Fix: Tottenham-Kante Eric Dier wechselt zum FC Bayern
München - Zu früh wollte Bayern-Trainer Thomas Tuchel den Transfer von Eric Dier nicht verkünden, weil er schlechte Erinnerungen an den Sommer hatte. "Aus Erfahrung wissen wir, dass die Dinge noch im letzten Moment schiefgehen können", sagte Tuchel am Donnerstagvormittag über den 29-jährigen Engländer, der gerade im Privatflieger gelandet war. "Er ist in München, wir versuchen, den Deal zu finalisieren, um eine weitere Alternative als Innenverteidiger für unseren Kader zu bekommen."
Was Tuchel meinte: Im Sommer war João Palhinha, der auserwählte Sechser, schon auf dem Vereinsgelände der Münchner eingetroffen, bereit zur Unterschrift. Doch am Abend flog der Portugiese wieder zurück nach London – als Spieler des FC Fulham, weil der Klub am letzten Tag der Wechselperiode nicht rechtzeitig Ersatz für Palhinha gefunden hatte. Dier absolvierte am Donnerstag die obligatorischen Medizinchecks, nur die Verkündung des Transfers stand noch aus.
Vertrag bis Saisonende: Eric Dier wechselt zum FC Bayern
Tuchels Sorgen sollten aber unbegründet sein. Eric Dier und die Bayern machten den Transfer am Donnerstagabend offiziell, der Brite unterschrieb beim Rekordmeister einen Vertrag bis 2024 – mit Option für ein weiteres Jahr. Der 29-Jährige soll die dünn besetzte Abwehr in der zweiten Saisonhälfte verstärken, schließlich spielt Min-Jae Kim mit Südkorea beim Asien-Cup und könnte bis Mitte Februar fehlen.
Zwar hat Diers Ex-Klub Tottenham Hotspur auf seinen Kanälen von einer Leihe bis Saisonende gesprochen, die per Option in einen permanenten Wechsel umgewandelt werden könne. Das ist aber nicht der Fall. Es ist keine Leihe, da Diers Vertrag bei Tottenham im Sommer ausläuft. Nach AZ-Infos zahlt Bayern zudem vorerst keine Ablöse für Dier (im Raum standen einmal vier Millionen Euro), es können dann aber noch erfolgs- einsatzabhängige Zahlungen hinzukommen.
"Wir sind froh, dass wir ihn verpflichten konnten. Er hat in unseren Überlegungen schon länger eine Rolle gespielt. Eric wird ein wertvoller Bestandteil unserer Defensive sein", begrüßte Sportdirektor Christoph Freund seinen Neuzugang. Für Eric Dier wurde nach eigener Aussage "ein Traum wahr". Schließlich "möchte man immer eines Tages für einen Verein wie den FC Bayern spielen". Besonders freue er sich auf die Bayern-Fans – und die Allianz Arena: "Eines der schönsten Stadien der Welt".
Bis zuletzt hatte sich Bayern auch um die Dienste von Innenverteidiger Radu Dragusin bemüht, der Rumäne entschied sich aber für einen Wechsel zu Tottenham. Dier ist deshalb aber nicht der Plan B, Coach Tuchel wollte den englischen Nationalspieler nach AZ-Informationen unbedingt verpflichten. Auch ein Transfer-Doppelpack mit Dier und Dragusin wäre denkbar gewesen.
Ein Vorteil des Dier-Deals: Leon Goretzka, der zuletzt in der Innenverteidigung aushalf, "ist jetzt wieder frei fürs Mittelfeld", wie Tuchel erklärte. Goretzka dürfte in der Partie gegen Hoffenheim an der Seite von Joshua Kimmich auflaufen.
Eric Dier ist nicht das Ende der Planungen beim FC Bayern
Abgeschlossen ist die Kaderplanung von Tuchel und Sportdirektor Christoph Freund damit freilich nicht: Nun soll noch ein weiterer Rechtsverteidiger für den Titelkampf in der Bundesliga und Champions League kommen, weil Noussair Mazraoui mit Marokko beim Afrika-Cup spielen wird.
Und das, obwohl sich der 26-Jährige gerade erst im Aufbautraining befindet nach seinem Muskelbündelriss in der Wade. "Unsere dringende Empfehlung ist, dass er natürlich erst im dritten Vorrundenspiel zum Kurzeinsatz kommt", sagte Tuchel über Mazraoui: "Aber das sind Empfehlungen auf einem Blatt Papier oder einer E-Mail." Es sei "eine paradoxe Situation: Du bezahlst einen verletzten Spieler – und während er noch im Aufbautraining ist, wird er angefordert." Da könnte Ärger drohen.
Doch zunächst konzentrieren sich die Münchner auf das Meisterduell mit Bayer Leverkusen – und auf einen Ersatz für Mazraoui. Nordi Mukiele, der 26-jährige Franzose von Paris Saint-Germain, ist Tuchels Wunschspieler.
"Wir werden sehen, ob noch was passiert", sagte der Coach. "Ich bin ein bisschen geduldiger geworden, weil ich weiß, wie kompliziert das Transfergeschäft ist. Dabei müssen viele Interessen abgedeckt werden." Es gehe darum, so Tuchel, "was wirtschaftlich Sinn macht, was für den Verein und die Mannschaft Sinn macht. Und dann gibt es noch den abgebenden Verein und die Seite des Spielers." Bei Mukiele ist also Geduld gefragt.