Gehörig unter Druck: Gleich drei Stars des FC Bayern gehören zu den großen Verlierern der USA-Reise
Einen Monat ohne nationale Verpflichtungen haben die DFB-Stars nach der anstrengenden USA-Reise nun vor sich - doch Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) wird ihnen auch in diesem Zeitraum bis zu den Länderspielen gegen die Türkei (18. November) und drei Tage später in Österreich auf die Nerven gehen. Im positiven Sinne, versteht sich.
"Ich mache mir Gedanken, wie man die Jungs trotzdem erreichen kann", kündigte Nagelsmann an, ehe er gemeinsam mit den Bayern-Profis am frühen Donnerstagmorgen in München landete: "Ich will den Vereinstrainern nicht reinreden, trotzdem werde ich Szenen rausschneiden, die wir den Spielern schicken und besprechen." So wolle man laut Nagelsmann versuchen, "auch Schritte zu gehen in Phasen, in denen wir uns nicht sehen."
Bundestrainer Julian Nagelsmann ist heiß auf die Heim-EM
Clever. Man merkt schon: Der Coach ist extrem heiß auf die Heim-EM, die zehn erfolgreichen Tage in den Staaten haben Nagelsmanns Lust nur noch weiter gesteigert. "Er wird ein paar Wochen ein bisschen durchatmen", sagte Sportdirektor Rudi Völler (63), Nagelsmann habe aber schon "neue Ideen". Und so werden aus den Wochen wohl eher Tage - denn Nagelsmann möchte keine Zeit verstreichen lassen, um an seinem EM-Masterplan zu feilen. Der Coach glaubt an sein Team. "Ich habe noch keine Mannschaft trainiert, die so schnell Dinge umsetzt", sagte er: "Das stimmt mich extrem optimistisch. Ich war absolut begeistert."
Von manchen Spielern mehr, von manchen weniger. Die AZ nennt Gewinner und Verlierer der Reise.
GEWINNER
Mats Hummels: Gegen Mexiko über 90 Minuten geschont, weil Borussia Dortmund schon am Freitagabend (20.30 Uhr) auf Werder Bremen trifft. Zuvor beim 3:1 gegen die USA mit einer überzeugenden Leistung. Hummels ist der klare Abwehrchef - mit 34 fit wie nie und souverän wie eh und je. Gemeinsam mit Thomas Müller und Ilkay Gündogan ganz oben in der DFB-Hierarchie.
Jamal Musiala: Der Bayern-Youngster begeisterte die Fans mit seinen Tempodribblings, Pässen und Schüssen. Ganz klar: Musiala ist der nächste deutsche Superstar, im offensiven Mittelfeld unantastbar. Das Zusammenspiel mit Florian Wirtz und Leroy Sané klappte gut.

Pascal Groß: Von Nagelsmann-Vorgänger Hansi Flick im September erstmals ins Nationalteam berufen, nun erfüllt sich England-Profi Groß mit 32 einen "Lebenstraum". Harmonierte mit Gündogan auf der Doppelsechs, in dieser Form ganz sicher bei der EM dabei. Und vielleicht sogar in der Startelf.
Ilkay Gündogan: Nagelsmann lobte und stärkte den Kapitän, selbst bei einer Rückkehr Manuel Neuers wird Gündogan die Spielführerbinde behalten. Zu recht. Dominator im zentralen Mittelfeld, ein echter Anführer. Gegen die USA nicht nur für Nagelsmann "herausragend".
Niclas Füllkrug: Der BVB-Stürmer ist eine Tormaschine. Neun Tore in elf Länderspielen, dazu zwei Assists: Füllkrug hat sich den Status als Nummer eins im Angriff verdient. "Wenn er in jedem Spiel ein Tor schießt - besser geht es natürlich nicht", sagte Stürmer-Legende Völler.
VERLIERER
Kai Havertz: Ohne Einsatz gegen Mexiko, zuvor nur Joker gegen die USA. Reiste wegen einer Zahn-OP verspätet an, hätte eigentlich auch ganz in London bleiben können. Wie auch bei seinem Klub Arsenal nicht in der Verfassung, um die DFB-Elf voranzubringen.
Niklas Süle: Gegen die USA eingewechselt, gegen Mexiko als Rechtsverteidiger schwach, an beiden Gegentoren beteiligt. "Man muss ihn wieder in den Rhythmus bringen", sagte Nagelsmann über den Dortmunder: "Und wenn es im Klub nicht ist, und wir ihn aber in der Nationalmannschaft sehen, dann muss ich das eben machen." Wird aber kompliziert.
Trio des FC Bayern unter Druck
Leon Goretzka: Zog sich gegen Mexiko eine schmerzhafte Fleischwunde am Fuß zu, insgesamt war es keine Vergnügungsreise für den Bayern-Star. Zweimal nur eingewechselt, während Gündogan und Groß gemeinsam Pluspunkte sammelten. Muss sich nun bei Bayern empfehlen.

Manuel Neuer: Vor seinem Comeback im Tor des FC Bayern, bis zur Nummer eins im DFB-Team ist es aber ein weiter Weg. Marc-André ter Stegen genießt Nagelsmanns Vertrauen, Gündogan behält die Kapitänsbinde. Kämpft sich Neuer noch mal zurück?
Joshua Kimmich: Wegen eines grippalen Infekts ohne Einsatz, reiste vorzeitig zurück nach München. Wirklich vermisst wurde er im Mittelfeldzentrum nicht. Von Nagelsmann sehr geschätzt, bei den nächsten Länderspielen aber wie einige seine Bayern-Kollegen unter Druck.