Finale! Meisterlicher Gentest der Bayern Basketballer
München - Völlig losgelöst stürmte Svetislav Pesic nach dem Spiel aus den Katakomben und herzte seine Spieler. Nach der Verbannung wegen zweier Technischer Fouls musste der Bayern-Coach den Krimi bei Alba Berlin in der Kabine verfolgen – und war über das erreichte Endspiel gegen Bamberg umso erleichterter. „Wie mein Präsident Uli Hoeneß war ich im Gefängnis“, sagte der aufbrausende Coach mit einem schrägen Vergleich über das 101:96 nach Verlängerung in Spiel fünf. Kurz hielt Pesic inne und ergänzte mit erhobenem Zeigefinger: „Aber man soll weiter mit uns rechnen.“
Zu Beginn der Saison hatte er bei der Niederlage im Champions Cup in Berlin wegen eines ähnlichen Vorfalls schon während der Partie im Teambus gehockt. Nun genoss er kurz vor Mitternacht die „Svetislav“-Rufe der Bayern-Fans vor der Arena. „Wir haben es für ihn gewonnen“, sagte Geschäftsführer Marko Pesic über seinen Vater und lobte Assistent Emir Mutapcic, der das Coaching übernommen hatte: „Mucki hat einen super Job gemacht.“
Im Finale ab Sonntag (15 Uhr in Bamberg) wird wieder Pesic an der Seitenlinie stehen, dem Klub droht jedoch eine Geldstrafe, weil Mutapcic nicht an der Pressekonferenz teilnahm. Doch das werden die Bayern angesichts der Chance zur Titelverteidigung verschmerzen. „Was wir heute gezeigt haben, war dieses Bayern-Gen, dieses Niemals-Aufgeben“, schwärmte Marko Pesic, „wie wir die Serie gedreht haben, macht mich stolz.“
Vor allem die erneute Gala des überragenden Nihad Djedovic lässt die Bayern hoffen, das Top-Team der regulären Saison bezwingen zu können. „Es sind die Finals, da kann alles passieren“, sagte der Bosnier mit Blick auf das Duell gegen die Brose Baskets Bamberg. „Es ist gut, dass wir nicht zu weit reisen müssen. Wir müssen ein Spiel auswärts gewinnen, aber es ist wichtig, dass wir heute Charakter gezeigt haben.“ Im Eurocup war dies den Münchnern mit einem 92:50-Kantersieg in Bamberg bereits gelungen. Auch die Saison-Bilanz spricht mit 3:1 für den Meister. In der vergangenen Saison hatte Djedovic beim Finaltriumph über Alba noch wegen eines Mittelhandbruchs zuschauen müssen, nun ist er in der Form seines Lebens.
„Heute ging fast alles“, sagte der 25-jährige Flügelspieler zu seinem 30-Punkte-Auftritt: „Wir sind die Champions, immer noch. Und wie sagt man: Unterschätze nie das Herz eines Champions!“ Mit sechs Dreiern war Djedovic bei seinem Ex-Klub kaum zu stoppen. Nach einem wichtigen Distanztreffer in der Verlängerung stapfte er mit hochangezogenen Knien davon und machte eine Pumpbewegung mit den Armen – ein Jubel, wie ihn auch Dirk Nowitzki zeigt. „Wenn du abends ins Bett gehst, träumst du, dass du den letzten Schuss machst“, sagte Djedovic, „da kannst du dich nicht kontrollieren. Das ist, wie wenn du ein Tor vor 100 000 Menschen schießt. Das sind Emotionen, die ein normaler Zuschauer nicht fassen kann. Mein Puls war über dem normalen.“