Heidel: Tuchel könnte Bayern noch besser machen - Schalke-Manager im Interview vor dem Spiel gegen die Bayern
Schalke-Manager Christian Heidel spricht über Trainer Thomas Tuchel, 50+1 und die Schwächen der Bundesliga: "Wir müssen wir uns alle den Spiegel vorhalten"
Der 54-Jährige ist seit 2016 Sportvorstand beim FC Schalke 04.
AZ: Herr Heidel, Sie haben gesagt, dass Sie den FC Bayern verstehen können, Leon Goretzka verpflichtet zu haben. Können Sie denn auch Goretzkas Entscheidung nachvollziehen – oder hätte er auf Schalke weiter reifen sollen?
CHRISTIAN HEIDEL: Natürlich habe ich Verständnis für Leon, auch wenn ich der Meinung bin, dass ihm ein weiteres Jahr auf Schalke bei der Entwicklung zu einem absoluten Top-Spieler gut getan hätte. Leon hat aber eine andere Entscheidung getroffen – und ohne jeden Zweifel das notwendige Potenzial, sich auch bei Bayern München durchzusetzen.
Der FC Bayern liegt vor dem Duell an diesem Samstag fast schon uneinholbar an der Spitze. Sollte man die Liga mit Playoffs spannender machen? Die 50+1-Regel kippen?
Bevor man über Modifikationen des Wettbewerbs nachdenkt, müssen wir uns alle den Spiegel vorhalten und prüfen, ob wir alles tun, um den Rückstand zu verkürzen. In England, Italien, Frankreich und Spanien haben wir derzeit die gleiche Situation.
Führen jetzt alle die Playoffs ein?
50+1 gibt es nur in Deutschland. Meiner Ansicht nach ist aber die Geldverteilung durch Champions League und Europa League ein mögliches Instrument, wieder mehr Wettbewerb in die großen Ligen zu bekommen. Die Unterschiede sind einfach zu groß.
Schalke spielt eine starke Saison, liegt aktuell auf Platz fünf. Ist die Champions League jetzt das große Ziel?
Uns trennt nur das Torverhältnis von Platz vier und dem BVB, aber von dieser Herangehensweise haben wir uns komplett gelöst. Am Mittwoch hieß unser Ziel Pokalhalbfinale und am Samstag heißt unser Ziel, etwas aus München mitzunehmen. Ab Sonntag setzen wir uns dann neue Ziele. Wenn wir unsere kurzfristigen Ziele öfter erreichen als verpassen, haben wir am 34. Spieltag die Chance, uns wieder international zu qualifizieren und das Pokalfinale in Berlin zu gewinnen.
Domenico Tedesco wird für seine Arbeit auf Schalke gelobt. Was ist die größte Stärke Ihres Trainers?
Domenico ist ein junger, innovativer, sehr intelligenter Trainer mit einem großen Fachwissen und sehr ausgeprägter Sozialkompetenz. Dazu ist er bodenständig, loyal, ehrlich und emotional. Er passt einfach sehr gut zu Schalke 04.
Aus Mainzer Tagen kennen Sie Jürgen Klopp und Thomas Tuchel sehr genau. Glauben Sie, dass beide zum FC Bayern passen würden?
Ich habe Jürgen Klopp vom Spieler zum Profitrainer und Thomas Tuchel vom U19-Trainer zum Bundesligatrainer befördert. Kloppo war sieben Jahre mein Trainer und Thomas ein Jahr weniger. Beide sind überragende Trainer und können jede Spitzenmannschaft in Deutschland und in Europa trainieren und diese noch besser machen.
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