Gereizter Trainer: Wird Nagelsmann zum bayerischen "Serienkiller"?
Ja, okay. Julian Nagelsmann hat sich entschuldigt, hat Reue gezeigt. Vernünftig, schön – und gut. Doch für diese Einsicht hat der 35-Jährige einige Zeit gebraucht, nachdem sich der Bayern-Trainer in den Katakomben des Gladbacher Stadions massiv im Ton vergriffen hatte.
Nagelsmann ist jung, aber kein Anfänger
Bestens zu vernehmen für alle wartenden Journalisten, was ihm bewusst gewesen sein muss in dem Moment. Nagelsmann ist jung, aber kein Anfänger. Doch der Ausruf "weichgespültes Pack" wird nun lange an ihm haften bleiben. Wäre dies einem Gentleman wie Ottmar Hitzfeld oder Jupp Heynckes passiert?
Sein Wutanfall war auch eine Reaktion auf die zweite Niederlage dieser Saison, nur drei Tage nach seinem – bis dato – wichtigsten Erfolg, dem 1:0 bei Paris Saint-Germain, der seine Mannschaft und den Verein optimistisch über die hohe PSG-Hürde im Achtelfinale der Champions League blinzeln lässt. In Mönchengladbach biss sich Nagelsmann trotzig, bockig und beleidigt an der (umstrittenen) Entscheidung von Schiedsrichter Tobias Welz fest, Dayot Upamecano wegen einer Notbremse vom Platz zu stellen.
Die Bayern bieten zu viel Angriffsfläche – auch wegen Nagelsmann
Natürlich gehören Emotionen dazu. Natürlich ist er angespannt, steht unter immensem Druck. In seiner zweiten Saison müssen mehr Titel her als in seinem Debütjahr. Erneut lediglich die Meisterschaft mit dem Präfix "Nur" zu gewinnen – das kann sich Nagelsmann nicht erlauben. Das Problem dabei: In dieser Saison lässt Bayern die Konkurrenz so intensiv wie nie an der Sensation schnuppern, der Titel ist keine logische Konsequenz aus eigener Stärke und der Schwäche der anderen.
Doch Bayern, und dazu hat nun Nagelsmann erneut beigetragen, bietet zu viel Angriffsfläche. Ruhe im Verein? Der Ton macht die zu laute Musik – samt schiefer Nebengeräusche.
Seit Wochen ist zu beobachten, wie gereizt Nagelsmann auftritt. Dünnes Eis, dünnes Nervenkostüm. Nach zehn Meisterschaften hintereinander möchte das einst größte Trainer-Talent des Landes nicht als bayerischer "Serienkiller" in die Vereinsgeschichte eingehen.