Führungsspieler: Alonso beim FC Bayern - Kroos bei Real Madrid

Nürnberg - Es war der heißdiskutierteste Wechsel im letzten Sommer: Der Transfer von Weltmeister Toni Kroos vom FC Bayern zu Real Madrid. Weil kurze Zeit später Xabi Alonso an die Säbenerstraße wechselte und sofort zum Leader avancierte, fiel sein Weggang bei den Bayern nicht weiter negativ auf.
Aber auch bei Real weint man Xabi Alonso keine Träne nach - dank der Topleistungen von Toni Kroos, der fast auf Anhieb die hohen Erwartungen bei den Königlichen erfüllen konnte.
Der aktuelle Real-Coach schwärmt über seinen Mittelfeldmotor made in Germany, der sich am vergangenen Wochenende beim 5:1-Erfolg gegen Rayo Vallecano endlich auch im Real-Trikot als Torschütze auszeichnen konnte. "Was mich an Toni Kroos am meisten beeindruckt, ist, dass er sich nie einen Kopf macht. Ob er unter Druck steht oder nicht, ob es gegen einen starken oder weniger starken Gegner geht, sein Spiel ist immer verlässlich auf dem gleichen hohen Niveau", sagte Carlo Ancelotti.
Für den Italiener ist Kroos der legitime Nachfolger von Xabi Alonso, der seinerseits diese Saison von Real zu den Bayern gewechselt war. "Er ist bei uns schon ein zusätzlicher Fußballlehrer. Toni hat die hohe Schule von Xabi Alonso sehr schnell gelernt. Er spielt immer den richtigen Pass", so Ancelotti.
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Im weißen Ballett ist Toni Kroos also bereits der Vortänzer, nun soll der ehemalige Münchner auch bei Weltmeister Deutschland verstärkt den Takt angeben. "Toni Kroos hat eine phänomenale Entwicklung genommen. Er sticht bei Real Madrid im Ensemble der Superstars als Taktgeber heraus", lobte Thomas Schneider den 24 Jahre alten Mittelfeldspieler in den höchsten Tönen.
Der Assistent von Bundestrainer Joachim Löw sieht bei Kroos trotz dessen aktueller Topform noch Luft nach oben. "Das ist noch nicht das Ende, er wird sich noch weiter entwickeln", sagte Löws Co-Trainer, der den Supertechniker vor einigen Wochen beim 3:1 der Königlichen im Clásico gegen Erzrivale FC Barcelona vor Ort in Augenschein genommen hatte und begeistert war: "Er hat nicht nur ein Tor vorbereitet, sondern war auch sonst unglaublich präsent."
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Kroos hat nach Ansicht von Schneider und auch Löw bei der WM in Brasilien noch einmal einen großen Sprung gemacht und sei seit seinem Wechsel zu Real weiter gereift. In der EM-Qualifikation gegen Gibraltar am Freitag in Nürnberg (20.45 Uhr/RTL) und vor allem vier Tage später in Vigo (20.45 Uhr/ARD) gegen Europameister Spanien mit vielen seiner Vereinskollegen will Kroos auch seine Ansprüche in der DFB-Auswahl auf die Chefrolle untermauern. In Abwesenheit des angeschlagenen Mesut Özil ist der neue Real-Star nicht nur als Sechser, sondern auch als Zehner gefordert.
Dass er beides kann, wusste sein Förderer Jupp Heynckes, der ihn bei den Bayern und zuvor auch bei Bayer Leverkusen trainierte, schon immer. "Toni Kroos spielt fantastisch. Er ist sehr flexibel und hat seine Bestimmung gefunden, er ist der Taktgeber im Mittelfeld von Real Madrid und das soll schon mal was heißen", sagte der frühere Coach von Real Madrid, der weiß, welcher Druck in Madrid herrscht.
Und auch Sami Khedira, Teamkollege bei Real und in der Nationalelf, bestätigte im kicker: "Er macht das überragend, spielt mit einer absoluten Ruhe, ist voll integriert. Er hält sehr gut die Balance zwischen Abwehr und Offensive und kommt sehr gut an in Madrid."
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Großes Lob erhielt Kroos gerade erst auch im Kreis der Nationalmannschaft von seinem früheren Klubkollegen Jerome Boateng. "Er hat sich über die Jahre immer weiter entwickelt und spielt jetzt bei einem der größten Vereine der Welt. Er kann punktgenau schnelle Pässe spielen und auch das Tempo bestimmen", sagte der Münchner Abwehrspieler.
Dass der für 30 Millionen Euro Ablöse von der Isar nach Madrid gewechselte Kroos innerhalb von nur drei Monaten in seiner neuen Wahlheimat Fuß gefasst und zum Publikumsliebling aufgestiegen, ist für Boateng deshalb auch "keine große Überraschung".