FC Bayern München: Holger Badstuber über sein Comeback gegen den FC Augsburg
München - Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen und es wurde plötzlich laut in der Allianz Arena. Es war kein Tor gefallen und die Darbietung des FC Bayern in der zweiten Pokalrunde gegen den FC Augsburg (3:1) hatte auch ansonsten nicht gerade für große Begeisterung auf den Rängen gesorgt.
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Es lief bereits die 81. Spielminute, als sich der emotionale Höhepunkt der Partie anbahnte: Holger Badstuber machte sich zur Einwechslung bereit. Die Fans feierten ihn frenetisch mit „Badstuber“-Sprechchören. „Das war Emotion pur. So empfangen zu werden, das geht unter die Haut – einfach geil“, sagte der 27-Jährige nach seinem ersten Pflichtspieleinsatz seit 259 Tagen. Am 10. Februar hatte er zum bislang letzten Mal auf dem Platz gestanden, ebenfalls im Pokal, beim 3:0 gegen den VfL Bochum. Im geheimen Abschlusstraining vor dem darauffolgenden Spiel beim FC Augsburg brach er sich dann das Sprunggelenk im linken Fuß. Nun schloss sich für Badstuber ausgerechnet gegen den FCA der Kreis.
Badstubers lange Leidensgeschichte
„Was die Fans auf die Beine stellen, ist atemberaubend. Natürlich saugt man die Stimmung auf, ich habe das ja schon ein paar Mal erlebt“, erinnerte er an seine lange Leidensgeschichte, auf die er in seiner Karriere bereits zurückblickt. Diese begann einst im Dezember 2012 mit einem Kreuzbandriss, dem ein Jahr später ein weiterer und nach insgesamt 20-monatiger Pause dann verschiedene Muskelrisse folgten. Ganz zu schweigen von etlichen Operationen und Comebackversuchen. Der Nationalspieler verpasste so unter anderem den Triple-Gewinn 2013 mit dem FC Bayern sowie den Weltmeistertitel 2014 und die Europameisterschaft in diesem Jahr.
Nun also das nächste Comeback. Und was ist dieses Mal anders? „Dass es das letzte Mal ist, dass ich nach einer langen Verletzung zurückkomme“, befand Badstuber: „Ich habe das für mich abgeschlossen, ich will jetzt dauerhaft fit und bei der Mannschaft bleiben.“ Auch Karl-Heinz Rummenigge hofft, dass Badstuber „jetzt lange, lange gesund bleibt“. „Er hat Monate Aufbautraining hinter sich und kämpft ja immer wie ein Verrückter“, sagte der Vorstandsboss des FC Bayern: „Dass sich das ganze Stadion dann erhebt, hat er sich verdient. Wir sind alle sehr glücklich, dass er zurück ist.“
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Kapitän Philipp Lahm sagte: „Jeder, der Fußball liebt, will, dass Holger fit und gesund bleibt.“ Thomas Müller ergänzte: „Holger hat eine bittere Vergangenheit, aber er macht einen guten Eindruck. Er ist im Training wieder sehr geschmeidig unterwegs“. Und auch Mats Hummels fand es „eine schöne Geschichte“, nachdem er für Badstuber vom Feld gegangen war.
"Ich höre auf die Signale“
Badstuber selbst ist nun zuversichtlich, einen Weg gefunden zu haben, „bei dem ich mich sehr wohl fühle“. Er kenne inzwischen seinen Körper, „und ich höre auf die Signale“. Sein Trainer Carlo Ancelotti bescheinigte Badstuber, „20 Tage sehr gut trainiert“ zu haben. Daher sei es auch kein Risiko gewesen, den Abwehrspieler beim Spielstand von 2:1 zu bringen, erklärte der Italiener: „Er hat Qualität, Erfahrung und alles, was es braucht, um bei Bayern zu spielen.“ Mit Hummels, Jérôme Boateng und Javi Martínez allerdings auch drei Konkurrenten, die stärker kaum sein könnten. Als einziger Linksfuß könnte Badstuber aber durchaus zu einer interessanten Alternative in der Innenverteidigung werden, sofern er gesund bleibt und seine Form findet.
„Es fehlt noch was. Ich befinde mich in einem Prozess. Das Ziel ist Langfristigkeit, um die Leistung steigern zu können“, sagte er, „und an ein Limit zu kommen, das ich noch nie hatte.“