FC Bayern München: Philipp Lahm wandelt auf Franz Beckenbauers Spuren

München - Das Triple ist noch drin für Philipp Lahm, das Abschiedstriple. Vier Jahre nach 2013, als der gebürtige Münchner in die Geschichte des FC Bayern einging. Keinem Kapitän war es in der Vereinshistorie gelungen, Champions League, Meisterschaft und DFB-Pokal in einer Saison zu gewinnen. Lahm, 33 Jahre alt, in den letzten drei Monaten seiner aktiven Karriere, könnte es ein zweites Mal schaffen.
Wie viele Titel zu seinen bisher 20 mit dem FC Bayern, zu den sieben Meisterschaften, sechs Pokalsiegen und dem Champions-League-Triumph 2013 hinzukommen, ist für die Bewertung von Lahms Karriere im Grunde einerlei.
Noch höher anrechnen muss man ihm die Konsequenz, mit der er seinen Abschied verkündete, wie stringent und klar er in Sachen Lebensplanung handelt. "Irgendwann ist es einfach zu Ende, und das Ende will ich selber bestimmen", hatte Lahm gesagt. Und wenn es ein Jahr vor dem ursprünglich vereinbarten Vertragsende ist.
Dann verzichtet einer wie Lahm eben auf das wohl zweistellige Millionen-Gehalt. Hauptsache, ein klarer Schlussstrich ist gezogen.
Der Posten des Sportdirektors, von den Bayern-Bossen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge für den Zeitraum ab dem 1. Januar 2018 vorgesehen, war nichts für ihn. Lahm lehnte ab. Ein Christian Nerlinger, von 2009 bis 2012 im Amt, mehr Teammanager denn Sportdirektor, wollte Lahm nicht sein. Schon gar nicht ohne zeitlichen und emotionalen Abstand zur Mannschaft, mit der er bis Mai - wenn es gut geht bis zum Champions-League-Finale am 3. Juni in Cardiff – die Kabine teilt.
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Den Posten des Sportvorstands mit weitreichenderen Kompetenzen hätte er sich vorstellen können. Doch das kam zu früh. Irgendwann mal, in ferner Zukunft. Die Bayern halten ihm die Türe offen. Erst einmal nimmt er sich "ein kleines Break" wie Lahm es nannte, weil er "gerne vorbereitet" ist. Und kümmert sich um die Unternehmen, in die er sich eingekauft hat.
Halbe Sachen macht Lahm nicht. Das mussten schon Michael Ballack vor der WM 2010 erfahren, als der Mittelfeldspieler und Star der DFB-Elf verletzungsbedingt auf das Turnier in Südafrika verzichten musste. Lahm übernahm die Kapitänsbinde und sah danach keinen Grund, diese wieder herzugeben.
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Oder Joachim Löw, der Bundestrainer. Als dieser am Morgen nach dem WM-Gewinn 2014 in Rio das Frühstück genießen wollte, eröffnete Lahm, dass er seine Karriere im Nationaltrikot beenden wolle. Klare Kante – dafür stand Lahm schon immer.
Nun geht er auf Abschiedstournee durch die Stadien. Dass er dabei fürchterlich sentimental werden dürfte, ist unwahrscheinlich. 14 Bundesliga-Spiele sind es noch, sieben in der Allianz Arena, sieben auswärts (bei Hertha BSC am Samstag, danach noch in Köln, Gladbach, Hoffenheim, Leverkusen, Wolfsburg und Leipzig). Alles Stadien, in denen er x-mal gespielt hat.
Mit Sprechchören gefeiert
Dazu kommt mindestens ein DFB-Pokalspiel, das Viertelfinale gegen Schalke (1. März), und mindestens die beiden Partien im Champions-League-Achtelfinale gegen den FC Arsenal (am heutigen Mittwoch im AZ-Liveticker und am 7. März).
Doch in wenigen Wochen ist die Karriere vorbei. Weil Fans schon immer ein gutes Gespür dafür haben, wenn sie merken, dass einer bald wirklich fehlen wird, feierten sie Lahm, ihren Kapitän auf Zeit, nach dem 2:0 in Ingolstadt mit Sprechchören.
Mit dieser Partie hat der Rechtsverteidiger sein 502. Pflichtspiel für die Bayern absolviert und liegt nun im ewigen Ranking auf Platz sieben vor Bernd Dürnberger (501). Wenn Lahm mit Bayern alle ausstehenden 14 Ligaspiele bestreitet, in den Cup-Wettbewerben die Finals erreicht (maximal sieben Spiele in der Königsklasse und drei im Pokal) und dabei immer auf dem Platz steht, kommt er am Ende auf 526 Spiele.
Damit stünde er auf einer Stufe mit Franz Beckenbauer. Er, Kaiser Lahm.
Die Top Ten des FC Bayern
1. Oliver Kahn 632 Pflichtspiele/0 Tore
2. Sepp Maier 612/0
3. Gerd Müller 560/506
4. Klaus Augenthaler 545/74
5. Georg Schwarzenbeck 541/29
6. Franz Beckenbauer 526/54
7. Philipp Lahm 502/16
8. Bernd Dürnberger 501/53
9. Bastian Schweinsteiger 500/68
10. Mehmet Scholl 469/117