst einen Tag später online und zwei Tage später im Heft lesen kann: dass es ein „geheimes Fußballkonto“ bei Vontobel gibt.
An diesem schicksalshaften Dienstag könnte Hoeneß einen weiteren wichtigen Informationsvorsprung gewonnen haben: An diesem 15. Januar war er nach dem Treffen mit Hans-Ulrich Jörges, Mitglied der Stern-Chefredaktion, bei Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Mittagessen eingeladen. Auch die beiden galten als gute Freunde.
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Noch am Nachmittag alarmierte er seinen Steuerberater, der holte ihn am Flughafen ab und fuhr mit ihm nach Hause. Über Hoeneß’ Zustand sagte der in einer Unterredung mit der Staatsanwaltschaft am 21. Februar: Er sei „durch den Termin bei Frau Merkel mehr als nachdenklich“ geworden“, er habe auf das Steuerabkommen mit der Schweiz gehofft. Diese Aussagen sind aktenkundig. Das Abkommen hätte Hoeneß die Möglichkeit eröffnet, seine Erträge in der Schweiz zu legalisieren, für nur 6 Mio. Euro.
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Die CDU-Chefin war eine starke Befürworterin des Abkommens, aber Rot-Grün ließ es im Dezember 2012 im Bundesrat durchfallen. Zwei Wochen nach dem Treffen von Merkel und Hoeneß sollte Schäuble in letzter Minute eine Einigung organisieren – aber schaffte es, wie in Berlin schon erwartet wurde, nicht.
Die Grünen-Chefin Simone Peter und FDP-Politiker hatten am Montag den Verdacht geäußert, dass Merkel Hoeneß über das sich abzeichnende Scheitern informiert hat. Sie fordern dazu jetzt eine öffentliche Stellungnahme der Kanzlerin.