Flick, Klopp und Co.: Die neue deutsche Trainer-Dominanz

München - Verdienter kann ein Titel kaum sein: Hansi Flick (55) ist Deutschlands Trainer des Jahres! Bei der vom "kicker" organisierten Wahl unter den Mitgliedern des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS) setzte sich der Triple-Coach des FC Bayern, der gerade im Urlaub auf Formentera weilt, mit 223 Stimmen souverän vor Vorjahressieger Jürgen Klopp (164) durch, der den FC Liverpool nach 30 Jahren zum englischen Meistertitel geführt hatte. Freiburgs Christian Streich (55/40) wurde Dritter.
Auch Bayerns Sturmgigant Robert Lewandowski hatte Grund zum Jubeln. Die Wahl sei "eine Auszeichnung für mein gesamtes Trainerteam, dem sie genauso gehört", sagte Teamplayer Flick: "Von jedem dieser Mitarbeiter erfahre ich jeden Tag die optimale Unterstützung."
Heynckes: Flick "ist ein würdiger Triple-Trainer"
Jupp Heynckes, Bayerns Triple-Trainer von 2013, adelte Flick und erklärte: "Hansi Flick hat alles perfekt und bewundernswert gemeistert. Er ist ein würdiger Triple-Trainer." Bemerkenswert: Thomas Tuchel, der Paris Saint-Germain zum französischen Double und ins Champions-League-Finale geführt hatte, erhielt nur eine Stimme. Julian Nagelsmann, mit RB Leipzig im Halbfinale der Königsklasse, gerade mal zwei. Dennoch: Auch Tuchel und Nagelsmann stehen für die deutsche Trainer-Dominanz, die in dieser Europacup-Saison deutlich geworden ist. Unter den letzten vier Klubs der Champions League waren mit Bayern, Leipzig und PSG drei Vertreter, die von deutschen Trainern gecoacht wurden. Das gab es noch nie.
Was ist der Grund für diesen Aufschwung? Ottmar Hitzfeld hat da eine Idee. "Das zeigt, wie gut die Trainerausbildung in Deutschland ist", erklärt der frühere Coach des FC Bayern im Gespräch mit der Abendzeitung: "Ein Glücksfall für den deutschen Fußball, dass so viele Trainer auf Topniveau arbeiten."

Deutsche Trainer sind heiß begehrt
Nicht vergessen: Im Jahr 2019 hatte ja Klopp mit Liverpool den Champions-League-Titel gewonnen, 2013 standen sich im Endspiel von Wembley Heynckes (Bayern) und Klopp (Dortmund) gegenüber. Nach diesem Triumph hätte sich Heynckes einen weiteren Top-Klub in Europa aussuchen können, doch er hörte auf. 2017 kehrte "Don Jupp" dann noch mal zu Bayern zurück.
Im Jahr 2020 ist das deutsche Trainer-Knowhow von Flick, Klopp, Tuchel und Co. gefragter denn je. Der gebürtige Landsberger Nagelsmann hat mit gerade einmal 33 Jahren schon das Interesse von Real Madrid geweckt, auch beim FC Bayern verfolgt man seinen Weg genau.
Aktuell haben die Münchner aber natürlich keinen Bedarf, Flicks Vertrag wurde bis 2023 verlängert. Ehrenpräsident Uli Hoeneß sagt über den Coach, der im November von seinem damaligen Chef Niko Kovac übernommen hatte: "Er hat eine überragende Arbeit geleistet und ein Team geformt, nicht nur aus elf, sondern aus 20 Spielern." Lewandowski ergänzt: "Man kann über ihn als Mensch und Trainer nur das Beste sagen. Ich hoffe, wir können noch lange zusammenarbeiten."
Flick und Bayern – das passt
Danach sieht es aktuell aus. Flick und Bayern – das passt. Und davon könnte auch die deutsche Nationalmannschaft profitieren. "Ich möchte Jogi Löw jetzt keinen Druck machen. Aber jetzt haben wir zumindest mal eine gute Basis geschaffen für die Europameisterschaft im kommenden Jahr", erklärte Flick in der "Zeit": "Die Spieler haben in Portugal gesehen, was sie können. Das ist etwas anderes, als es nur erklärt zu bekommen."
2014 holten Löw und Flick gemeinsam den WM-Titel, im Sommer 2021 will Löw das schmerzhafte Vorrunden-Aus bei der WM 2018 vergessen machen und um den Sieg mitspielen. Dabei helfen sollen zahlreiche Bayern-Stars: Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Niklas Süle, Leon Goretzka, Serge Gnabry und auch Leroy Sané.
Bleibt für Löw zu hoffen, dass Deutschlands Trainer des Jahres weiter so einen tollen Job macht.
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