Hochriskant: Warum das Kompany-System dem Trend im Weltfußball folgt

Unter seinem neuen Trainer verteidigt der FC Bayern mutig wie lange nicht. Diese Spielweise von Vincent Kompany sorgt nach vorne und nach hinten für Spektakel - und legt den Fokus auf die derzeitige Schwachstelle der Roten.
Patrick Strasser |
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Bayern-Trainer Vincent Kompany (r.) mit Innenverteidiger Dayot Upamecano.
Bayern-Trainer Vincent Kompany (r.) mit Innenverteidiger Dayot Upamecano. © IMAGO/Sven Simon

München - Belgisches Bier, dieses würzige "Blondbier", ist gewöhnungsbedürftig für einen echten Bayern. "Ein Zweikampf zwischen bayerischem und belgischem Bier würde auf ganz hohem Niveau stattfinden", glaubt Vincent Kompany, geboren in Uccle, einem Vorort von Brüssel. Sprach's und lachte spontan und lauthals, wie der Trainer des FC Bayern das gerne macht am Ende eines Satzes. Die Fröhlichkeit ploppt aus ihm heraus, wie bei einem Bügelverschluss.

Das am Samstag beginnende Oktoberfest, so viel hat der Zuagroaßte Kompany schon vernommen, "ist natürlich ganz wichtig, für ganz viele Leute." Für seine Familie sei es "wichtig, ein bisschen die Kultur von München und Bayern mitzuerleben". Er freue sich schon sehr auf den Wiesn-Besuch mit der Bayern-Familie am Sonntagmittag, traditionell im Käfer-Zelt. "Manchmal trinke ich auch Bier, natürlich", meinte der 38-Jährige, der noch nie auf dem Oktoberfest war.

Kompany gibt den Bayern-Stars einen Freifahrtschein für die Wiesn

Dürfen denn seine Spieler? "Das gehört dazu. Wenn ein Spieler möchte, kann er am Sonntag Bier trinken, da habe ich kein Problem. Hauptsache, am Montag sind sie wieder fit." Wenn die Vorbereitung auf die große Revanche am Samstag gegen Double-Gewinner Bayer Leverkusen startet.

Davor war aber noch was. Nach Kiel am vergangenen Wochenende (6:1) der nächste Ausflug in den hohen Norden, diesmal zu Werder Bremen, diese Saison noch ungeschlagen, saisonübergreifend sogar seit acht Liga-Spielen. Anpfiff Samstag, 15.30 Uhr (live auf Sky und im AZ-Liveticker). Fürs Trainerteam bedeutet das: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Laptop und Lederhose.

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Eine weitere Parallele: Ein Oktoberfest-Besuch ist - in Sachen Eigenverantwortung - ja auch eine Risikoveranstaltung. Wie die Spiele des FC Bayern unter Vincent Kompany. Hier lautet das - leicht abgewandelte - Motto: Hoch verteidigen, hoch gewinnen! Wie kein Bayern-Trainer zuvor lässt Kompany mutig, aber eben auch riskant verteidigen. Die Merkmale: Nach Ballverlust sehr frühes Anlaufen des Gegners, intensives Pressing und hohes Verteidigen, meist ab Höhe der Mittellinie Mann gegen Mann.

Das Kompany-System folgt dem Trend im Weltfußball

Nach Balleroberung geht nach vorne die Post ab, zugestellt werden die Vorlagen für Torjäger Harry Kane und andere, die im fluiden System vorne reinstoßen. Ständige Positionswechsel auf dem Platz, keine stur festgelegten Systeme - das ist der neueste Schrei im Weltfußball und da macht Kompany lauthals mit. Tief stehen und abwarten wie oft unter Vorgänger Thomas Tuchel? Passé. Die neuen Bayern bieten Spektakel und Tore satt, zuletzt 6:1 in Kiel und 9:2 gegen Zagreb. Die armen, so tapferen Bremer erwartet ein ähnliches Schicksal.

