83,3 Prozent: Herbert Hainer als Präsident des FC Bayern wiedergewählt

Herbert Hainer ist auf der Jahreshauptversammlung zum Präsidenten des FC Bayern wiedergewählt worden.
Patrick Strasser |
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Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern spricht bei der Jahreshauptversammlung auf der Bühne.
Herbert Hainer, der Präsident des FC Bayern spricht bei der Jahreshauptversammlung auf der Bühne. © Angelika Warmuth/dpa

München - Mit den ersten Sätzen seiner Rede auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung des FC Bayern gab Präsident Herbert Hainer die Richtung vor, den neu eingeschlagenen Kurs der Verantwortlichen gegenüber den Mitgliedern und Fans: Mehr Demut, mehr Transparenz, mehr Präsenz.

Man strebt eine intensivere Kommunikation an, das Eingestehen von Fehlern als erster Schritt. Eine klare Reaktion auf die turbulente Mitgliederversammlung im letzten Jahr, die in der Nacht turbulent und mit Beschimpfungen auf offener Bühne gegenüber dem Präsidenten ("Hainer raus!") und mit dem vorzeitigen Abbruch endete. 

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Herbert Hainer gesteht Fehler ein

"Wir alle wissen, dass dieser Abend kein Ruhmesblatt für diesen Verein war", sagte Hainer rückblickend und gestand: "Auch ich habe an diesem Abend als Versammlungsleiter Fehler gemacht – dafür möchte ich mich, liebe Mitglieder, nochmals in aller Form entschuldigen."

Dafür erntete der 68-Jährige Applaus. Er benannte nach Fanclub-Besuchen in allen sieben bayerischen Regierungsbezirken seine "wichtigste Lehre" so: "Wir müssen im Austausch bleiben, müssen Doppelpässe spielen." Hainer beschwor die Gemeinschaft von Präsidium, Vorstand, Trainerstab, Mannschaft und Fans – natürlich war es unter dem Strich auch eine Wahlkampfrede für seine Kandidatur zur zweiten Präsidentschaftsperiode.

Maues Ergebnis: Hainer für drei Jahre wiedergewählt

Nach drei Jahren im Amt stellte sich Hainer den Mitgliedern zur Wiederwahl, einen Gegenkandidaten gab es nicht – nach den 98 Prozent der Stimmen im Jahr 2019 erhielt er diesmal 83,3 Prozent (218 Nein-Stimmen und 85 Enthaltungen bei 1.395 abstimmenden Mitgliedern) und nahm die Wahl für die Zeit bis 2025 an. Im Vergleich zu den Zeiten der Regentschaft von Hoeneß als Präsident ist dies ein recht maues Ergebnis. Denkt man die Vorkommnisse der Versammlung 2021, hätte man die Wiederwahl mit über 80 Prozent eher nicht für möglich gehalten.

Rein inhaltlich streifte Hainer das Thema des von der aktiven Fanszene heftig kritisierten Sponsorings durch die Fluggesellschaft Qatar Airways nicht und verwies auf Vorstandsboss Oliver Kahn. Erst bei den Wortmeldungen, diesmal als Tagesordnungspunkt bewusst vor der Wahl des Präsidiums platziert, wurde Hainer von Vereinsmitglied Michael Ott, einem der Protagonisten des letzten Jahres, zu einer Meinungsäußerung aufgefordert, speziell dazu, ob er persönlich den noch bis Ende 2023 laufenden, mit rund 25 Millionen Euro pro Jahr hochdotierten Vertrag mit Qatar Airways verlängern würde. Das könne er heute nicht mit ja oder nein beantworten, sagte Hainer und verwies auf den Vorstand, der die Gespräche nach der anstehenden WM in Katar führen werde.

Hainer zur Katar-Frage: "Schweigen tun wir auf keinen Fall"

Der Präsident sagte darüber hinaus: "Eins ist klar: Schweigen tun wir auf keinen Fall. Es müssen gemeinsame Projekte definiert werden, um weitere Verbesserungen in Katar zu erreichen." Es bleibt also im Unklaren, was den Sponsoring-Vertrag angeht. Ehrenpräsident Uli Hoeneß, als Zuhörer an diesem Samstagabend in der Basketball-Halle "Audi Dome" gefeiert und beklatscht wie kein anderer, hatte dazu letzten Sonntag gesagt: "Ich wäre dafür, ihn zu verlängern. Ich habe aber nichts zu entscheiden, das macht der Vorstand."

Und was sagte Oliver Kahn als Vorstandsboss dazu? In seiner Rede während der Mitgliederversammlung sparte er das Thema nicht aus wie im vergangenen Jahr, erwähnte Fortschritte bei Menschen- und Arbeitsrechten vor Ort in Katar, weil es dort nun Reformen gäbe. Das Land befände sich auf dem richtigen Weg. Kahn sagte:"Niemand hat gesagt, dass Katar ein Land sei, in dem alle europäischen Standards erfüllt seien. Wer aber etwas verändern oder anstoßen will, der muss Menschen begegnen, mit ihnen reden, sich austauschen statt sie auszugrenzen. Der muss zuhören, verstehen und erklären – und das tun wir innerhalb der Partnerschaft mit Qatar Airways."

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Hoeneß zu Ott: "Ihr Auftritt war peinlich"

Zum Reizthema Vertragsverlängerung blieb auch der 53-Jährige unkonkret: "Wir werden das intensiv besprechen und alles abwägen, danach für den FC Bayern eine Lösung finden." Nach Ende der WM. Man will wohl an der Säbener Straße ein Gespür dafür entwickeln, wie diese umstrittene WM weltweit ankommt und die Reaktionen darauf ausfallen. Kahns Credo zum Austausch mit den Fans: "Wir bleiben im Gespräch und das ist mir sehr wichtig.“ In seiner Rede nahm er die rhetorische Abzweigung „Zurück zum Wichtigsten, zum Sport...", erntete dafür ein Raunen mancher Mitglieder.

Eines der 1.501 anwesenden Mitglieder plädierte bei den Wortmeldungen dafür, das "Thema Katar ruhen zu lassen". Dieser Vorstoß fand in der Halle ein sehr geteiltes Echo: Applaus, andererseits aber auch eine Menge Protest. Was man auch als Fazit über die gesamte Versammlung legen könnte: Mit den richtigen Rückschlüssen aus der Versammlung 2021 und der Verbesserung des Austausches mit den Fans haben die Verantwortlichen den Boden für einen ruhigeren, entspannteren Abend gelegt. Das Reizthema Katar-Sponsoring, der Stein allen Anstoßes, bleibt jedoch bestehen. 

Für Zündstoff dürfte noch folgende Aussage sorgen: Als Uli Hoeneß den Saal verließ, rief er Mitglied Michael Ott zu sich und sagte ihm: "Ihr Auftritt war peinlich! Das ist der Fußballklub Bayern München und nicht die Generalversammlung von Amnesty International!"

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