FC-Bayern-Patron Hoeneß legt denkwürdigen Uli-Auftritt am Tegernsee hin
Rottach-Egern/München - Zunächst sah alles nach einem entspannten Wochenendausflug des Großvaters mit seinen beiden Enkeln aus. Uli Hoeneß (71) schaute beim ersten Training des FC Bayern auf dem Sportplatz in Rottach-Egern unweit seiner Villa in Bad Wiessee vorbei. Es wurde gelacht, der Ehrenpräsident schüttelte einige Hände und wurde nach der rund 90-minütigen Einheit freundschaftlich von Bayern-Trainer Thomas Tuchel (49) in den Arm genommen.

Anschließend wollte Hoeneß zum Abendessen aufbrechen, ehe er doch noch einmal bei den wartenden Reportern stoppte. "Was gibt's denn?", fragte Hoeneß zu Beginn. Und was folgte, war ein weiterer denkwürdiger Uli-Auftritt...
Denn Hoeneß, der zunächst erklärte, nicht öffentlich über die Transferziele des Klubs sprechen zu wollen ("Jetzt haben wir endlich den Verein dicht – da fangen wir nicht gleich am ersten Tag wieder an, ihn undicht zu machen, ja?"), gab nur wenige Augenblicke später ausführlich Auskunft, wie der Poker um Harry Kane (29) so läuft. Und warum er optimistisch ist, dass der Transfer klappt.

Hoeneß über Wunschspieler Kane: "... dann wird Tottenham einknicken müssen"
"Bis jetzt ist es so, dass Harry in allen Gesprächen ganz klar signalisiert hat, dass seine Entscheidung steht", sagte Hoeneß: "Und wenn die bleibt, dann kriegen wir ihn. Dann wird Tottenham einknicken müssen. Weil, dass so ein Verein auf 80 Millionen, 90 Millionen Euro verzichtet – das gibt es nicht." Abwarten...
Tottenham-Präsident Daniel Levy (61) gilt als härtester Verhandlungspartner in England. Das haben auch die Münchner Bosse Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge (67) und Jan-Christian Dressen (55) inzwischen erfahren. Levy sei "ja clever", sagte Hoeneß mit einem Grinsen, das die ganze Lust an diesem Millionen-Poker verriet: "Er nennt ja keine Zahl." Also keine konkrete Ablösesumme für Kane.

Diese dürfte bei mehr als 100 Millionen Euro liegen. "Wir müssen ihn erstmal so weit bringen, eine Zahl zu nennen", fuhr Hoeneß fort: "Er spielt natürlich auf Zeit, ist ein ausgebuffter und, wie ich finde, super Profi. Aber ich glaube, auf der anderen Seite sind auch Leute, die das nicht erst seit gestern machen."
Bayern-Trainer Tuchel will sich nicht zur Causa Kane äußern
Ein klassischer Hoeneß bei seinem Heimspiel am Tegernsee: verschmitzt, angriffslustig, selbstbewusst. Aber ob die Sätze die Kane-Verhandlungen erleichtern? Oder Tottenham und Levy nicht eher ärgern? Coach Tuchel gab sich vorsichtiger.
Selbstverständlich, sagte Tuchel, sei der Verein auf der Suche nach einer "Nummer neun", die sportlich wie charakterlich ins Profil passe. "Wir sind bereit, voll einzusteigen, wenn wir von einem Spieler sehr überzeugt sind", erklärte Tuchel. Ergebe sich aber nichts mit Kane, "dann vertrauen wir den Spielern, die wir haben".
Hoeneß: Harmonisches Bayern-Verhältnis zu Kanes Beratern
So weit soll es, so weit wird es laut Hoeneß nicht kommen. Denn Kane "möchte international spielen", wie der Ehrenpräsident verdeutlichte: "Tottenham ist da nicht tätig in der kommenden Saison. Er hat jetzt noch mal die Möglichkeit, zu einem Topklub in Europa zu kommen." Auch die Verbindung zu Kanes Vater und Bruder, seinen Beratern, sei harmonisch, sagte Hoeneß: "Bis jetzt haben sie immer ganz klar zu dem gestanden, was sie zugesagt haben. Wenn das so bleibt, ist das okay." Dann könnte Kane tatsächlich zu Bayern kommen.
Doch das wird noch dauern. Also widmete sich Hoeneß den wichtigen Themen – seinen Enkeln. "Jungs, los! Wir gehen jetzt was essen", sagte Hoeneß. Und brauste in seiner schwarzen Limousine davon...