Geläutert: Bayern-Präsident Uli Hoeneß will nie mehr zocken
Offene Worte von Uli Hoeneß: Der Präsident des FC Bayern - seine Spekulationen an der Börse wurden ihm zum Verhängnis, 637 Tage saß er im Gefängnis - sagt beim Alpensymposium in Interlaken, dass er nie mehr zocken werde.
Interlaken/München - Uli Hoeneß gibt sich geläutert und spricht noch einmal ganz konkret über die dunkelste Zeit in seinem Leben. Fällige Steuern über 28,5 Millionen Euro hatte er nicht bezahlt, musste im Juni 2014 ins Gefängnis, kam im Februar 2016 wieder frei - und wurde dann im November wieder zum Präsidenten des FC Bayern gewählt.
Beim Alpensymposium in Interlaken/Schweiz sagte er am Donnerstagabend laut Bild über seine Spekulationen an der Börse: "Es war nicht mal der Ansatz einer Sucht. Für mich war das damals ein unglaublicher Spaß. Heute nicht mehr! Ich verwalte noch mein Vermögen und mache keine großen Spekulationen mehr."
Eine Wette, ob die Bayern 2017 Meister werden, gehe er nicht ein, lächelte er: "Ich darf ja nicht mehr zocken."
"Die Bayern waren wieder einmal klüger"
Hoeneß kann die Kritik an der Wahl des Trainingslagers des deutschen Rekordmeisters nicht nachvollziehen und versetzt der Konkurrenz einen Seitenhieb: "Wenn ich das Wetter in Europa betrachte, waren die Bayern wieder einmal klüger. Die Mannschaften, die nun im Süden Spaniens und Portugals frieren, haben keinen Vorteil. Ich komme aus Doha. Dort sind die Temperaturen angenehm, und der Rasen wird mit der Nagelschere gepflegt."
Natürlich seien die Arbeitsbedingungen in Katar "nicht perfekt", aber sie würden nicht besser, "wenn wir nicht hinfliegen und Diskussionen anstoßen", wird Hoeneß in der Neue Zürcher Zeitung zitiert. Der OK-Chef der WM 2022 habe sich immerhin deutschen Medien gestellt und auch "kritische Fragen" beantwortet.
Hoeneß zur WM-Aufstockung
Als "unmöglich" bezeichnete Hoeneß derweil den Entschluss des Weltverbandes FIFA, die WM ab 2026 auf 48 Mannschaften aufzustocken. "In erster Linie geht es ums Geld. Die Haltung wird uns bei Bayern München zwar auch immer vorgeworfen, und wir sind tatsächlich auch hinter dem Geld her. Aber wir bewahren gewisse Grenzen und Prinzipien."
Bei der WM-Aufstockung bestehe eindeutig der Verdacht, dass sie nur zur Gewinn- und Stimmenmaximierung erfolge, so der 65-Jährige. Das Niveau werde so immer mehr "verwässert", führte Hoeneß weiter aus: "Der Tag kommt, an dem sich die Menschen sagen werden: 'Ich habe die Nase voll.' Der sportliche Wert der Spiele bei der letzten EM in Frankreich war schon unter aller Kanone."
Auf wenig Gegenliebe stößt bei Hoeneß auch die jüngste Entwicklung im chinesischen Fußball. Da seien einige "völlig gaga" geworden. Das Tempo mache einem Angst, weil man dort den dritten vor dem ersten Schritt tätige, "das kann nicht gutgehen".
Dagegen sieht der Bayern-Präsident im Aufstieg von RB Leipzig durchaus eine Signalwirkung für den Fußball-Osten. "Ein ganzer Landstrich, der ganze Osten, der nach der Wende sportlich zusammenzufallen schien, hat eine Chance, wieder aufwärts zu gehen. Vielleicht macht das auch Rostock, Magdeburg oder Dresden Mut", sagte Hoeneß.
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