Hainers Denkzettel: Durchwachsene Stimmung bei der Jahreshauptversammlung des FC Bayern

Die Jahreshauptversammlung des FC Bayern wird von einer Bombendrohung überschattet. Auch zuvor ist die Stimmung nicht durchweg positiv: Die Wahl des Präsidiums fällt mau aus – und Uli Hoeneß poltert los.
Patrick Strasser |
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Egal, ob 78,3 oder 83,3 Prozent - mit seinem Ergebnis konnte Präsident Herbert Hainer bei seiner Wiederwahl nicht zufrieden sein.
Egal, ob 78,3 oder 83,3 Prozent - mit seinem Ergebnis konnte Präsident Herbert Hainer bei seiner Wiederwahl nicht zufrieden sein. © IMAGO/Sven Simon

München - Erneut endete eine Jahreshauptversammlung des FC Bayern extrem unschön. Während die Probleme bei der Mitgliederversammlung vor einem Jahr wegen des Zoffs mit den Fans in der Frage des umstrittenen Katar-Sponsorings hausgemacht waren und zu tumultartigen Szenen bzw. dem vorzeitigen Abbruch führten, beendete diesmal eine "vage Bombendrohung" (so der Verein) den Abend abrupt.

Entwarnung nach zwei Stunden

Alle anwesenden Personen mussten den Audi Dome sofort verlassen, die Polizei und ein Bombenkommando mit Spürhunden rückten an. Erst nach knapp zwei Stunden wurde um 1.04 Uhr Entwarnung gegeben. Präsident Herbert Hainer war enttäuscht, dass er den Abend nicht entspannt ausklingen lassen konnte.

Noch wenige Minuten zuvor hatte er davon gesprochen, "sehr zufrieden" mit dem Verlauf gewesen zu sein. Nach seinen ersten drei Amtsjahren stellte sich Hainer den Mitgliedern zur Wiederwahl, einen Gegenkandidaten gab es nicht.

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218 Nein-Stimmen

Nach den 98 Prozent der Stimmen im Jahr 2019 erhielt er diesmal 78,3 Prozent (218 Nein-Stimmen und 85 Enthaltungen bei 1.395 abstimmenden Mitgliedern) – laut Rechnung des Vereins ist Hainer mit 83,3 Prozent wiedergewählt worden, weil die Enthaltungen nicht mitgerechnet werden.

Dennoch: Ein maues Ergebnis im Vergleich zu den Zeiten der Präsidentschaft von Uli Hoeneß. Denkt man die Vorkommnisse der Versammlung 2021, hätte man Hainers Wiederwahl mit dieser Mehrheit kaum für möglich gehalten.

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Denkzettel für Hainer

So oder so – die Nein-Stimmen sind ein Denkzettel für Hainer, der den neuen Kurs der Verantwortlichen gegenüber den Mitgliedern und Fans initiiert hat: Mehr Demut, mehr Transparenz, mehr Präsenz. Man intensivierte in die Kommunikation, gestand Fehler im Zuge des Reizthemas Sponsoring durch die katarische Fluggesellschaft Qatar Airways ein – erste Schritte.

Es riecht nach Verlängerung

Und so verlief die Veranstaltung harmonischer und ruhiger als erwartet. Die Entscheidung, ob der Vertrag mit der Fluglinie über 2023 hinaus verlängert wird, will der Vorstand erst nach der WM treffen. Die Tendenz: Es riecht stark nach Verlängerung.

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"Unser Ziel muss es ganz klar sein, dass wir gesellschaftspolitisch dem Land helfen, sich weiterzuentwickeln und Reformkräfte zu stärken", sagte Hainer und verwies darauf, die Gleichstellung der Frauen im Sport bereits in der laufenden Vertragsperiode der Partnerschaft mit dem Emirat vorangetrieben zu haben.

Die Zusammenarbeit hat finanzielle Vorteile

Der 68-Jährige war so ehrlich, die finanzielle Bedeutung der Zusammenarbeit ebenfalls zu betonen: "Natürlich ist es für uns ein signifikanter wirtschaftlicher Beitrag, den wir brauchen, um unseren ganzen Laden am Laufen zu halten." Das komplizierte Thema führe "zu Kopfzerbrechen", bekannte Hainer.

Uli Hoeneß kann es nicht lassen

Abgesehen vom Schock der Bombendrohung hätte der so harmonische Abend zwischen den Bossen und der Basis eine Wende bedeuten können. Hätte: Wäre da nicht Uli Hoeneß gewesen. Zuvor ein lediglich stummer – und von den Mitgliedern gefeierter – Zuschauer, konnte der 70-Jährige beim Verlassen der Halle wieder einmal nicht an sich halten.

Hoeneß teilt gegen Kritiker aus

Dem Mitglied Michael Ott, erneut als Redner und Wortführer der Kritiker des Katar-Sponsorings aufgetreten, rief er mit erhobenem Zeigefinger zu: "Ihr Auftritt war peinlich! Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!"

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Emotional wie eh und je

Während Ott sich aufgrund der plötzlichen Konfrontation irritiert zeigte, meinte Hainer am Sonntag bei "Bild TV": "So kennen wir Uli Hoeneß. Er ist emotional, er ist der FC Bayern durch und durch. Er verteidigt seinen FC Bayern auch mit allen Facetten."

Welcher Auftritt war wirklich peinlich?

Mit den zwei Sätzen hat Hoeneß, Ehrenpräsident und Liebling (fast) aller Bayern-Fans, seinem so geliebten Verein und nicht zuletzt seinem Nachfolger Hainer einen Bärendienst erwiesen. Mehr diplomatisches Geschick bewies hingegen Hainer, der zu Otts Rede meinte: "Ich fand den Auftritt ganz okay." Fans haben eh ein Gespür dafür, welcher Auftritt wirklich peinlich war...

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10 Kommentare
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  • rotweiss am 17.10.2022 17:50 Uhr / Bewertung:

    Da hat es jemand aber sehr wichtig !
    In der Vorstadt nichts los?

  • mis76 am 17.10.2022 08:24 Uhr / Bewertung:

    Klar,wird der Vertrag verlängert.Vermutlich schon lang vorzeitig im geheimen unterschrieben.
    Der FC Bayern täte gut daran sich von Uli H. Zu distanzieren - peinlich war nur er in den letzten Jahren,zuletzt mit DoPa-Anruf und jetz des am Sa.
    Aber für den vorbestraften wurde ja sogar die Satzung geändert damit er als Präsident zurück konnte.

  • Plato's Retreat am 17.10.2022 08:12 Uhr / Bewertung:

    Der FC Bayern München ist ein eV. In eVs haben oft die Grantler, Nörgler und Nichtskönner das Sagen. Leute ohne jeden weiteren Lebensinhalt.

    Die Lösung heißt für mich "Superleague", und aus dem eV eine Aktiengesellschaft machen. Am besten mit Sitz in der Schweiz ..

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