Hoeneß: Millionen vom Adidas-Chef?
Bayern gegen Barcelona, deutscher Rekordmeister gegen spanische Übermannschaft: Wenn am Dienstag um 20.45 Uhr das Hinspiel des Champions-League-Halbfinales angepfiffen wird, sitzt Uli Hoeneß – anders als beim Auswärtsspiel in Hannover – auf der Tribüne. Business as usual – das will der 61-Jährige damit demonstrieren.
Dabei ist seit dem Wochenende alles anders: Der FC-Bayern-Präsident hatte per Selbstanzeige Steuerhinterziehung eingeräumt und in diesem Zuge den Finanzbehörden bereits nach AZ-Informationen die Zahlung von zehn Millionen Euro angeboten. Das wirft viele Fragen auf. Fragen, die auf der gestrigen internationalen Pressekonferenz nicht gestellt werden durften. „Keine Fragen zum Steuerverfahren und zu Uli Hoeneß“, machte ein Bayern-Sprecher vor Beginn klar.
Bei der Selbstanzeige von Hoeneß geht es um ein geheimes Konto in der Schweiz, das wohl 2000 eröffnet wurde. Wie viel Geld auf diesem Konto liegt oder lag, darüber gibt es unterschiedliche Angaben. Nach AZ-Informationen aus einer sachkundigen Quelle soll sich auf dem Konto zeitweise ein sehr hoher Millionenbetrag befunden haben. Das dementiert Hoeneß: „Ihre Quelle liegt falsch.“ Die „Bild“ schreibt, „am Ende dieses Zeitraums (2000 bis 2010) sollen rund 20 Millionen Euro auf dem Konto“ gewesen sein“.
Sollte seine Selbstanzeige korrekt und rechtzeitig erfolgt sein, kann Hoeneß durchaus mit Straffreiheit rechnen, das Verfahren wird dann in der Regel still eingestellt. Es handelt sich im Fall Hoeneß nicht um Schwarzgeld, also in Deutschland unversteuerte und dann in die Schweiz geschaffte Summen. Allerdings steht im Raum, dass der Bayern-Präsident die in Deutschland fällige Kapitalertragssteuer nicht gezahlt hat.
Im März wurde angeblich Hoeneß’ Haus am Tegernsee durchsucht. Aber woher kommt das Geld? Nach Informationen der „Süddeutschen“ soll der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus Hoeneß um das Jahr 2000 fünf Millionen Mark in bar auf das Konto überwiesen haben. Außerden habe er für einen 15-Millionen-Euro-Kredit gebürgt. Mit der Gesamtsumme soll Hoeneß an der Börse spekuliert haben.
Wenn auf diesem Konto tatsächlich Wertpapiergewinne verbucht wurden, könnte dies zu stark schwankenden Kontoständen geführt haben. Hinzu kommt, dass sich die Grundlagen für die steuerliche Betrachtung von Aktiengewinnen 2009 geändert haben. Bis dahin waren Gewinne an der Börse steuerfrei, wenn die Papiere ein Jahr lang gehalten wurden – dies würde auch für Hoeneß’ Konto gelten.
Hoeneß und Louis-Dreyfus waren gut miteinander bekannt. Der Franzose war bis März 2001 Adidas-Chef. Ein halbes Jahr später verkündete die Firma, einen zehnprozentigen Anteil an der neu zu gründenden FC Bayern AG zu erwerben – für 77 Millionen Euro. Dreyfus saß bis Ende der Saison 2002/2003 im Verwaltungsbeirat des FC Bayern. 2003 erwarb die Schweizer Firma Infront, an der Dreyfus auch beteiligt war, die Rechte an dem Bundesliga-TV-Imperium von der insolventen Kirch-Gruppe. Dreyfus starb 2009 an Leukämie.
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