Hamburger SV: Angezählt und verspottet
Hamburg - Bruno Labbadia hat keine Lust mehr auf die Dauerkrise des Hamburger SV. "Wir haben diesen riesigen Kraftakt in der letzten Saison nicht dafür hingelegt, dass wir es jetzt einfach so weiterlaufen lassen", sagt der HSV-Trainer.
Der Klub sorgte bereits vor dem Saisonauftakt beim übermächtigen FC Bayern am Freitag (20.30 Uhr/ARD und Sky) für reichlich Negativ-Schlagzeilen.
Mit der Pokal-Pleite beim Viertligisten Carl Zeiss Jena, der Rucksack-Affäre um Sportchef Peter Knäbel und der peinlichen T-Shirt-Panne rutschte der HSV schon vor dem ersten Spieltag der Saison 2015/16 wieder in die Krise.
"Wir sind in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch im Minus, obwohl wir uns durch unsere Rettung ein wenig Kredit zurückgeholt hatten", sagte Labbadia dem "kicker-sportmagazin".
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Der 49-Jährige - er hatten den HSV in der vergangenen Saison mit Ach und Krach in der Relegation zum Klassenerhalt geführte - muss befürchten, dass die Wahrnehmung in den ersten Wochen der neuen Spielzeit nicht so schnell besser wird.
Nach dem Auftritt beim deutschen Rekordmeister warten Duelle gegen formstarke Stuttgarter, beim 1. FC Köln und Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach.
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"Ein oder zwei Spiele werden uns nicht aus der Bahn werfen", sagte Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer und kündigte im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt" schon einmal Geduld mit dem umformierten Kader an.
Überzeugt ist der HSV-Chef weiterhin auch von seinem Sportdirektor - was angesichts der Vorfälle der jüngsten Tage nicht selbstverständlich ist. Knäbel musste zuletzt die volle Breitseite an Häme und Kritik einstecken.
Unter dem Label "tassengate" droht auch schon der nächste Marketing-Fauxpas.
Hört das denn nie auf? (Danke an Leser Rico) #tassengate #hsv pic.twitter.com/PIEF6utesp
— 11FREUNDE_de (@11Freunde_de)
13. August 2015
Dem 48-Jährigen war laut eigener Aussage ein Rucksack mit sensiblen Daten gestohlen worden, die später in einem öffentlichen Park gefunden wurden. Unter den Unterlagen waren offenbar auch Gehaltslisten des HSV.
Nun ermitteln neben der Polizei auch private Ermittler. Am Mittwoch wurde dann auch noch bekannt, dass die Hamburger T-Shirts verkauft hatten, die fälschlicherweise auch eine Choreographie aus dem Fanblock des Ligarivalen Hertha BSC abbildeten.
Der mediale Totalschaden war perfekt, Beiersdorfer fühlte sich bemüßigt, schon vor dem Liga-Auftakt mit grimmiger Miene bei der Pressekonferenz als Krisenmanager aufzutreten.
Mit dem Spiel beim FC Bayern nehmen die Hanseaten nun den nächsten Anlauf, in ruhigere Fahrwasser vorzudringen. Und peilen nach zwei Relegations-Dramen eine zumindest sorgenfreie Saison an. "Wir haben aber nicht die Siebenmeilenstiefel an, die uns sofort ganz nach vorne bringen", betonte Beiersdorfer.
Labbadia findet, in der aktuellen Situation liege auch die Chance, zu einer Einheit zusammenzuwachsen. Dies sollte seinem Team möglichst schnell gelingen.
0:6, 0:5, 2:9, 1:3 und 0:8 hieß es bei den letzten fünf Auftritten an der Isar. Optimistisch ist da eigentlich nur noch Uwe Seeler: "Wenn man bei Bayern was erreichen kann, dann vielleicht im ersten Spiel der Saison", sagte das HSV-Idol via "Bild"-Zeitung: "Die Jungs dürfen aber auf keinen Fall ängstlich sein."
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen
FC Bayern: Neuer - Lahm, Benatia, Boateng, Alaba - Xabi Alonso - Robben, Müller, Vidal, Douglas Costa - Lewandowski
Hamburger SV: Adler - Diekmeier, Djourou, Spahic, Ostrzolek - Ekdal, Jung, Holtby - Müller, Ilicevic - Lasogga
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)