FC-Bayern-Star Joshua Kimmich immer wieder in der Kritik: Ist er so schlecht, wie er gemacht wird?

Die Kritik an Mittelfeld-Chef des FC Bayern reißt nicht ab: Gefährliche Ballverluste, schwache Ecken – so lauten nur einige der Vorwürfe gegen Joshua Kimmich. Aber stimmt das auch? Die AZ hat die Leistungsdaten des Sechsers analysiert.
Krischan Kaufmann,
Autorenprofilbild Maximilian Koch
Maximilian Koch
|
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
13  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Zuletzt prasselte viel Kritik auf FC-Bayern-Star Joshua Kimmich ein. Gerechtfertigt war dies nicht immer.
Zuletzt prasselte viel Kritik auf FC-Bayern-Star Joshua Kimmich ein. Gerechtfertigt war dies nicht immer. © IMAGO/Laci Perenyi

München -  "Hau den Joshua" ist aktuell das wohl mit Abstand beliebteste Spiel unter Deutschlands Fußball-Experten. Egal, ob Didi Hamann, Mario Basler oder Lothar Matthäus – alle scheinen sich gerade bevorzugt an Bayerns Mittelfeld-Leader abzuarbeiten.

Vor allem Matthäus kritisiert Kimmich immer wieder – und immer heftiger. Beim letzten Länderspiel gegen Kolumbien (0:2), bei dem Kimmich zunächst nur auf der Bank saß, stichelte der deutsche Rekordnationalspieler erneut kräftig am RTL-Mikro in Richtung des des 28-Jährigen. Sein neuester Vorwurf lautet: "Wenn Kimmich seine Position hält, dann ist er einer der Besten auf der Welt – aber die hält er zurzeit nicht. Er ist sehr ehrgeizig, sehr emotional, aber vielleicht will er zu viel und das ist nicht gut für die Mannschaft." Rumms!

Überraschende Ergebnisse: Das sagen die Leistungsdaten über Joshua Kimmich

Aber ist das wirklich so? Baut Kimmich in seinen Leistungen ab, macht er seine Mitspieler schlechter, hat er zu viele Ballverluste in gefährlichen Zonen und sind seine Ecken wirklich so schlecht?

Zusammen mit dem renommierten Daten-Dienstleister Opta hat die Abendzeitung Bayerns Mittelfeld-Star und sein Spiel ab der Triple-Saison 2020 tief gehend analysiert – und ist dabei zu (für Matthäus und Co.) überraschenden Ergebnissen gekommen.

Joshua Kimmich im AZ-Check: Die Wahrheit über den FC-Bayern-Star

Formtief? In der legendären Sextuple-Saison war Kimmich – wie so viele Münchner – auf dem Zenit seiner Schaffenskraft. Verschlechtert haben sich seine Leistungsdaten seitdem kaum. In puncto Torvorlagen hat der 28-Jährige jedoch tatsächlich ein wenig eingebüßt. In den letzten beiden Spielzeiten kam er auf jeweils elf Pflichtspiel-Assists, in der Triplesaison waren es noch 15 Torvorlagen.

Dafür erzielte er in dieser Saison sieben Pflichtspieltore und damit genau so viele wie in 2019/2020. Und für einen defensiven Mittelfeldspieler noch wichtiger: Die Zweikampfwerte und Passquote blieb in allen vier Saisons auf einem konstant guten Niveau. Bei Ballaktionen kam Kimmich ebenfalls stets auf über 100 pro 90 Minuten.

Joshua Kimmich besiegt DFB-Kollegen Gündogan und Kroos im direkten Vergleich

Noch spannender ist der Blick auf die Statistiken von Nationalmannschafts-Kollege Ilkay Gündogan (32) und Ex-DFB-Spieler Toni Kroos (33), die beide bei ihren Klubs eine ähnliche Rolle ausfüllen.

Ilkay Gündogan und Toni Kroos (r.): Zwei deutsche Top-Stars mit Top-Werten – so wie auch Joshua Kimmich.
Ilkay Gündogan und Toni Kroos (r.): Zwei deutsche Top-Stars mit Top-Werten – so wie auch Joshua Kimmich. © dpa

Im Vergleich mit Real-Madrid-Star Kroos und dem aktuellen Champions-League-Sieger Gündogan kam Kimmich in dieser Saison wahlweise auf mehr Startelfeinsätze, sammelte mehr Scorerpunkte, benötigte die wenigsten Minuten für eine direkte Torbeteiligung, führte mehr Zweikämpfe und legte mehr Großchancen pro 90 Minuten auf.

