Guardiola wie Heynckes: Pep, der Retro-Jupp

Bayern-Trainer Pep Guardiola hat nicht nur gegen ZSKA Moskau sein Spielsystem umgestellt. Er agiert nun wie sein Vorgänger Jupp Heynckes, als die Bayern das Triple holten.
Patrick Strasser |
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Mehr Defensive, weniger Risiko: Ballbesitz-Verfechter Pep Guardiola hat sein System verändert. Wie Jupp Heynckes: Der ließ in der Abwehr gern Beton anrühren und gewann damit 2013 das Triple.
dpa/GES/Augenklick Mehr Defensive, weniger Risiko: Ballbesitz-Verfechter Pep Guardiola hat sein System verändert. Wie Jupp Heynckes: Der ließ in der Abwehr gern Beton anrühren und gewann damit 2013 das Triple.

München - Im Oktober, genau um 1:17 Uhr in der Nacht zum Mittwoch, kamen die Bayern von ihrer letzten September-Dienstreise, dem Geisterspiel – 1:0 bei ZSKA Moskau – zurück. Dank einer Extra-Genehmigung, das Nachtflugverbot zu umgehen, durfte die Lufthansa-Sondermaschine am Flughafen München landen.

Es war ein tadelloser September. Vor allem für Manuel Neuer, den Torhüter. Viel zu tun, mitunter viel zu viel, dennoch blieb er ohne Gegentor. 2:0, 1:0, 0:0, 4:0, 2:0, 1:0 – das sind Neuers Lieblingszahlen. Ein Sechser im Ergebnislotto ist es nicht ganz, schließlich war ein 0:0 dabei, vor knapp zwei Wochen in Hamburg.

Dennoch ist die Steigerung eklatant: Im August hatte der FC Bayern in vier Pflichtspielen fünf Gegentreffer kassiert: beim 0:2 im Supercup in Dortmund, beim 4:1 im Pokal in Münster sowie zum Liga-Auftakt (2:1 gegen Wolfsburg und 1:1 bei Schalke).

Lesen Sie hier: Geisterspiel vom Hochhaus

Was eher auf Pep Guardiola zurückzuführen ist. Denn der Bayern-Trainer hat seit Ende August, spätestens mit den Last-Minute-Transfers von Xabi Alonso und Medhi Benatia, eine Metamorphose durchgemacht. Aus Pep, dem Liebhaber des Ballbesitzfußballs samt riskanter Spielweise (nur ein Sechser im defensiven Mittelfeld), dem Verfechter eines dominanten Spielstils bis weit in die gegnerische Hälfte, ist ein Retro-Coach geworden.

Zurück zu den Wurzeln – back to Jupp.

Die AZ erklärt, warum der Spanier in seinem zweiten Jahr in München aktuell den Fußball spielen lässt, mit dem die Bayern unter seinem Vorgänger Jupp Heynckes 2013 das Triple gewannen.

Das Abwehrbollwerk:
Vor Neuer verteidigen echte Kanten wie Boateng, Dante und Benatia – der erneut verletzte Badstuber arbeitet am Comeback. Auch wenn sich in Moskau Lücken auftaten und vor allem bei Dante/Benatia die Sprintschnelligkeit in Zweikämpfen ein Manko ist. Nach dem Kreuzbandriss von Martínez Mitte August drängte Guardiola auf den Benatia-Transfer. Nun hat er Alternativen für das Abwehr-Zentrum und kann – wie einst Heynckes – Beton anrühren. Als Grundlage für das Aufbauspiel und den Erfolg.

Die Doppelsechs:
In Moskau spielte Bayern 918 Pässe und stellte damit einen neuen Klubrekord in der Königsklasse auf (seit der Datenerfassung 2003/04). Beim 2:0 in Köln wurde Alonso zum bayerischen Pass-König (206 Ballkontakte, Bundesligarekord!). Diese Werte kommen aber vor allem deshalb zustande, weil Pep auf Alonso und Lahm im Zentrum setzt. Schließlich muss er auf Bastian Schweinsteiger wohl noch bis zur Rückrunde und auf Thiago circa 14 Tage warten. Der Spanier ist seit zwei Tagen im individuellen Training wieder am Ball. In Heynckes’ Triple-Jahr funktionierte das Bayern-Spiel, weil Schweinsteiger/Martínez meist das Zentrum verriegelten.

Das Flügelspiel:
Zwar fehlt weiter Franck Ribéry (Patellasehnenprobleme), doch Torgefahr lässt Pep über die Außen, vor allem über Arjen Robben und den verbesserten Mario Götze generieren – nicht per Kleinklein über die Mitte. Dazu kommt Mr. Überall Thomas Müller, der wie einst bei Jupp hinter der einen Spitze agiert, Lücken sucht – und findet. Das aktuelle 3-4-2-1 wird schnell zu einem 4-2-3-1. „Wir haben das Spiel kontrolliert. Zwei Siege in der Champions League sind gut“, kommentierte Guardiola das ökonomische 1:0 von Moskau. Momentan kommt Minimalismus und Effizienz vor Show und Tor-Gelagen. Sollen die anderen Punkte einbüßen, für Glanz und Gloria gibt es ja noch die Rückrunde. Patrick Strasser

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