FC Bayern München: Noch-Schalker Leon Goretzka spielt vor
München - Zu groß ist die Dominanz, zu groß der Vorsprung. Der FC Bayern erdrückt die Konkurrenz, spielt in seiner eigenen Liga. Seit 32 Heimspielen ist man dahoam unbesiegt, bei sechs Unentschieden-Unfällen.
Bei den letzten 45 Auftritten in der Allianz Arena trafen die Bayern stets mindestens einmal. 53 Zähler nach 21 Spieltagen – nur einer weniger als in der Triumph-Saison 2012/13. In der aktuellen Münchner Schneeluft liegt das Triple-Aroma. Zukunftsduft.
Man formuliert Ziele, hegt Hoffnungen, hat Sehnsüchte. Deren Machbarkeitsstudie wird jedoch erst im April oder Mai zu Tage treten. Mit der Gegenwart, dem Besuch vom FC Schalke 04 am heutigen Samstag in Fröttmaning (18:30 Uhr live bei Sky und im AZ-Liveticker), beschäftigt sich hauptsächlich Trainer Jupp Heynckes.
"Es ist eine große Aufgabe bei den Bayern"
Die Bosse dagegen können sich eine Zukunft ohne ihren Jupp kaum vorstellen, müssen aber unabhängig von seiner Entscheidung die Kaderplanung vorantreiben. In der Gegenwart ist der FC Bayern zu gut, zu stabil – also spielt die Zukunftsmusik in den Köpfen.
Ein wesentlicher Baustein des neuen Teams ab der kommenden Saison heißt Leon Goretzka. Diesen Samstag zeigt er sich noch einmal im Trikot seines bisherigen Arbeitgebers. "Natürlich brennt Leon auf diese Partie", sagte Schalke-Coach Domenico Tedesco, "es ist eine große Aufgabe bei den Bayern, das pusht ihn."
Bewerben aber muss sich der 23-Jährige, der seit 2013 für Schalke spielt, nicht mehr. Einige Duftmarken möchte der Mittelfeldspieler schon setzen – im Bayern-Revier, seiner künftigen Heimat. Goretzka kommt im Juli ablösefrei, hat einen Vertrag bis 2022 unterschrieben.
"Er muss das Anspruchsniveau kennenlernen. Denn erstens herrscht ein großer Konkurrenzkampf, zweitens muss man immer gewinnen", erklärte am Freitag Heynckes und warnte: "Es ist eine andere Welt, das wird auch Leon Goretzka zu spüren bekommen"
Setzt sich Vidal zur Wehr?
Aber auch der Planet Bayern hat die üblichen Mechanismen. Stichwort Platzhirsch-Gehabe. "Goretzka wird am Samstag seinem neuen Verein zeigen wollen, was sie mit ihm bekommen", sagt Sky-Experte Didi Hamann, von 1993 an fünf Jahre lang selbst im Becken der Mittelfeld-Haie des FC Bayern.
"Andererseits werden sich ein oder zwei Spieler in der Bayern-Kabine sagen: Wir zeigen dir mal, was hier Sache ist und was dich hier erwartet. Das ist eben die Herausforderung, wenn man zum FC Bayern wechselt."
Hamann findet: "Das gibt dem Spiel eine besondere Würze. Gerade für Arturo Vidal, dessen Zukunft wohl noch unbekannt ist, wird es ein besonderes Spiel werden." Der Chilene könnte trotz Vertrag bis 2019 das Goretzka-Opfer werden und seinen Platz bei Bayern verlieren. Er wird seinen Irokesen-Schnitt besonders stylen, extra scharf.
Goretzka: Neue Welt kann kommen
Gibt's Saures für Goretzka? "Das schließe ich aus", sagt Heynckes, "solche Überlegungen haben meine Spieler nicht. Ich gehe eher davon aus, dass jeder gute Spieler willkommen ist."
Als deutscher Nationalspieler ganz besonders. Der Traum vom "FC Bayern Deutschland" wird weiter forciert. Die Bayern wären, so Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, "wirklich im falschen Film gewesen, wenn wir uns nicht um Leon bemüht hätten."
Dass man Goretzka der Bundesliga erhalten habe, so viel bayerische Großzügigkeit schlug anderen Bundesligisten auf den Magen. Doch das ist der Lauf der Liga, Fußball-Darwinismus.
Den Unmut der Schalker Fans, mittlerweile abgeebbt, hat Goretzka weggesteckt. Er sei "sehr reif" für sein Alter, attestierte ihm Heynckes. Ein Ritterschlag. Die neue Welt kann kommen.
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