FC Bayern München: Lieber Alonso oder Lahm? Joshua Kimmich im AZ-Interview

Im AZ-Interview spricht Joshua Kimmich über seine Talente abseits des Rasens, den Konkurrenzkampf beim FC Bayern, das Verhältnis zu Carlo Ancelotti und Ex-Verein RB Leipzig: "Ich gönne es ihnen".
von  Maximilian Koch
Kollegen bei Bayern – und Konkurrenten um einen Platz im zentralen Mittelfeld: Kimmich (l.) und Arturo Vidal. Kleines Bild: Der 21-Jährige aus Rottweil mit AZ-Reporter Maximilian Koch.
Kollegen bei Bayern – und Konkurrenten um einen Platz im zentralen Mittelfeld: Kimmich (l.) und Arturo Vidal. Kleines Bild: Der 21-Jährige aus Rottweil mit AZ-Reporter Maximilian Koch. © dpa/AZ

AZ: Herr Kimmich, was können Sie eigentlich besser: Singen oder Tennis spielen?
JOSHUA KIMMICH: (lacht) Beides ist nicht meine größte Stärke. Ich glaube aber, dass ich im Tennis ein bisschen besser bin.

Haben Sie nach Ihrem ersten Tor für Bayern singen müssen?
Nein, aber bei meinem Einstand. Da habe ich von Xavier Naidoo "Dieser Weg" gesungen.

Kommen wir zu Ihrem zweiten Hobby: Tennis. Wie oft stehen Sie auf dem Platz?
Wenn ich mich nicht am Daumen verletzt hätte (Kimmich trägt eine Manschette an der rechten Hand, Anm. d. Red.), wäre ich in dieser Woche mal wieder aktiv gewesen. Wenn wir keine Englische Woche haben, spiele ich regelmäßig.

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"Ich bin sehr ungeduldig"

Manuel Neuer gilt als bester Tennisspieler der Mannschaft. Es soll da mal ein Match zwischen Ihnen beiden gegeben haben, in dem Neuer ziemlich klar gewonnen hat.
Ja, das war beim DFB letzten Sommer vor der EM. Manu hat die Grundtechnik, die mir ein bisschen fehlt. Mit der Rückhand tue ich mich schwer, der Aufschlag ist tagesformabhängig. Ich komme über die Vorhand (lacht). Bevor es zu einer Revanche gegen Manu kommt, muss ich noch ein bisschen trainieren.


Sand statt Rasen: Kimmich und Manuel Neuer mit Bernd Leno und Jonathan Tah beim Tennis. Foto: facebook.com/manuel.neuer

Sind Sie eigentlich ein geduldiger Mensch?
Nein, im Gegenteil, ich bin sehr ungeduldig. Aber was den Konkurrenzkampf bei uns angeht, kann ich das gut einschätzen – wobei ich natürlich hoffe, in den nächsten Wochen wieder zu mehr Einsatzzeiten zu kommen.

Am Samstag in Bremen könnte es so weit sein, Arturo Vidal droht auszufallen. Sie sind die erste Option als Ersatz für ihn.
Ich hoffe natürlich, dass ich mal wieder ein Spiel von Anfang an machen darf – unabhängig davon, ob Arturo verletzt ist.

Sie sind ja sehr vielseitig, können im Mittelfeld spielen, in der Innenverteidigung, als Rechtsverteidiger. Würden Sie lieber der neue Alonso oder der neue Lahm werden?
Alonso und Lahm sind großartige Spieler. Aber ich habe schon gesagt, dass ich mich im Zentrum eher zuhause fühle, auch wenn ich die anderen Positionen genauso spielen kann. Gerade als Rechtsverteidiger spiele ich sehr gerne, das mache ich ja auch in der Nationalmannschaft.

Xabi Alonso hat Sie zuletzt sehr gelobt. Ist er ein Vorbild für Sie?
Na klar. So einen Spieler kann man sich immer zum Vorbild nehmen. Was er erreicht hat, in welchem Alter er noch auf diesem Niveau spielt, das ist nicht selbstverständlich.

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Fehlt Ihnen Pep Guardiola? Immerhin hat er gesagt, Sie seien fast sein Sohn gewesen.
Nein, das ist im Fußball so. Ich hatte auch in Leipzig einen Trainer, Alexander Zorniger, der mich sehr gefördert hat. Es ist als Spieler nicht verkehrt, wenn man unterschiedliche Trainer hat, weil man dann auch verschiedene Ansätze kennenlernt. Natürlich hat es mich Freude, dass Pep so viel Vertrauen in mich hatte.

"Mein persönlicher Maßstab ist ein anderer geworden"

Hatten Sie denn auch Vatergefühle für Pep?
(lacht) Nein, diesen Vater-Sohn-Spruch hat er ja aus der Emotion heraus gesagt. Aber er hat mir letzte Saison schon weitergeholfen, ein besserer Spieler zu werden.

Spüren Sie unter Ancelotti das gleiche Vertrauen?
Natürlich, ich habe ja auch in der Vorrunde meine Einsatzzeit bekommen. Aber mein persönlicher Maßstab ist im Laufe der vergangenen eineinhalb Jahre ein anderer geworden. Letzte Saison bin ich als Zweitligaspieler zu Bayern gewechselt. Jetzt im Sommer bin ich als Nationalspieler von der EM zurückgekommen.

Kommen wir zu RB Leipzig und zu Ihrem Ex-Kollegen Yussuf Poulsen, mit dem Sie in Leipzig in einer WG gewohnt haben. Hat er Ihren Namen auf der Klingel inzwischen entfernt?
Ich war letztes Jahr kurz vor unserem Spiel gegen RB bei ihm, da stand mein Name noch drauf.

Haben Sie eine Meisterwette mit Poulsen abgeschlossen?
Nein, noch nicht.

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"Es ist immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen"

Würden Sie diese Wette eingehen?
Klar. Ich würde auf jeden Fall auf uns wetten! Aber man muss schon sagen, dass die Leipziger eine sehr konstante Saison spielen. Das freut mich auf der einen Seite für die Jungs, das gönne ich ihnen von ganzem Herzen. Aber noch schöner ist es natürlich, dass wir drei Punkte vor ihnen stehen.

Bekommen Sie den Haushalt gut allein hin, da Sie in München nahezu alleine leben?
Ich bin ja quasi gezwungen, das zu machen (lacht). Mit der Wäsche bin ich noch nicht so gut. Staubsaugen geht, ich halte es schon relativ sauber, allein mache ich ja auch wenig Dreck.

Im Sommer steht für das DFB-Team der Confed Cup an. Einige Ihrer Kollegen haben schon signalisiert, nicht unbedingt spielen zu wollen. Hätten Sie denn Lust?
Ja, auf jeden Fall. Natürlich muss ich erst nominiert werden. Aber wenn ich die Möglichkeit habe, dabei zu sein, sehr gerne. Es ist immer eine Ehre, für Deutschland zu spielen. Ich habe ja auch noch nicht so viele Länderspiele und Turniere wie andere Jungs. Die EM war das erste Turnier für mich. Es ist für mich jedes Mal etwas Besonderes, für Deutschland zu spielen.

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