FC Bayern will die Trostpflaster-Schale
München - Die Bayern sind ja selbst Schuld daran, dass sie an diesem Samstag die vielleicht traurigste Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte feiern. Vor einer Woche hätte ein Sieg im Heimspiel gegen Gladbach zum Titel gereicht. Doch André Hahns Treffer zum 1:1-Endstand vermieste Pep Guardiolas Mannschaft und vor allem den Fans die fest eingeplante Party.
Nun also Ingolstadt (15.30 Uhr, Sky und AZ-Liveticker), 15.800 statt 75.000 Zuschauer, Audi Sportpark statt Allianz Arena: Das ist der Rahmen, den sich die Bayern ausgesucht haben für ihre 26. Meisterschaft, die vierte in Folge (Rekord!), die dritte für Pep Guardiola, die aber vor allem eines ist: die Trostpflaster-Schale.
Das Aus gegen Atlético schmerzt weiter
"Wir hatten viel Enthusiasmus, das Finale zu erreichen. Es hilft jetzt nur Zeit. Tage, Tage, Tage", sagte Guardiola am Freitag. Der Trainer war noch immer damit beschäftigt, das Ausscheiden gegen Atlético Madrid zu verarbeiten. Vier Tage ist das gerade mal her. Die Meisterschaft hatte er die ganze Saison über als "wichtigsten Titel" ausgegeben.
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Doch nach dem bitteren Ende seines Triple-Traums wirkte er ernüchtert, frustriert, niedergeschlagen – nicht nur deshalb, weil schon wieder Details aus der Bayern-Kabine nach außen gelangt sind. "Wenn die Bewertung davon abhängt, ob ich die Champions League gewinne oder nicht, dann habe ich versagt. Das muss ich akzeptieren", sagte Guardiola.
Was ist die Meisterschaft dann überhaupt noch wert? "Es wird ein kompliziertes Spiel, aber wir kämpfen für den Sieg. Wir haben viel gearbeitet, dass wir jetzt in dieser Situation sind." Immerhin: Doch ein bisschen Ingolstadt in Guardiolas Kopf. Er bezeichnete den Aufsteiger sogar als "vielleicht beste Mannschaft, die in dieser Saison in der Allianz Arena gespielt hat".
Ingolstadt habe eine "Wahnsinns-Saison" hinter sich. In der Hinrunde beim 0:2 in München hatten die Schanzer lange von einer Überraschung träumen dürfen, ehe Lewandowski und Lahm trafen. Und auch diesmal würden sie den großen Favoriten gern ärgern. "Wir wollen nicht, dass eine fremde Mannschaft bei uns die Meisterfeier hat", sagt Stürmer Stefan Lex.
Die Bayern können auf den Kick verzichten
Philipp Lahm sieht das natürlich anders. "Wir wollen uns den Kick ersparen, am letzten Spieltag noch einen Punkt holen oder gewinnen zu müssen", gab der Kapitän nach dem Atlético-Spiel als Parole aus: "Wir wollen unbedingt am Wochenende Meister werden." Ein Sieg in Ingolstadt würde dafür genügen. Bei einem Remis und einem gleichzeitigen Erfolg der Dortmunder in Frankfurt müssten die Bayern bis kommende Woche zum Heimspiel gegen Hannover warten. Die gemeinsame Titelfeier mit den bereits als Meisterinnen feststehenden Bayern-Frauen ist für den 15. Mai geplant.
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Doch wie ausgelassen wird diese Party ausfallen? "Warum sollte man traurig sein, wenn man Meister wird? Wir müssen jetzt neue Ziele angreifen", sagt Jérôme Boateng: "Die Meisterschaft ist das, wofür man die ganze Saison spielt. Das vierte Mal in Folge wäre schon etwas Besonderes."
Acht der letzten neun Titel sicherten sich die Bayern übrigens in fremden Stadien. In der vergangenen Saison wurde Guardiolas Team nach einem 1:0 Hertha BSC "Sofa-Meister", weil Wolfsburg einen Tag später in Gladbach verlor. Und nun also die Trostpflaster-Schale?