Guardiolas Bayern: Immer die passende Antwort
München – Wenn man Mario Götze so reden hörte, musste man annehmen, der FC Bayern hätte gerade den deutschen Clasico verloren. „Gerade in der ersten Halbzeit hat es uns Dortmund sehr schwer gemacht. Wir hatten die eine oder andere Torchance, die wir hätten nutzen sollen“, sagte der ehemalige Dortmunder. Erst als er dann sagte, „aber im Endeffekt war es ein verdienter Sieg“, wusste man, dass seine Bayern auch wirklich gewonnen hatten.
2:1 im deutschen Clasico gegen Borussia Dortmund in einem rassigen, hochwertigen, spannenden Spiel, das alles mitbrachte, was von diesem Knaller erwartet wurde, auch wenn rein tabellarisch die beiden Mannschaften Welten trennten. Auf dem Platz war es dann weitaus enger. „Es ging hin und her“, führte Götze weiter aus.
Auch weil Dortmunds Coach Jürgen Klopp ein Rezept gefunden hatte, das Bayern-Spiel zu stören. Und das war ganz einfach: Shinji Kagawa stand Bayern-Lenker und -Denker Xabi Alonso durchweg auf den Füßen, ließ ihn seinen gewohnten Aufbau nicht aufziehen. „Wir wussten, dass Xabi Alonso gedeckt werden würde. Wir haben dafür vorher Lösungen entwickelt. Philipp Lahm und Jérôme Boateng haben das sehr gut gemacht“, meinte Pep Guardiola. Und Boateng fügte an: „Ich hatte dadurch mehr Freiheiten und habe versucht, das Spiel von hinten raus zu machen. Ich kann das natürlich nicht so wie Alonso machen.“
Ohne ihren Antreiber taten sich die Bayern zunächst schwer – auch weil ihnen, wie Arjen Robben bemerkte, „in der ersten Halbzeit manchmal die Intensität gefehlt hat“. Nur 36 Prozent gewonnene Zweikämpfe standen für die Bayern zu Buche. „Die Zahlen lügen nicht“, meinte Götze. Dennoch kamen sie zu guten Möglichkeiten. Robben (6.), zweimal Thomas Müller (14., 16.), wieder Robben (23.), Müller (38.), Medhi Benatia (39.), das Torschussverhältnis war eindeutig. „Schon komisch. Die Intensität hat zwar ein bisschen gefehlt, aber trotzdem hast du genug Chancen, um Tore zu schießen“, versuchte Robben den Auftritt in den ersten 45 Minuten zu erklären.
Lewandowski: Besonderes Tor an besonderem Tag
In der zweiten Hälfte legten die Bayern dann aber zu, auch wenn die Torchancen weiter ungenutzt verstrichen, wie bei Lewandowskis 100-prozentiger nur kurz nach der Pause. „In der zweiten Halbzeit haben wir noch schneller nach vorne in die Tiefe gespielt“, erklärte Boateng. Dass es am Ende zum siebten Sieg im zehnten Bundesliga-Spiel für die Bayern reichte, lag auch an Pep Guardiolas Maßnahme, Franck Ribéry für Mario Götze zu bringen.
Erst die Antwort auf Klopps Versuch, Alonso aus dem Spiel zu nehmen, dann die Hereinnahme von Ribéry – Guardiola fand immer die passende Maßnahme. „Großes Kompliment an meine Mannschaft. Ich weiß, wie schwer es ist, gegen Klopp zu gewinnen“, meinte der Spanier.
BVB-Profi Marco Reus: Erst gefeiert, dann getrauert
Der französische Wirbelwind Ribéry war kaum auf dem Platz, da stand es schon 1:1. Seinen Passversuch klärte Neven Subotic genau in den Fuß von Lewandowski. Der ließ sich gegen die Ex-Kollegen nicht lange bitten. Vor dem 2:1-Siegtreffer war es erneut Ribéry, der den Elfmeter herausholte. „Franck Ribéry hat uns sehr geholfen, das Spiel zu drehen“, sagte Guardiola und lobte seine Mannschaft. „Am Ende hat die Einstellung das Spiel gewonnen, nicht das System. In der zweiten Halbzeit waren wir das, was wir sind.“
Auch unschlagbar? „Nein unschlagbar nicht“, meinte Robben. Heute ist die Situation so und in zwei Wochen kann sie wieder ganz anders sein. Ich kenne den Fußball nun auch ein bisschen.“ Dennoch, wenn man die Bayern so spielen sieht, kann man es nicht glauben. Vor allem, wenn Mario Götze schon nach Siegen wie nach einer Niederlage redet.