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Das nächste Schützenfest ist nur eine Frage der Zeit. Die Null? Muss nicht stehen. "Ich glaube, bei all dem Risiko, das man hineininterpretieren kann, werden wir auch in Zukunft aus diesen Pressing-Situationen mehr Tore erzielen, als wir kassieren", dozierte Thomas Müller. Der Routinier glaubt: "Wenn du vorne durch hohes Pressing fünf (Tore, d. Red.) schießt und hinten mal eines kassierst, weil du hoch stehst, ist das immer noch ein guter Deal." Nehmen die Fans so.

Darum müssten Kim und Upamecano eigentlich ins Kompany-System passen

Und die Abwehrspieler? Hier liegt der Hund namens Risiko begraben. Das Innenverteidiger-Duo. Min-jae Kim und Dayot Upamecano muss bei weiten Bällen in die Tiefe in Eins-gegen-Eins-Sprintduelle. Sind sie zu langsam oder schlecht positioniert, wenn ein Gegenspieler durchbricht, scheppert's. Wie zwei Mal gegen Zagreb. Dennoch sind Kim und Upamecano für Kompanys Plan prädestiniert, die langsameren Eric Dier (Bankdrücker) und Matthijs de Ligt (auch deshalb an Manchester United verkauft) nicht.

Als letzte Risikoabsicherung ist da ja noch Manuel Neuer, dessen Libero-Ausflüge ("Sweeper Keeper") im Kompany-System wieder häufiger geworden sind. Am Freitagnachmittag trainierte der Kapitän mit, ist nach der Vorsorge-Auswechslung zur Pause gegen Zagreb fit fürs Duell an der Weser. Und für SOS-Sprints an die Mittellinie.

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  • Südstern7 am 22.09.2024 11:49 Uhr / Bewertung:

    So ist das eben. Die Einen wollen unbedingt den Goretzka sehen, andere sind der Meinung, dass Palhinha spielen sollte. Und wieder andere wären enttäuscht, wenn dann Pavlovic aus der Mannschaft fliegen würde, als Münchner Eigengewächs. Lassen wir doch den Trainer sein Team in Ruhe zusammenbasteln und warten wir vor allem ab, ob er auch gegen Leverkusen sein Harakiri-System anwenden wird. Bisher, da sind wir uns sicher einig, waren die Gegner keineswegs zum fürchten und leicht auszurechnen. Wenn es an taktische Kniffe gegen spielstarke, ebenbürtige Gegner geht, dann macht es wenig Sinn, wenn Upa seinen Gegenspieler bis in dessen Hälfte folgt und hinten natürlich ein Mann fehlt.

    Das alles ist doch nur eine Momentaufnahme. Nach 4 Spielen ist gar nicht abzusehen, wie sich die Saison entwickeln wird. Und auch nicht auf welches Personal Komapny setzen wird. Palinha ist noch keine 100 Tage da. Geben wir Verein und dem Spieler Zeit sich aneinander zu gewöhnen.

  • TheSpecialOne am 21.09.2024 15:45 Uhr / Bewertung:

    So kann man Palhinha natürlich auch kaputt machen: man lässt ihn keine zwei Spiele in Folge starten, damit er ja keinen Rhythmus, kein Timing findet, um sich dann hinzustellen und zu sagen: "Ja äääh, er hat sich bei uns nicht durchgesetzt, können wir nicht brauchen, weg mit ihm!".
    Und irgendwann wird dann Kompany entlassen, weil wir konteranfällig sind wie nur was (vor allem durch die Mitte, weil Kimmich nice da steht, wo ein Sechser hingehört), und dann kriegen wir einen neuen Trainer, der auch was von Zweikampfführung versteht, aber wir haben dann wieder keinen vernünftigen Sechser.
    Ich frag mich, obwohl doch jeder wusste, wie Kompany spielen lassen will, warum wir 40 Millionen für einen Bankwärmer ausgeben mussten, der eh keine Chance hat, sein Können zu zeigen, weil er kein Pressingspieler ist.

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