FC Bayern München: Jupp Heynckes macht es

München - Mats Hummels versuchte, möglichst ernsthaft zu schauen, sprach dann entschlossen und mit bedrückter Mimik: "Ich habe bisher mit Jupp Heynckes nur schlechte Erfahrungen gemacht." Die Reporter im "Windsor Park" von Belfast zogen nach dem 3:1 des DFB-Teams in Nordirland die Augenbrauen zusammen, blickten sich verwundert an.
Sogleich aber löste der Innenverteidiger der Nationalelf und des FC Bayern seine kleine rhetorische Finte auf: "Wir haben leider 2013 das Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund gegen ihn und seine Bayern verloren." Hummels lächelte: "Von den anderen habe ich viel Gutes über ihn gehört."
Heynckes übernimmt ab Dienstag
Ab Dienstag wird Heynckes sein neuer Trainer. Dann steigen die Nationalspieler des FC Bayern wieder ins Training ein, bereits am Tag zuvor tritt der 72-Jährige seinen Job in München mit einer Medien-Präsentation um 11:30 Uhr an. "Er ist zum jetzigen Zeitpunkt der ideale Trainer für den FC Bayern", bestätigte Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge am Freitagnachmittag die sensationelle Rückkehr.
Der Vertrag läuft bis 30. Juni 2018. Dann könnte Hoffenheim-Coach Julian Nagelsmann (30) übernehmen. Der ebenfalls gehandelte Thomas Tuchel twitterte: "Ich wünsche dir alles Gute, lieber Jupp Heynckes!"
Der Nachfolger des entlassenen Carlo Ancelotti soll die Mannschaft aus der Krise und bis zum Saisonende zu möglichst vielen Titeln führen. "Ich wäre zu keinem anderen Verein der Welt zurückgekehrt, aber der FC Bayern München ist eine Herzensangelegenheit für mich", sagte Heynckes und erklärte dem Kicker, es sei "kein Comeback", vielmehr "ein Freundschaftsdienst – und ich habe es nur gemacht, weil ich dem FC Bayern unglaublich viel zu verdanken habe."
Heynckes wirkt tatendurstig
Heynckes fügte tatendurstig hinzu: "Ich habe ein sehr gutes Gefühl dabei, es kann sofort losgehen." Sein Rückkehr-Spiel ist die Heimpartie am 14. Oktober gegen den SC Freiburg. Jupp, Jupp, hurra!
Vorhang auf für Heynckes’ vierte Amtszeit beim Rekordmeister – auch ein Rekord. Aber nicht ohne seine "Hermanns", ohne Peter Hermann (65), bis Freitag als Co-Trainer von Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag und Hermann Gerland (63), der bis Saisonende von seinem Job als sportlicher Leiter des neuen Nachwuchsleistungszentrums abgezogen wird.
Boateng: "Bessere Lösung gibt es nicht"
Zusammen ist das neue, alte Trainertrio stolze 200 Jahre alt. Für Interimstrainer Willy Sagnol, erst 40, der das Team bei Hertha BSC (2:2) coachte, gibt es wohl keine Zukunft in München. Boateng: „Eine bessere Lösung gibt es nicht“ Die Bayern-Profis sind begeistert vom neuen, alten Trainer.
Jérôme Boateng, den Heynckes während seiner letzten Amtszeit in München von 2011 bis 2013 zum Weltklasse-Innenverteidiger geformt hatte, erklärte feierlich: "Eine bessere Lösung gibt es nicht. Er kennt den Verein und die Spieler in- und auswendig." Heynckes sei "ein ganz großer Trainer mit viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung", er komme "gut mit den Oberen zurecht".
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Löw: "Tolle Ausstrahlung"
Mit den Bossen Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß, dem Initiator des Heynckes-Comebacks, dessen Freund fürs Leben. Die Frage nach Heynckes war auch für DFB-Teammanager Oliver Bierhoff eine gute Gelegenheit, eine feine Spitze Richtung München loszulassen. Der neue, alte Coach sei eine "herausragende Trainerpersönlichkeit" und "sicherlich jemand, der dem Umfeld in dieser Unruhe dienlich wäre".
Für Joachim Löw ist Heynckes ein "unglaublich erfahrener Trainer, der eine tolle Ausstrahlung hat". Als Scherz fügte der Bundestrainer hinzu: "Wenn er noch ein paar Mal zurückkehrt, wird er vielleicht irgendwann mein Nachfolger."
Ein Makel beim FC Bayern
Erstaunt über den Coup mit Heynckes zeigte sich Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer. "Ich bin überrascht, dass sich der Jupp das Wagnis antut. Je mehr ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir seine Rückkehr", sagte Beckenbauer zu Bild.
Dabei war der Kaiser selbst zwei Mal als Trainer in der Not eingesprungen – in den Rückrunden 1994 und 1996. Einmal gewann Bayern die Meisterschaft (‘94), einmal den Uefa-Cup (‘96). Heynckes übrigens gelang bei seinen drei vorherigen Bayern-Engagements im ersten Jahr nie die Meisterschaft.