FC Bayern München: Uli Hoeneß im Schwabenhimmel

Nach dem knappen 1:0-Sieg beim VfB Stuttgart blickt Uli Hoeneß schon auf den Pokalkracher gegen Borussia Dortmund am Mittwoch - und das mit großem Optimismus.
Dann schwäbelte Uli Hoeneß sogar, er, der gebürtige Schwabe, der am 5. Januar 1952 in Ulm das Licht der Welt erblickte. "Ha noi", sagte der Präsident des FC Bayern. "Des isch a gud Frag!" oder auch: "Hasch heid au gud gschlaf?" Die Fans im Saal jubelten.
Und es wurde noch lauter, als Hoeneß zugab: "Ehrlich gesagt, kann ich den schwäbischen Dialekt nicht mehr so gut, aber eines ist sicher: Wenn ich in die Nähe von Ulm komme, habe ich Heimatgefühle."
Ein Tag wie im Schwabenhimmel war dieser Samstag – für Hoeneß und den FC Bayern. Zunächst der Drama-Sieg beim VfB Stuttgart, den Thomas Müller mit seinem Tor zum 1:0 (79. Minute) und der famose Torhüter Sven Ulreich mit dem gehaltenen Foulelfmeter in der Nachspielzeit sicherten (hier den Spielbericht nachlesen). Ein "hochverdienter Sieg", wie Hoeneß später anmerkte. Dabei hatte der VfB eine Partie auf Augenhöhe geboten, ein Remis wäre gerecht gewesen.
Doch das störte den wie berauscht wirkenden Hoeneß nicht, als er in den zweiten Teil des Tages überging. Nach Schlusspfiff machte sich das Bayern-Oberhaupt auf den Weg nach Schießen, Gemeinde Roggenburg, in Mittel-Schwaben, nicht weit von Ulm entfernt.
Der Fanklub "Red-White Dynamite" hatte Hoeneß zur Weihnachtsfeier eingeladen. Und der Präsident schwäbelte nicht nur – er feuerte bei seinem Besuch auch mächtig los. Die AZ war dabei.
Thema DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund am Mittwoch
"Wir werden alles an Gas geben, damit wir Dortmund aus dem Pokal raushauen!", rief Hoeneß den Fans zu. Er sei nach dem Stuttgart-Spiel in der Kabine gewesen und habe festgestellt, "dass die Jungs gut drauf sind und unbedingt gewinnen wollen".
Thema Trainerzukunft
Mit der Verpflichtung von Jupp Heynckes habe man "den Lotto-Sechser gewonnen", sagte Hoeneß, "mit Zusatz, mit Jackpot". Der Präsident scheint den Plan noch immer nicht aufgegeben zu haben, Heynckes über das Saisonende hinaus halten zu können.
Kurzerhand ließ er die 300 Fans abstimmen – sie votierten erwartungsgemäß mit 300:0 für einen Heynckes-Verbleib. "Ich werde Jupp das Endergebnis mitteilen", kündigte Hoeneß an. "Und dann schauen wir mal, was er nach Weihnachten dazu sagt."
Thema Triple-Sieg
Man wolle so lange wie möglich "auf drei Hochzeiten tanzen", sagte Hoeneß. Heißt: Triple-Jagd! "Die Spieler sind motiviert, es ist eine fantastische Kameradschaft entstanden, ein fantastischer Geist. Und dann wollen wir mal schauen, was im Frühjahr alles so passiert", sagte Hoeneß.
Thema Vertragsverlängerung mit Franck Ribéry und Arjen Robben
"Im Februar oder März werden Karl-Heinz Rummenigge und Hasan (Sportdirektor Salihamidzic, d. Red.) die ersten Gespräche mit ihnen führen", sagte Hoeneß: "Die beiden wissen, dass wir nie einen Spieler fallenlassen."
Thema Sandro Wagner
Hoeneß bestätigte, dass man den Hoffenheim-Stürmer weiter als Back-up für Robert Lewandowski verpflichten wolle. "Es hängt auch davon ab, wie wir am Mittwoch spielen", erklärte der Präsident: "Wenn wir in drei Wettbewerben überwintern, ist der Bedarf an guten Spielern noch größer." Wie der kicker meldet, soll Wagner für etwa zwölf Millionen Euro kommen, es soll nur noch um kleine Details gehen.
Thema Franz Beckenbauer
Als es um den Kaiser ging, wurde Hoeneß emotional. Beckenbauer befinde sich nach seiner Herz-Operation aktuell in Bad Wiessee, in Hoeneß’ Wohnort also, zur Reha. "Es ging ihm nach der OP nicht so gut", verriet Hoeneß.
"Jetzt geht es ihm etwas besser. Wir sind in regelmäßigem Kontakt, wir gehen ein, zweimal die Woche essen." Beckenbauer habe "nicht nur schwer an seiner Krankheit zu tragen, sondern auch an dem ganzen Theater um seine Person", sagte Hoeneß weiter – und forderte: "Ich würde daran appellieren, ihn endlich in Ruhe zu lassen. Er hat Unglaubliches geleistet und nichts in seine Tasche gesteckt."
Thema Transferpolitik
"Wir sehen uns außer Stande einen Neymar, den ich übrigens gar nicht so gut finde, für 222 Millionen Euro zu kaufen", sagte Hoeneß – und wurde dafür gefeiert. Einen Sparkurs wolle er den Bayern aber gewiss nicht auferlegen. "Wir werden sicher einen größeren Transfer machen, wenn wir Bedarf sehen, auch mal 50, 60, 70 Millionen ausgeben."
Ein ganzer Schwabe ist Uli Hoeneß dann eben doch nicht mehr.
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