Groll oder Verständnis? So nahm Kimmich die Kapitäns-Entscheidung beim DFB auf

Zentrales Mittelfeld oder Rechtsverteidiger: Der Star vom FC Bayern spielt auf zwei Positionen stark. Doch wo hilft Joshua Kimmich Nagelsmanns Team am meisten?
von  Maximilian Koch
Bayern-Star Joshua Kimmich ist sowohl auf der Rechtsverteidiger-Position als auch im zentralen Mittelfeld stark.
Bayern-Star Joshua Kimmich ist sowohl auf der Rechtsverteidiger-Position als auch im zentralen Mittelfeld stark. © IMAGO/Schüler

München - Philipp Lahm (40) weiß genau, wovon er spricht, er war einst in einer ganz ähnlichen Position wie Joshua Kimmich (28): Herausragend als Außenverteidiger und herausragend im defensiven Mittelfeld – und daher oft im Zentrum der Debatte, wo er denn nun wirklich am wertvollsten für die Nationalmannschaft und den FC Bayern ist.

"Es ist eher ein Vorteil, wenn man verschiedene Positionen spielen kann", sagte Lahm in dieser Woche bei der Präsentation des EM-Balls in Berlin, als er auf Kimmich angesprochen wurde: "Josh ist ein sehr, sehr guter Spieler. Er hat bewiesen, dass er Außenverteidiger und im Mittelfeld spielen kann. Dann muss der Trainer entscheiden, wo er am besten mit wem zusammenpasst. Josh wird sich immer in den Dienst der Mannschaft stellen, das habe ich auch getan."

Joshua Kimmich wird bei der EM in zentralen Mittelfeld auflaufen

Und als Rechtsverteidiger die großen Titel gewonnen: 2014 die WM in Brasilien, 2013 die Champions League mit Bayern im Londoner Wembley-Stadion. Lahm war jeweils Kapitän. Auch Kimmich feierte seinen größten Triumph, als er rechts hinten verteidigte: 2020 im Endspiel in Lissabon gegen Paris Saint-Germain. Doch anders als Lahm hat Kimmich den Großteil seiner Karriere im zentralen Mittelfeld verbracht – und mit Blick auf die Heim-EM wird es dabei auch bleiben.

Bundestrainer Julian Nagelsmann (36), der Kimmich schon in seinen gut anderthalb Jahren als Bayern-Coach auf der Sechserposition einsetzte, plant auch im DFB-Team mit dem Münchner Profi im Mittelfeld. Im Länderspiel gegen die Türkei am Samstag in Berlin dürfte Kimmich an der Seite von Kapitän Ilkay Gündogan (33) auflaufen. Die Kimmich-Frage wäre damit beantwortet.

Kapitäns-Entscheidung nahm Kimmich ohne Groll auf

"Wenn Josh besser ist als andere, ist er gesetzt", hatte Nagelsmann im Oktober während der USA-Reise gesagt, als Kimmich bereits wegen einer Grippe abgereist war. In seiner Abwesenheit harmonierte Gündogan im Zentrum mit Pascal Groß (32), dennoch bleibt Kimmich im internen Ranking vor Groß, der übrigens auch hervorragend als Rechtsverteidiger spielen kann. Ist das ein EM-Modell für Nagelsmann: Mit Kimmich und Gündogan im zentralen Mittelfeld und Groß hinten rechts? Der Türkei-Test könnte Hinweise geben. Mit Bayerns Leon Goretzka (28) hat Nagelsmann eine weitere Top-Option im Zentrum.

Kimmich sei ein "sehr, sehr guter" Rechtsverteidiger, sagte Goretzka in dieser Woche: "Das wissen wir alle. Er ist aber auch ein hervorragender Sechser." Genauso sieht es Bundestrainer Nagelsmann, der sich als eine seiner ersten Amtshandlungen dazu entschied, die Kapitänsbinde bei Gündogan zu belassen – statt sie Kimmich zu geben. Der Bayern-Star nahm diese Entscheidung nach AZ-Informationen ohne Groll auf, auch wenn es für ihn eine große Ehre gewesen wäre, dauerhaft die Binde zu tragen. Schon in der verletzungsbedingten Abwesenheit von Manuel Neuer (37) hatte Kimmich das Team regelmäßig als Kapitän angeführt, es ist ein besonderes Amt für ihn.

Bayern-Star Fixpunkt für den Coach: Verhältnis zwischen Kimmich und Tuchel ist gut

Ein Leader will Kimmich freilich trotzdem sein – ebenso wie beim FC Bayern, wo er im zentralen Mittelfeld gesetzt ist. Das zeigte Trainer Thomas Tuchel (50) jüngst erst, als er Kimmich nach dem Topspiel in Dortmund (4:0) in der folgenden Champions-League-Partie gegen Galatasaray (2:1) wieder in die Startelf beorderte – obwohl Leon Goretzka und Konrad Laimer (26) gegen den BVB ohne den rotgesperrten Kimmich auf der Doppelsechs überzeugt hatten. Nach AZ-Infos ist das Verhältnis zwischen Kimmich und Tuchel gut, der Mittelfeldstar ist ein Fixpunkt für den Coach in der Mannschaft. Und selbst wenn im Winter ein neuer Sechser kommen sollte, würde das an Kimmichs Standing nichts ändern.

Schließlich könnte er dann an der Seite der "holding six" im Zentrum spielen. Kimmich fühlt sich bei Bayern und in München grundsätzlich sehr wohl, Abschiedsgedanken hat er daher nicht.

Vertragsverlängerung bei Joshua Kimmich: Spätestens im Frühjahr stehen Gespräche an

Sein Vertrag läuft bis 2025, demnächst, spätestens im Frühjahr, stehen Gespräche über eine Verlängerung an. Bei Kimmich gebe es "keine Diskussion: Er ist seit neun Jahren im Klub, prägt den Verein mit seiner Art und Weise", sagte Sportdirektor Christoph Freund (46) in der "Sport Bild" über den Mittelfeldanführer: "Er ist ein wichtiger Bestandteil des FC Bayern. 'Jo' ist ein absoluter Führungsspieler."

Und das wird er auch bleiben – bei den Münchnern genauso wie in der Nationalmannschaft.

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