FC Bayern München: Zoff und Zwietracht zwischen Bobic und Hoeneß

Bayern-Präsident Uli Hoeneß schlägt nach der Kritik von Frankfurt-Sportvorstand Fredi Bobic an der Kovac-Verpflichtung zurück: Die Vorwürfe seien "unverschämt. Wie er sich verhält, ist unanständig".
von  Patrick Strasser
Bekämpfen sich verbal: Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic (l.) und Bayern-Präsident Uli Hoeneß.
Bekämpfen sich verbal: Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic (l.) und Bayern-Präsident Uli Hoeneß. © imago, firo/Augenklick

München - Die Bayern-Bosse wollten Einigkeit demonstrieren, Entschlossenheit. Also traten Präsident Uli Hoeneß, mit Fanschal, einem Buch und ein paar Unterlagen unter dem Arm, und Karl-Heinz Rummenigge, mit Einstecktusch, vor die Journalisten. Es galt, die Dinge um Bayerns künftigen Trainer Niko Kovac (46) klarzustellen, die Säbener-Sicht darzulegen.

Man wollte die Flammen im Zoff mit Eintracht Frankfurt austreten, kippte dabei weiter Öl ins Feuer. Eine irre Posse um Zeitpunkt und Kommunikation der Verpflichtung des Kroaten, der einen Dreijahresvertrag in München unterschreiben wird, gültig ab 1. Juli.

Wer wusste wann was wie und warum?

Doch wann nahmen die Bosse Kontakt auf? Wann einigte man sich mit Kovac? Wirklich alles am vergangenen Donnerstag? Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic hatte das Vorgehen der Münchner verärgert als "respektlos und unprofessionell" bezeichnet. Seit Freitag brodelte es in Hoeneß (66). Nach dem 5:1 gegen Gladbach konterte die Abteilung Gegenattacke die Bobic-Vorwürfe, die er als "ziemlich unverschämt" empfindet. "So wie er sich verhält, das ist unanständig."

Denn, so Hoeneß’ Sicht der Dinge: "Wir haben uns sehr professionell verhalten. Wir haben eine Lücke im Vertrag von Niko Kovac (Ausstiegsklausel für einen Topklub; d. Red.) genutzt, den doch nicht wir gemacht haben." Für 2,2 Millionen Euro Ablöse kann Kovac in Frankfurt aus seinem bis 2019 datierten Vertrag vorzeitig raus. So kommt es nun.

"Wir waren fair, seriös und in der ganzen Geschichte sauber. Wir haben keinen respektlosen Auftritt gehabt", verteidigte sich Rummenigge (62). Vom FC Bayern sei "hintenrum" nichts an die Öffentlichkeit gedrungen. Bobic vermutete, dass am Donnerstag gezielt Informationen an die Bild weitergegeben wurden, um die Dynamik in der Causa Kovac zu erhöhen.

FC Bayern: Wir haben nichts an die Presse gegeben

Wie also kam es raus? "Wir haben nichts dazu beigetragen", behauptet Hoeneß. Man habe "lange" überlegt, "wie man die Frankfurter am besten informiert: Jetzt gleich oder am Ende der Saison, was auch möglich gewesen wäre. Wir haben uns dann dafür entschieden, dass so schnell wie möglich zu tun und Hasan Salihamidzic hat das mit Niko so besprochen. Dass aus dieser eigentlich großzügigen Geste uns ein Bumerang gemacht wird, verstehen wir überhaupt nicht." Die Frage nach dem Zeitpunkt der ersten Verhandlungen mit Kovac wollte Hoeneß nicht erörtern: "Wir sind hier nicht bei der Staatsanwaltschaft."

Fest steht: Am Donnerstag sagte Kovac zu. So spontan? Möglich ist natürlich, dass der Eintracht-Trainer sich seiner Entscheidung im Fall der Fälle schon sicher war, schließlich war Hoeneß ja daran gescheitert, Interimstrainer Jupp Heynckes zu einer weiteren Saison zu überreden, dann klappte Alternativlösung Thomas Tuchel (Hoeneß: "Schade, aber das war kein Schock. Er hatte kein Vertragsangebot, er hatte das Angebot eines gemeinsamen Gesprächs") auch nicht.
Dennoch waren sich die Bayern-Verantwortlichen und Niko Kovac samt seinem Bruder Robert, als Assistent ständiger Karrierebegleiter, kürzlich begegnet. Wie es der Zufall will. . . Im "Italy" in Geretsried vor den Toren der Stadt.

Zufälliges Treffen bei einer Geburtstagsfeier?

"Wie es der Zufall will", das Zitat stammt jetzt von Hoeneß, der erzählte: "Vor drei Wochen oder so hatte mein Fahrer Bruno Kovacevic seinen 60. Geburtstag. Er ist Kroate, die zwei Frankfurter sind Kroaten, und an dem Abend waren die beiden auch eingeladen. Karl-Heinz war mit seiner Frau da, ich mit meiner Frau, wir kommen dahin und sagen: Was ist da los? Da saßen die bei uns mit am Tisch. Aber vor 60 Leuten hat der FC Bayern noch selten Vertragsgespräche geführt. Das ist ja nicht die Atmosphäre dafür." Man wird sich ja noch zuzwinkern dürfen.

Und so ist Kovac zu Bayerns "Wunschkandidaten", so Hoeneß, aufgestiegen. Dass der Ex-Profi, von 2001 an zwei Jahre im Hitzfeld-Kader, keine Titel in seiner Trainer-Vita vorzuweisen habe, sei einerlei. "Sie haben ja erlebt, dass auch Champions-League-Sieger scheitern können", meinte Hoeneß und gab Ex-Trainer Carlo Ancelotti so noch eine mit. "Und deswegen haben wir es jetzt anders gemacht. Wir haben einen genommen, der noch nichts gewonnen hat. Vielleicht macht der das Gegenteil." Ja, vielleicht.

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