Geht der FC Bayern nun doch kontroversen Schritt? Susi Hoeneß würde das nicht gutheißen
München – Thomas Tuchel bemüht sich stets, ein Schmunzeln so gekonnt wie möglich zu unterdrücken, wenn es – wie am Freitag erneut geschehen – auf einer Pressekonferenz um die so erfolglose wie amüsante Trainersuche seines Arbeitgebers FC Hollywood geht. Oder um künftige Kandidaten für den FC Bayern München, die nach der Absage von Ralf Rangnick nun im internen Ranking eins aufrutschen oder von außen auf die Liste gespült werden.
Für Thomas Tuchel ist der Bayern-Job nicht unattraktiv
Die Frage lautete: Herr Tuchel, ist der Trainerjob beim FC Bayern nach all den Absagen unattraktiv geworden? "Nein, für mich war er attraktiv genug", antwortete Tuchel, der im März 2023 schnell zusagte, die Nachfolge des entlassenen Julian Nagelsmann anzutreten. Tuchel weiter: "Ansonsten würde ich vorziehen, zu schweigen. Wir haben attraktive Aufgaben vor uns." Am Samstag (15.30 Uhr) geht es zum VfB Stuttgart, der den Münchnern Platz zwei in der Tabelle trotz fünf Punkten Rückstand nochmal streitig machen möchte. Und kommenden Mittwoch bei Real Madrid nach dem 2:2 im Halbfinal-Hinspiel um den Einzug ins Champions-League-Finale. Schließlich fügte Tuchel noch hinzu: "Ich mache mir über die Zukunft des FC Bayern keine Sorgen."
Andere im Verein schon, ziemlich große sogar. Allen voran Uli Hoeneß (72), der Ehrenpräsident, weiter Mitglied des Aufsichtsrats und immer noch: Seele und Anwalt des Vereins. Via "Kicker" hatte Hoeneß am Montag angekündigt, "wild entschlossen zu sein, meine Meinung wieder deutlicher zu machen". War die Verpflichtung seines langjährigen Wunschkandidaten Max Eberl nicht das Signal, einen erfahrenen Bundesliga-Kenner und Macher auf die Bühne zu stellen, der den Verein meinungsstark in ruhigere Gewässer führt? Dass vom idyllischen Tegernsee, dem Wohnsitz der Familie Hoeneß, jedoch hin und wieder ein Sturm aufzieht, hat Eberl nun am eigenen Leib erfahren.
Rummenigge war gegen eine Nagelsmann-Rückkehr
Der 50-Jährige hatte nach dem Bekenntnis von Xabi Alonso, bei Meister Leverkusen bleiben zu wollen, Bundestrainer Nagelsmann als neuen, alten Bayern-Coach favorisiert – dabei aber die Rechnung nicht mit der Wirtin gemacht, mit Susi. Hoeneß' Ehefrau (seit 1973 verheiratet) hatte laut Ehemann über Alonso beim Frühstück gesagt: "Wenn er Charakter hat, kommt er nicht, und wenn er keinen Charakter hat und zusagt, dann ist er nicht der richtige Trainer für euch." Wie immer habe sie recht behalten, so Hoeneß über seine bessere Hälfte.
An der Säbener Straße heißt die seit jeher Karl-Heinz Rummenigge (68). Der ehemalige Vorstandsboss sitzt ebenfalls im Aufsichtsrat und hegte Widerstände gegen Nagelsmanns Comeback. Das führt zu Fragen: Wer ist hier der Boss und wer sucht die Bayern-Trainer aus?
Können sich die Bosse dieses Mal auf einen Trainer einigen?
Jan-Christian Dreesen, qua Amt Vorstandsboss, und Präsident Herbert Hainer? Oder doch einer der Strippenzieher und Ratgeber aus dem Hintergrund, also das Lager Rummenigge-Hoeneß? Der eine war und ist stets der Antipode des anderen, was in dieser Konstellation trotz aller Unterschiede stets eine gewinnbringende Ergänzung darstellte. Bei der Trainerauswahl wurde rotiert. Jürgen Klinsmann (vorgeschlagen von Rummenigge), Jupp Heynckes (immer Hoeneß), Pep Guardiola (Hoeneß), Carlo Ancelotti (Rummenigge), Niko Kovac (Hoeneß), Hansi Flick (Rummenigge). Bei Louis van Gaal und Nagelsmann zeigten beide Bosse: Daumen hoch.
Können sich die Vereinsgranden diesmal einigen? Ein Machtdilemma. "Wenn einer der wichtigen Entscheider einen Trainer gar nicht leiden kann oder gar nicht ertragen kann, dann kommt er nicht." Sagt Hoeneß selbst. Zugleich haben nun alle Kandidaten, ob Roger Schmidt, Hansi Flick, Erik ten Hag, Martin Demichelis, den Stempel Kandidat Nummer vier.
Pep Guardiola könnte im Sommer auf den Markt kommen
Als große Lösung taugen lediglich Coaches mit weltmännischem Flair wie Zinedine Zidane (vereinslos) – oder gar Guardiola. Das meist gut unterrichtete Portal "The Athletic" thematisierte, dass der Katalane seinen Trainerposten bei Manchester City diesen Sommer, ein Jahr vor Vertragsende, freiwillig räumen könnte. Durch einen Erfolg gegen Stadtrivale Manchester United im Finale um den FA-Cup (25. Mai) könnte Guardiola, mit City auf dem Weg zum vierten Liga-Titel hintereinander, als Double-Sieger gehen – die Königsklasse gewann er mit City bereits 2023.
Laut "Daily Mirror" will der 53-Jährige seinen Vertrag über 2025 hinaus ohnehin nicht verlängern. Laut "Mirror" steht Michel (48) vom FC Girona auf dem Zettel von Man City als Pep-Nachfolger. Michel führt Girona, das zur "City Football Group" gehört, gerade sensationell in die Champions League. Die Rückkehr von Pep wäre die Königslösung mit Blick auf das Champions-League-Finale 2025 in München. Guardiola gilt an der Säbener Straße – und in seinen Gedanken? – als Unvollendeter, weil er in seinen drei Jahren (2013 bis 2016) den Henkelpott mit Bayern nicht gewinnen konnte. 2016 hatte er vor seinem Abschied aus München gesagt: "Ich werde hierher zurückkommen, nach Deutschland – vielleicht auch als Trainer." Abwarten.
Wäre nicht am Ende Tuchel selbst der beste Nachfolger von Tuchel? Die im Februar getroffene Vertragsauflösung zum Saisonende sei "vereinbart", sagte der 50-Jährige. Man könne jedoch, in der Theorie, "jeden Vertrag gemeinschaftlich auflösen". Oha! Rolle rückwärts mit Anlauf? Nein. Es sei "immer alles möglich", so Tuchel, die Vereinbarung aber "gibt es und die steht." Susi Hoeneß würde eine Kehrtwende nicht gutheißen.