Gemischte Gefühle bei Hummels' letztem Mal

Der BVB-Kapitän trifft in seinem letzten Spiel für Borussia Dortmund im Pokalfinale ausgerechnet auf seinen neuen Klub: den FC Bayern. "Es ist ein komisches Gefühl."
von  Julian Buhl
Hummels gegen Lewandowski: Das letzte Duell als Gegner.
Hummels gegen Lewandowski: Das letzte Duell als Gegner. © GES/Augenklick

München - Manuel Neuer grinste – und dann beantwortete er die Frage, welcher Spieler ihm denn bei Borussia Dortmund, dem großen Rivalen des FC Bayern, am meisten imponieren würde. "Mats Hummels", sagte er dann also. Es war eine clevere Antwort, die Neuer wählte, denn Hummels wechselt nach dem Pokalfinale am Samstag ja nun von Dortmund nach München.

"Es ist ein komisches Gefühl", hatte der schon vor seinem letzten Liga-Spiel gegen den 1. FC Köln (2:2) dementsprechend wehmütig berichtet: "Ein letztes Mal vor die Südtribüne, ein letztes Mal in einem Restaurant essen, ein letztes Mal an meiner alten Wohnung vorbeifahren. Das ist schon schwer." Hummels mag diese letzten Male nicht, denn sie brennen in der Seele und stellen alles infrage. Die Gedanken schmerzen. Allerdings kommt die härteste Prüfung für Hummels ja erst noch, der am Samstag (20 Uhr, ARD, Sky und AZ-Liveticker) beim Pokalfinale in Berlin sein letztes Spiel im schwarz-gelben Trikot bestreitet. Und das auch noch ausgerechnet gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber: der alte und neue Meister FC Bayern, der sich Hummels' Dienste etwa 38 Millionen Euro kosten lassen wird. 90, möglicherweise 120 Minuten unter dem Brennglas.

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Bloß kein Fall Matthäus!

Selbstverständlich kennt auch Hummels die Geschichte von Lothar Matthäus, der 1984 in ähnlicher Situation bei Borussia Mönchengladbachs Final-Niederlage gegen die Bayern im Elfmeterschießen über das Tor schoss. Verziehen hat man dem Weltmeister von 1990 das in Mönchengladbach heute noch nicht. Hummels weiß daher gar nicht, ob er sich im Fall der Fälle überhaupt den Ball auf den kleinen Kreidekreis legen würde. "Puh, mal sehen." Eines aber weiß er ganz gewiss: "Jeder Fehler, den ich mache, wird endlos seziert werden. Am besten spiele ich perfekt. 100 Prozent Passquote, 100 Prozent gewonnene Zweikämpfe." Denn sonst heiße es: "Da! Der ist mit dem Kopf ja schon in München!"

Das ist Mats Hummels gewiss noch nicht, obwohl sein Kopf schwirrt. "Was nimmst Du mit? Was nicht? Ein paar Gedanken muss man sich ja machen." Die "richtigen Gedanken", wie er es nennt, will Hummels erst am 22. Mai zulassen: "Wenn wir mit dem Pokal im Bus nach Dortmund fahren. Ich will die Bayern schlagen, solange ich hier bin."

Voller Einsatz für Dortmund – bis zum Abpfiff

Auf die beiderseitigen Ratschläge der Klub-Granden kann er gut verzichten. Hans-Joachim Watzke, BVB-Geschäftsführer, rief die Fans der Borussia vor dem Spiel gegen Köln auf, ihren Kapitän fair zu behandeln – es wäre gar nicht nötig gewesen. Ebenso wenig der mehr als fragwürdige – um nicht zu sagen deplatzierte – Tipp Karl-Heinz Rummenigges, Hummels solle doch bis zum Ende alles für Dortmund geben. Als ob das nicht eine Selbstverständlichkeit wäre. Speziell für einen wie Hummels, der immer mit Herzblut spielt. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er während des Pokalfinals an Bayern München denkt. Er wird ganz normal spielen wie immer und alles für seine Mannschaft geben", sagte Neuer, der 2011 vom FC Schalke nach München gewechselt war. Als die beiden Teams sich damals unmittelbar davor dann noch im Pokalhalbfinale begegneten, sei es bei ihm "vielleicht im Hinterkopf gewesen, dass man eventuell wechselt. Aber eigentlich denkt man da nur an sich und seine Mannschaft." Neuer gewann damals mit Schalke 1:0 in München. "Auch wenn der Fokus ein bisschen auf Mats liegt", glaubt Neuer, "ist das von Belang, was auf dem Platz passiert."

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Hummels will jedenfalls alles dafür geben, sich noch einmal als Borusse zu präsentieren. Die perfekte Geschichte für diese Stoßrichtung hat er am Samstag geliefert, sie wird in den kommenden Tagen dutzendfach erzählt werden. Er habe einen "Plan", sagte Hummels, genauer gesagt einen Traum: "Wenn wir gewinnen, werde ich fragen, ob ich den Pokal mit in mein Bett nehmen darf." Am besten um fünf Uhr morgens, volltrunken. Es wäre ein schönes letztes Mal. Ein unangenehmes erstes Mal wird dann der 14. August. Mats Hummels wird im Supercup wieder in Dortmund auflaufen, vor der Südtribüne. Im Trikot des FC Bayern. Er lacht, wenn er daran denkt: "So musste es ja kommen."

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