FC Bayern München: Vorspiel gegen Hannover vor Kracher gegen Real Madrid
Man konnte Jupp Heynckes für den Hinweis ja dankbar sein – denn die Gefahr, dieses Bundesliga-Spiel zu vergessen, ist durchaus gegeben. Oder wer denkt noch nicht an den Kracher gegen Real Madrid am Mittwoch (20:45 Uhr), das Hinspiel im Champions-League-Halbfinale, das Spiel des Jahres für den FC Bayern?
"Ich denke erstmal an das Spiel in Hannover", versicherte Heynckes am Freitag, "das findet ja auch statt." Er lachte. Ein typischer Jupp. Korrekt, gründlich, erfolgsorientiert. Obwohl es in der Liga um nichts mehr geht. Für den Bayern-Trainer aber schon: "Ich werde eine Mannschaft aufstellen mit der Hoffnung, dass wir gewinnen."
Bayern-Trainer Heynckes: Korrekt, gründlich, erfolgsorientiert
Bei allem Heynckes-Perfektionismus steht fest: Diese Partie bei Aufsteiger Hannover 96 am Samstag (15:30 Uhr/Sky und AZ-Liveticker) ist nur das Vorspiel für den Real-Hit in der kommenden Woche – der mit darüber entscheiden wird, ob aus einer schon jetzt guten Bayern-Saison eine sehr gute wird, vielleicht sogar eine fantastische. Falls der Triple-Triumph tatsächlich gelingt.
Und so kündigte Heynckes an, "einige Spieler vom Dienstag" schonen zu wollen. Nach dem klaren 6:2-Erfolg im Pokal-Halbfinale in Leverkusen dürften etwa Javi Martínez, Franck Ribéry und Robert Lewandowski, die für Mittwoch gesetzt sind, eine Pause bekommen. Bloß keine Verletzten mehr – das ist die wichtigste Vorgabe für Hannover. Bei David Alaba (Rückenprobleme) ist ein Einsatz fraglich, Corentin Tolisso (Schienbeinprellung) fällt sicher aus.
Die Königlichen von Real Madrid haben am Wochenende spielfrei. Bereits am Mittwoch fand die Generalprobe des Titelverteidigers statt – und die ging beim 1:1 (Tor: Cristiano Ronaldo) gegen Athletic Bilbao ziemlich schief. Was Real-Coach Zinedine Zidane nicht daran hinderte, eine Kampfansage an Bayern zu formulieren. "Wir werden unseren Titel bis zum Tod verteidigen!", sagte der Franzose
Zidane: "Titel bis zum Tod verteidigen"
Die Bayern vernehmen solche Sätze wohlwollend, man fühlt sich offenbar ganz wohl in der Außenseiterrolle. "Wir wissen, gegen wen wir spielen: Das ist die weltbeste Mannschaft, die haben zweimal in Folge die Champions League gewonnen, das ist keinem Klub vorher gelungen", betonte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei einer Veranstaltung in München (siehe unten): "Real ist Favorit, aber trotzdem werden wir versuchen, ins Finale zu kommen."
Ins erste Champions-League-Endspiel seit 2013, damals mit Heynckes gegen Borussia Dortmund (2:1). Ohnehin ist der Trainer wohl der größte Trumpf in diesem Halbfinal-Duell. Heynckes kennt den spanischen Fußball und speziell seinen Ex-Klub Real sehr gut, er warf die Königlichen auch 2012 im Halbfinale aus dem Wettbewerb. Und: Heynckes hat es seit der Entlassung in seiner ersten Amtszeit bei den Münchnern 1991 immer ins Finale eines Pokalwettbewerbs geschafft, wenn er Bayern trainierte: 2012, 2013 und 2018 im DFB-Pokal, 2012 und 2013 in der Champions League. Wenn das kein Mutmacher ist.
"Wir haben eine tolle Mannschaft, einen Lauf", sagte Rummenigge: "Das Wichtigste wird diesmal sein, dass wir das Heimspiel gewinnen. Die letzten beiden Male haben wir 0:4 (2014 im Halbfinal-Rückspiel, d.Red.) und 1:2 (2017 im Halbfinal-Hinspiel) verloren, das war jeweils entscheidend."
Ihre Hoffnung ziehen die Bayern aus der aktuellen Form und dem besonderen Zusammenhalt in der Mannschaft. Rummenigge meinte: "Wir haben den Siegeswillen, den Kampfgeist." Exemplarisch dafür steht Arturo Vidal, der das Saisonfinale nach seiner Knie-OP verpassen wird. Der Chilene habe der Mannschaft schöne Grüße ausrichten lassen, verriet Heynckes. Das sei beim Team gut angekommen. Vidals Pech ist nun eine Extra-Motivation für Bayern im Endspurt. Heynckes: "Ich habe ihm gesagt: 'Wir spielen auch für dich.'"