Mario Basler: "Neben Joshua Kimmich ist Leon Goretzka die ärmste Sau"

Hat also Joshua Kimmich einen schlechten Einfluss auf seine Kameraden? Die Spieler, mit denen Kimmich im Mittelfeld der Bayern agiert, sind zum Großteil dieselben, die auch schon beim Triple-Gewinn 2019/20 an seiner Seite standen, in erster Linie Leon Goretzka (28), mit dem Kimmich in der vergangenen Bundesliga-Saison in 24 Partien gemeinsam auf dem Platz stand.

Wie bei Kimmich sind auch Goretzkas Zahlen im Vergleich zur Saison 2019/20 nicht merkbar schlechter geworden. In der abgelaufenen Spielzeit kann das bayerische Muskelpaket sogar eine deutlich bessere Zweikampfquote vorweisen: 47 Prozent zu 53 Prozent.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Gefährliche Ballverluste? In der vergangenen Champions-League-Saison stand Kimmich insgesamt 558 Mal unter Druck, 207-mal handelte es sich dabei um hohen Druck des Gegners. Von allen Spielern, die in der vergangenen Spielzeit in der Königsklasse mindestens 100-mal unter hohen Druck standen, hatte Kimmich die beste Passquote in derartigen Situationen (89 Prozent).

Standardschwäche? Kimmich lieferte in dieser Saison 59 Schussvorlagen nach Standards ab, das sind nur zwei weniger als in der Triplesaison. Außerdem brachte er 239 Ecken in den Strafraum und damit mehr als in der Triplesaison (234).

Zudem erzielte er drei Tore nach Standards, in den vorangegangenen drei Spielzeiten war ihm mit ruhendem Ball gar kein Treffer gelungen.

Eigentlich eine Schusshaltung wie aus dem Lehrbuch – und dennoch ist über Joshua Kimmichs Ecken in dieser Saison unter den Experten eine heftige Diskussion entbrannt.
Eigentlich eine Schusshaltung wie aus dem Lehrbuch – und dennoch ist über Joshua Kimmichs Ecken in dieser Saison unter den Experten eine heftige Diskussion entbrannt. © imago

Thiago Alcantara fehlt im Mittelfeld des FC Bayern

Was die sehr guten Kimmich-Zahlen allerdings nicht aufzeigen: dass das Zusammenspiel im Bayern-Zentrum seit dem Triple-Gewinn 2020 nicht immer von Harmonie und gegenseitigem Verständnis geprägt war.

Der Abgang Thiagos zum FC Liverpool wurde bis heute nicht richtig kompensiert, der spanische Ballkünstler sicherte unter Ex-Trainer Hansi Flick oft als Sechser ab, zugleich ordnete er das Spiel mit klugen Pässen, konnte es auch mal beruhigen. Kein Akteur des aktuellen Bayern-Kaders – weder Kimmich noch Leon Goretzka, Konrad Laimer, Marcel Sabitzer oder Ryan Gravenberch – bringt dieses Gesamtpaket auf Thiago-Niveau mit.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Auch Declan Rice, der Wunsch-Sechser von Coach Thomas Tuchel, wäre kein Thiago gewesen – aber immerhin ein echter Abräumer vor der Abwehr, der seine Position hält und Konter unterbindet. Nach diesem Spielertypen, einem Javi Martínez des Triple-Jahres 2013 und Thiago des Triple-Jahres 2020, fahnden die Bayern-Bosse. Ihre Hoffnung: Kimmich und alle anderen Achter würden besser spielen, wenn sie eine verlässliche defensive Absicherung hätten.

Als Gesamtpaket auf der Kimmich-Position ist aktuell nur Rodri (27) von ManCity besser, aber der Champions-League-Sieger ist für Bayern unbezahlbar.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
13 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bayerncharly789 am 25.06.2023 15:14 Uhr / Bewertung:

    GLAUBE KEINER STATISTIK DIE DU NICHT SELBER GEFÄLSCHT HAST

  • Play Fair am 26.06.2023 17:05 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bayerncharly789

    willst du damit sagen, dass die im artikel angesprochene statistik GEFÄLSCHT ist?
    das glaubst du doch selber nicht, oder ?
    also, was soll das? und was soll das heissen?
    hauptsache, die luft scheppert!
    und noch dazu in grossbuchstaben.
    wie kann man nur, ich bin fassungslos.

  • coolman am 25.06.2023 14:45 Uhr / Bewertung:

    Das Problem ist nicht Kimmich, sondern Loddar.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.