FC Bayern München gegen Atlético Madrid: St. Ancelotti und Krampus Diego
München - Das sind diese Kuriositäten des Fußballs: Wer hat dem FC Bayern seine letzte Niederlage in einem Heimspiel der Champions League zugefügt? Na? Carlo Ancelotti, der damalige Coach von Real Madrid.
Seit dem 29. April 2014, dem 0:4 im Halbfinal-Rückspiel gegen die Königlichen, einer der schwersten Niederlagen für Pep Guardiola, haben die Bayern sämtliche 14 Heimspiele hintereinander gewonnen in der Königsklasse, bei einem Torverhältnis von 52:8. Sogar gegen den Gegner vom Dienstag: Atlético Madrid. Doch das 2:1 nach einem 0:1 im Hinspiel bedeutete das Halbfinal-Aus in der vergangenen Saison, es war wertlos – und zugleich Guardiolas letztes Champions-League-Spiel als Bayern-Coach.
Nun geht es wieder gegen Atlético, diesmal mit Ancelotti, aber die Partie ist – rein tabellarisch was den Ausgang der Vorrundengruppe betrifft – schon vor dem Anpfiff (20.45 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) bedeutungslos. Bayern ist Zweiter, kann seinen neuen Angstgegner Atlético, bei dem man im September wieder verloren hatte (0:1), nur noch ein wenig ärgern, aber nicht mehr überholen. Aus dem geplanten Festspiel um Gruppenplatz eins ist ein reines Testspiel geworden. Oder nicht, Signor Ancelotti? "Wir wollen ein gutes Spiel machen, uns gut präsentieren, unsere Leistung aus den letzten beiden Spielen bestätigen", betonte der Italiener am Montagmittag, "die Motivation ist in Spielen gegen solch einen starken Gegner immer sehr hoch." Um was geht es also neben dem Prestige, der Ehre und dem Geld, den 1,5 Millionen Euro Siegprämie für einen Erfolg?
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Um einen guten Abschluss der schlechten Champions-League-Vorrunde, also ums gute Gefühl. Drei Pleiten in sechs Partien (neben dem Hinspiel verlor man vor zwei Wochen mit 2:3 beim russischen Verein FC Rostow) wären zu viel – ein Makel, der an Carlo Ancelotti hängenbleiben würde, der über die Winterpause bis zum nächsten Einsatz in Europa, dem Achtelfinal-Heimspiel der Bayern Mitte Februar (Auslosung am kommenden Montag), ständig thematisiert werden würde.
Ancelottis "Weihnachtsbaum"
Doch zunächst der Rückblick: Letzte Woche, als man nach langer Zeit ohne ein Spiel ein paar Tage konsequent trainieren konnte, änderte Ancelotti vor der Partie in Mainz das System. Weg von seinem Leib- und Magensystem 4-3-3 (Tannenbaum) hin zum 4-2-3-1 mit einem defensiven Mittelfeldspieler weniger und einer hängenden Spitze (Thomas Müller). "Mein Weihnachtsbaum" ("Il mio Albero di Natale") hieß ein Buch über Fußballtaktik, das während Ancelottis Zeit als Coach von Real auf Italienisch erschien.
Nun machte der Coach, weil er die Lücken im Zentrum erkannte, weil die Statik des Spiels in Vor- und Rückwärtsbewegung hakte, einen Schritt auf die Mannschaft zu, gab seinen Spielern ihr vertrautes System zurück. Ein Geschenk. "Wir können mit mehreren Optionen spielen, das Team hat die Qualität", sagte Ancelotti und erklärte: "Im 4-3-3 haben wir mehr Ballbesitz, im 4-2-3-1 mehr Tiefe im Angriff. Wir haben das im Training ausprobiert, das ist nichts Neues für die Spieler." Die waren begeistert, das flotte 3:1 in Mainz der Beleg dafür.
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Also tritt Ancelotti als Heiliger Carlo auf, als Nikolaus, der seine Spieler mit ihrem alten System beschenkt – passenderweise findet das Spiel am 6. Dezember statt. Nicht nur das. Gegen Atlético dürfen einige der Reservisten wie Rafinha, Juan Bernat, die Außenverteidiger, und womöglich auch Holger Badstuber und Renato Sanches ran. "Ja, ich werde einige Wechsel vornehmen", sagte Ancelotti, "wir wollen mit hoher Intensität spielen, daher will ich einige frische Spieler aufstellen."
Um seinen Gegenüber Diego Simeone, als Atlético-Coach gegen die Bayern stets in der Rolle des Krampus, endlich mal in den Sack zu stecken.