Ottmar Hitzfeld: "Die starke Bank ist ein Vorteil für den FC Bayern"
München - Ottmar Hitzfeld im AZ-Interview: Der 71-Jährige gewann als Trainer 2001 mit dem FC Bayern und 1997 mit Borussia Dortmund die Champions League.
AZ: Herr Hitzfeld, Sie haben als Trainer in drei Champions-League-Finals gestanden, 1997 mit Dortmund und 2001 mit dem FC Bayern jeweils den Henkelpott gewonnen. Wie fühlt er sich an, der Morgen vor so einem wichtigen Spiel?
OTTMAR HITZFELD: Bei mir herrschte die größte Anspannung meistens einen Tag vor dem Finale. Da habe ich meine Personalentscheidungen getroffen, die natürlich auch mal schwierig waren. Hinzukam dann noch die Anreise an den Endspielort, die letzte Ansprache vor der Mannschaft. Das war immer etwas Besonderes. Der schönste Moment war eigentlich der nach der Spielersitzung, weil ich dann wusste: Der wichtigste Teil meiner Arbeit ist erledigt. Am Spieltag selbst war ich vollkommen konzentriert. Je näher der Anpfiff rückte, desto ruhiger bin ich geworden.
Hitzfeld: "Ich sehe Bayern auf einer Stufe mit Paris"
Denken Sie, dass Hansi Flick am Sonntag ebenfalls ruhig und entspannt in den Tag startet?
Entspannt vielleicht nicht, aber er wird sich freuen. Die letzten Tage vor so einer Partie ziehen sich. Deshalb fiebert man dem Spielbeginn entgegen und ist einfach froh, wenn es endlich losgeht.
Sehen Sie Bayern in der Favoritenrolle?
Ich sehe Bayern auf einer Stufe mit Paris. Hansi Flicks Mannschaft ist gerade in Hochform, jeder Spieler zeigt konstante Leistungen auf einem tollen Niveau. Bayern spielt wirklich fast perfekt, sehr ballsicher. Die Mannschaft verlagert das Spiel gut, im letzten Drittel zeigt sie ihre Stärke vor dem Tor. Und Bayern kann auch gut kontern. Es macht wahnsinnig Spaß, zuzuschauen. Das gilt aber auch für Paris mit dieser tollen Offensive um Neymar und Kylian Mbappé.
Wie würden Sie als früherer Bayern-Trainer gegen dieses Weltklasse-Duo verteidigen lassen?
Ich bin sehr froh, dass sich Hansi Flick diese Sorgen machen muss und ich entspannt das Spiel schauen kann (lacht). Nein, im Ernst: Diese Superstars stoppt man am besten im Kollektiv. Und ich denke, die Bayern können das schaffen mit ihrem sehr wirkungsvollen Pressing.