"Glücksfall" Thomas Müller: Selbst In Brasilien ein Star

Thomas Müller ist nicht nur in Deutschland ein Star – sondern auch in Brasilien sehr populär. „Einfach authentisch“ nennt ihn sein Berater Wiggerl Kögerl. Jetzt will Bayern ihn zum Spitzenverdiener machen.
von  M. Koch/P. Strasser
Thomas Müller bejubelt einen seiner Treffer
Thomas Müller bejubelt einen seiner Treffer © sampics/Augenklick

München - Wiggerl Kögl kennt den echten Thomas Müller. Nicht den, der in die Kameras grinst und Späße macht, sondern den privaten, zurückgezogenen Thomas Müller, der nicht im Schweinwerferlicht leuchtet. Wobei: Gibt es da überhaupt einen Unterschied? „Thomas ist so geblieben, wie er ist“, sagt der Berater des Weltmeister im AZ-Gespräch. „Sympathisch, witzig, bodenständig und einfach authentisch.“ So, wie ihn eben Millionen Fernsehzuschauer kennen: „Da ist nichts Verstelltes dabei, nichts Aufgesetztes“, sagt Kögl: „Thomas ist ein Glücksfall.“

Und ein absolutes Unikat in der Welt der teils ferngesteurten Fußball-Profis, die sich vor Fehlern in der Öffentlichkeit bisweilen fast mehr zu fürchten scheinen als vor Fehlern auf dem Platz. Nicht zufällig wurde Müller gerade erst mit dem Querdenker-Award ausgezeichnet. Nicht zufällig hat die renommierte Sponsoringberatung „Repucom“ im Auftrag der AZ ermittelt, dass Müller selbst in Ländern wie England oder Brasilien überdurchschnittlich hohe Bekanntheits- und Sympathiewerte aufweist. In Brasilien etwa können zwei von drei Einwohnern etwas mit dem Namen Thomas Müller anfangen. In Deutschland sind es sogar 95 Prozent.

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„Er ist Bayer, die Identifikation mit ihm ist für die Fans hoch. Bei ihm stimmt außerdem die Performance auf dem Platz, er macht beim FC Bayern und in der Nationalelf die entscheidenden Tore“, sagt Philipp Kupfer, Marketingexperte von Repucom. „Außerdem ist Müller sehr glaubwürdig, hat eine sehr sympathische Art. Daher ist er als Testimonial für Werbepartner besonders interessant.“ Auch wegen seiner Natürlichkeit, die Kögl imponiert: „Es ist sehr angenehm, mit ihm zu arbeiten. Thomas agiert in hohem Maße selbständig. Man braucht ihm nicht ständig zu sagen, was er besser tun solle und was nicht.“

Aktuell kann Müller den Rat des früheren Bayern-Spielers aber wohl ganz gut gebrauchen. Schließlich stehen Vertragsgespräche zwischen beiden Parteien an. Es geht um hohe Millionen-Summen. Der FC Bayern – das ist inzwischen durchgesickert – will den bis 2019 laufenden Kontrakt des Publikumslieblings am liebsten vorzeitig verlängern. Von einer Laufzeit bis 2021 ist die Rede. Und von einem Gehalt jenseits der Zehn-Millionen-Euro-Grenze, das Müller zum neuen Spitzenverdiener machen soll. „Ich fühle mich sehr wohl im Verein“, sagt Müller im „Kicker“ zu seiner Zukunft: „Alles Weitere wird man sehen.“

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Was auf den ersten Blick vielleicht wie ein Pokerspiel des 26-Jährigen wirkt, ist nichts anderes als eine realistische Einschätzung. Müller weiß um seinen Wert für die Bayern, auf und nebem dem Platz. Und er hat nicht vergessen. Im „Kicker“ bestätigt der deutsche Champions-League-Rekordtorschütze (33 Treffer), dass er in der Vergangenheit nicht immer die Anerkennung des Klubs gespürt habe: „Ich kriege jetzt sehr viel Spielzeit und auch die Wertschätzung, aber die ist auch mit Leistung verbunden, und die muss man immer abrufen.“

Es gab Zeiten, da wurde Müller von Trainer Pep Guardiola in den großen Spielen auf die Bank gesetzt oder vorzeitig ausgewechselt. Zum Beispiel in den Hinspielen der verlorenen Champions-League-Halbfinals in den vergangenen beiden Jahren gegen Real Madrid und den FC Barcelona. Mittlerweile hat allerdings auch Guardiola die Bedeutung Müllers für sich entdeckt – und sein Spielsystem auf den Angreifer und Sturmpartner Robert Lewandowski umgestellt. Müller dankt es in dieser Saison mit 19 Pflichtspieltoren und reihenweise erstklassigen Auftritten. „Es ist bemerkenswert, was wir für eine super Truppe sind, was die Gier betrifft“, sagt Müller: „Wir haben viele Akteure dabei, die schon einiges erreicht haben, aber trotzdem gehen wir mit viel Hunger ins Spiel, obwohl wir alle drei Tage ranmüssen. So als ob wir alle 18 wären. Das macht schon Spaß.“

Nach Abschiedsgedanken klingt das freilich nicht. Auf der Jahreshauptversammlung an diesem Freitag im Audi Dome wird es aber wohl noch keine Vollzugsmeldung in Sachen Müller geben. „Es wird noch etwas dauern“, sagte Klubboss Karl-Heinz Rummenigge am Mittwoch, „aber wir sind bemüht, die Gruppe zusammenzuhalten.“ Diese Gruppe – das sind neben Müller die Stars Jérome Boateng, Manuel Neuer und David Alaba, die ebenfalls mit Verträgen bis 2021 ausgestattet werden sollen. Die Zukunft des FC Bayern nimmt Formen an. Die Zukunt heißt Thomas Müller.

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